Ranjit Hoskoté legt Amt nieder documenta-Findungskommission schrumpft weiter

Der Kunstkritiker Ranjit Hoskoté hat sein Amt in der Findungskommission der documenta 16 niedergelegt. Ihm war Antisemitismus vorgeworfen worden. Bereits vor wenigen Tagen war ein Mitglied der Findungskommission zurückgetreten.

Eine Figur steht vor dem verhüllten Banner von Taring Padi
Wegen antisemitischer Bildsprache war bereits auf der documenta 15 ein Banner des Künstlerkollektivs Taring Padi auf dem Kasseler Friedrichplatz abgebaut worden. Bild © picture-alliance/dpa
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hs 14.11.2023
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Der Schriftsteller, Kulturtheoretiker, Kunstkritiker und Kurator Ranjit Hoskoté ist aus der ursprünglich sechsköpfigen Kommission zurückgetreten, die mit der Auswahl der Künstlerischen Leitung der 16. Ausgabe der documenta im Jahr 2027 betraut ist. Das teilte die documenta am Montag in einer schriftlichen Erklärung mit.

documenta fordert "unmissverständliche Distanzierung"

Hoskoté war in der vergangenen Woche in den Fokus geraten, weil er im Jahr 2019 offenbar ein Statement unterzeichnet hatte, das die israelfeindliche BDS-Bewegung unterstützt. Der Beitrag war auf dem Blog eines indischen Kulturforums veröffentlicht worden. In dem Statement wird der Staat Israel als "Siedler-Kolonial-Apartheidstaat" bezeichnet, der eine ethnische Säuberung der Palästinenser vorantreibe.

Die documenta hatte nach eigenen Angaben eine "unmissverständliche Distanzierung" Hoskotés von diesen Inhalten und seiner Unterschrift darunter gefordert. Geschäftsführer Andreas Hoffmann teilte mit, die Entwicklungen zeigten, dass "der Weg zu einer konsequenten Aufarbeitung" der zurückliegenden documenta noch lang sei. Es brauche eine Abgrenzung von jeglicher Form von Antisemitismus.

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Was bedeutet BDS?

Die BDS-Bewegung ist eine internationale Kampagne, die Israel durch politischen und wirtschaftlichen Druck zum Rückzug aus dem besetzten Westjordanland zwingen will. Die Abkürzung steht dabei für "Boykott, Desinvestition, Sanktionen". Aus den Reihen der BDS-Bewegung wird immer wieder das Existenzrecht Israels infrage gestellt, weshalb der Bundestag die BDS-Bewegung seit 2019 als antisemitisch einstuft und verurteilt. International ist das aber aufgrund der Heterogenität der Bewegung umstritten.

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Hoskoté lehnt "pauschale" Definition von Antisemitismus ab

Hoskoté zeigte sich am Sonntag in seinem Rücktrittsschreiben, das die documenta am Montag veröffentlichte, "zutiefst erschüttert". "Deutsche Berichterstatter*innen haben mich aufgrund einer einzigen Unterschrift auf einer Petition, die aus dem Zusammenhang gerissen und nicht im Geiste der Vernunft angegangen wurde, verurteilt, denunziert und stigmatisiert."

Der Vorwurf des Antisemitismus gegen ihn sei "ungeheuerlich". Es werde nun von ihm verlangt, eine "pauschale und unhaltbare Definition von Antisemitismus zu akzeptieren, die das jüdische Volk mit dem israelischen Staat in einen Topf wirft und dementsprechend jede Sympathiebekundung für das palästinensische Volk als Unterstützung für die Hamas ausgibt." Er könne und wolle das nicht akzeptieren.

In einer derart "vergifteten Atmosphäre" sei kein Platz für eine differenzierte Diskussion der anstehenden Fragen der documenta. Er sehe sich nicht mehr in der Lage, seine "Pflichten gegenüber der documenta zu erfüllen, einer Institution, für die ich eine große Zuneigung empfinde und die ich seit mehr als zwanzig Jahren gut kenne." Seine Rücktritt verbinde er mit großem Bedauern.

Israelische Künstlerin aus Kommission ausgetreten

Zuvor war am vergangenen Freitag bereits die israelische Künstlerin und Philosophin Bracha Lichtenberg Ettinger aus der Kommission ausgetreten. Das berichtete das Onlineportal des Spiegels am Samstag. Die 75-Jährige habe im Vorfeld ihres Rücktritts offenbar vergeblich darum gebeten, die Entscheidungsfindung angesichts des Kriegs im Nahen Osten zu verschieben. Deshalb folgte ihr Austritt aus dem Gremium.

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Der Austritt habe nichts damit zu tun, dass mit Ranjit Hoskoté in der Findungskommission ein Sympathisant der israelfeindlichen BDS-Bewegung sitzen soll. Dies habe sie dem Spiegel zufolge erst im Nachhinein erfahren.

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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 14.11.2023, 16.45 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Katrin Kimpel