Hessischer Denkmalschutzpreis Preis für Hattersheimer Stadthalle und sechs weitere Denkmäler
Eine restaurierte Stadthalle, ein alter Lokschuppen und ein historisches Schultheißenhaus sind am Montag mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet worden. Ein wichtiges Kriterium war die Nachhaltigkeit.
Stadthallen wie die von Hattersheim gibt es zu Dutzenden in Hessen. Gebaut in den 1960er bis -70er Jahren häufen sich mit der Zeit die Probleme, vom Brandschutz bis zum Energieverbrauch. Oft scheint ein Abriss die einzige Lösung. Auch das Schicksal der 1968 erbauten Stadthalle von Hattersheim (Main-Taunus) schien besiegelt, als sie 2013 wegen fehlenden Brandschutzes geschlossen werden musste.
Doch die Stadt entschloss sich zur Restaurierung. Herzstück ist nun die Rotunde mit Lichtkuppel, die nach Originalplänen mit brandschutztechnischen Ergänzungen gebaut wurde. Für die gelungene Sanierung erhielt Hattersheim am Montag von Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn (Grüne) den ersten Platz des Hessischen Denkmalschutzpreises in der Kategorie "Öffentliches Bauen".
Beispiele für nachhaltiges Wirtschaften
Dorn dankte allen Preisträgern laut vorab veröffentlichtem Statement dafür, dass sie mit dem Erhalt bestehender Bausubstanz und der Wieder- und Weiterverwendung historischer Baumaterialien einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften und verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt leisteten. Die weiteren Preisträger im Überblick:
Darmstadt: Welterbe-Schmuckstück Großes Haus Glückert
Limburg: Gasthof Goldener Löwe wiederbelebt
Niederbrechen: Schmuckstück im Ortskern
Fulda: Familienerbstück am Paulustor
Hünfelden: Beispielhafter Hof aus dem 16. Jahrhundert
Marburg: Modernes Veranstaltungszentrum im alten Lokschuppen
Drei Preise für ehrenamtliches Engagement
Welterbe-Schmuckstück: Großes Haus Glückert in Darmstadt
Für die Sanierung des Großen Hauses Glückert erhält die Stadt Darmstadt den zweiten Platz in der Kategorie "Öffentliches Bauen". Die 1901 erbaute Villa war von Joseph Maria Olbrich als Ausstellungshaus geplant und ist ein zentraler Bau im Ensemble der Welterbestätte Mathildenhöhe.
Da es im Gegensatz zu vielen anderen Gebäuden der Künstlerkolonie nicht im Krieg zerstört wurde, spiele es bei der Vermittlung des Welterbes eine große Rolle, so das Wissenschaftsministerium.
Gasthof wiederbelebt: Goldener Löwe in Limburg
Für die Renovierung des ehemaligen Gasthofs Goldener Löwe in Limburg erhält Bauherr Achim Kramb einen ersten Preis in der Kategorie "Privates Bauen" und 6.500 Euro. Seit dem Abschluss der Arbeiten werde das Gebäude wie schon vor 170 Jahren als Gaststätte mit Ferienwohnungen genutzt, lobt die Jury.
Schmuckstück im Ortskern: Schultheißenhaus in Niederbrechen
Ein weiterer erster Preis und 6.500 Euro Preisgeld gehen an Elke Klus und Lars Weuster für die Rettung des Schultheißen-Hauses in Brechen-Niederbrechen (Limburg-Weilburg).
"Geduldig trugen sie dicke Schichten von Tapeten, Putz und Holz ab und legten historisches Fachwerk frei, das sie in traditioneller Zimmermannstechnik mit Hölzern aus Zweitverwendung sanieren ließen", heißt es in der Begründung.
Familienerbstück: Villa Paulustor in Fulda
Auch der mit 4.000 Euro dotierte zweite Platz in der Kategorie "Privates Bauen" wurde zweimal vergeben: Bauherrin Sibylle Honka setzte die Villa Paulustor 8 in Fulda instand.
Die Jury zeigte sich beeindruckt von den Recherchen der Eigentümerin zur Geschichte des Hauses, das ihr Urgroßvater 1934 erbauen ließ.
Beispielhafter Hof aus dem 16. Jahrhundert in Hünfelden
Veronika und Jörg Brühl erhalten ebenfalls 4.000 Euro für die Instandsetzung des historischen Spechtshofes in Hünfelden-Kirberg (Limburg-Weilburg).
Mit der Maßnahme gelang es ihnen, den Gesamteindruck des ehemaligen Sitzes eines niederadeligen Ministerialen aus dem 16. Jahrhundert wiederherzustellen, so die Jury.
Modernes Veranstaltungszentrum im alten Lokschuppen
Für die Um- und Weiternutzung eines alten Lokschuppens in Marburg erhält Gunter Schneider den Preis in der Kategorie Industriedenkmalpflege und 4.000 Euro.
Anhand eines 3D-Modells habe er das Tragverhalten der Mauer und der maroden Dachkonstruktion nachvollzogen, so die Jury, und damit ein Veranstaltungszentrum geschaffen, in dem neue Bauteile mit historischer Substanz harmonieren.
Drei Preise für ehrenamtliches Engagement
Neben den öffentlichen und privaten Bauherren werden mit dem Denkmalschutzpreis auch ehrenamtliche Initiativen geehrt. Die Hessische Staatskanzlei vergibt dafür je 2.500 Euro. Ausgezeichnet werden dieses Jahr der Kulturverein Alte Kirche Bürgeln, einem Ortsteil von Cölbe (Marburg-Biedenkopf). Der Verein stemmte nicht nur die Sanierung der Kirche in der Ortsmitte, sondern organisiert dort auch Konzerte und andere Veranstaltungen.
Die Genossenschaft Unser Oberhof erhält den Preis für den Umbau der früheren Staatsdomäne im Bad Homburger Ortsteil Ober-Erlenbach (Hochtaunus) zu einem inklusiven Mehrgenerationenhaus, und der Historiker Wilhelm Ott aus Dreieich (Offenbach) für die digitale Dokumentation historischer Grenzsteine auf einer eigenen Webseite.