Proteste bei Maifestspielen "No Netrebko"-Rufe bei Netrebko-Konzert in Wiesbaden
Hunderte Menschen haben vor dem Staatstheater in Wiesbaden gegen einen Auftritt der russischen Sopranistin Anna Netrebko protestiert. Der ukrainische Generalkonsul bezeichnete die Einladung der Sängerin als "menschenverachtend".
"Keine Bühne für Putins Freunde" und "Blood on your hands" steht auf Plakaten, die die Demonstrierenden vor dem Staatstheater in die Höhe halten. Auch "Mördersängerin" ist zu lesen. Viele rufen "No Netrebko".
Rund 450 Menschen haben am Freitagabend gegen einen Auftritt der russischen Starsopranistin Anna Netrebko protestiert. Viele der Demonstranten schwenken ukrainische Flaggen, tragen Blumen im Haar.
"Fassungslos über diese Einladung"
Musiker und Musikerinnen des Hessischen Staatsorchesters spielen die ukrainische Nationalhymne und die Europa-Hymne, viele singen mit. Beeindruckend sei das, sagt der Vorsitzende der Initiative Europa-Union, Peter Niederelz. Schließlich seien sie Angestellte des Staatstheaters. "Aber sie wollten ein Zeichen der Solidarität setzen - das ist bewundernswert."
Die Bürgerinitiative hatte zu der Kundgebung aufgerufen, nachdem der Intendant des Staatstheaters, Uwe Eric Laufenberg, Netrebko zu den Festspielen eingeladen hatte. "Wir stehen hier fassungslos über diese Einladung dieser russischen Sängerin durch diesen Intendanten und erheben unsere Stimme dagegen", so Niederelz.
Kritik wegen angeblicher Putin-Nähe
Wegen ihrer angeblichen Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin war Netrebko nach Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 in die Kritik geraten.
Es könne viele Gründe dafür geben, dass man sich trotz Widerstands aus Politik, Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft doch dafür entscheide, "die toxischsten russischen Sänger der Gegenwart wie Frau Netrebko zu den Maifestspielen einzuladen", sagte der ukrainische Generalkonsul Vadym Kostiuk. "Sie alle sind menschenverachtend."
Land und Stadt waren gegen Auftritt
Das Land Hessen und die Landeshauptstadt Wiesbaden hatten sich gegen ihren Auftritt ausgesprochen, das Staatstheater hielt hingegen daran fest. "Dass man mit dem Rechtsanwalt auf Kunstfreiheit bestehen muss, das ist schon bedenklich", erklärte Intendant Uwe Eric Laufenberg am Freitag.
Er spreche den Anwesenden nicht das Recht auf Demonstration ab. "Aber wenn sie denken, sie tun der Ukraine eine gute Sache, indem sie gegen Frau Netrebko demonstrieren, habe ich meine großen Zweifel", so Laufenberg.
"Es gibt Tage und es gibt Gelegenheiten, wo man sich auch als Künstler positionieren muss", sagte hingegen der Vizepräsident der Europäischen Bewegung Deutschland, Michael Gahler. Diese Gelegenheit habe Netrebko angesichts des fürchterlichen Angriffskrieges Russlands versäumt.
Weiteres Konzert am 7. Mai
An diesem Abend trat Netrebko nicht zum letzten Mal in Wiesbaden auf. Bei den Maifestspielen die den politischen Gefangenen weltweit gewidmet sind, soll Netrebko am 7. Mai ein weiteres Mal als Abigaille in Giuseppe Verdis Oper "Nabucco" auftreten.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 5.05.2023, 19.30 Uhr
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