Theater-Macherin übernimmt Amt ab 2026 Bad Hersfelder Festspiele stellen neue Intendantin Elke Hesse vor
Ab 2026 wird wieder eine Frau die Geschicke der Bad Hersfelder Theater-Festspiele lenken. Elke Hesse war dort bereits von 2006 bis 2009 Intendantin. Als Nachfolgerin von Joern Hinkel geht sie nun in die zweite Runde - und kündigte bereits "ein Feuerwerk" an.
Elke Hesse wird ab 2026 neue Intendantin bei den Bad Hersfelder Festspielen. Für die Theater-Macherin und Kultur-Managerin aus Wien wird es eine Rückkehr an ihre alte Wirkungsstätte.
Die 60-Jährige leitete das bundesweit bedeutende Freilicht-Theaterfestival bereits von 2006 bis 2009. Hesse ist seither die einzige Frau an der Spitze der seit mehr als 70 Jahren existierenden Festspiele. Am Mittwochmorgen wurde sie in Bad Hersfeld vorgestellt. Sie bekommt einen Vertrag für fünf Jahre.
Hesse übernimmt die Aufgabe ab der Spielzeit 2026 von Joern Hinkel. Der aktuelle Intendant hatte vor rund einem Jahr angekündigt, sein Engagement nach der nächsten Saison im Sommer 2025 zu beenden. Er wolle sich nach dann acht Jahren eine "neue Aufgabe im künstlerischen Bereich" und einen "frischen Impuls für seine Laufbahn" suchen.
"Ungeheure Freude" bei neuer Intendatin
Als sie erfahren habe, dass die Wahl auf sie gefallen sei, habe sie "ungeheure Freude" verspürt, sagte Hesse am Mittwoch bei ihrer Vorstellung. Am Dienstagabend hatten sich der Magistrat einstimmig für sie entschieden, wie Bürgermeisterin Anke Hofmann (parteilos) mitteilte.
Hesse sei ihre Wunschkandidatin gewesen, bekannte Hofmann. Die 60-Jährige habe mit ihrem Konzept zur Weiterentwicklung der Festspiele überzeugt und bereits in ihrer ersten Amtszeit als Intendantin Eindruck hinterlassen. Zudem habe sie mittlerweile weitere Erfahrungen gesammelt, die sie einbringen könne.
Hesse managt die Wiener Sängerknaben
Hesse ist aktuell unter anderem als Direktorin des Konzertsaals der Wiener Sängerknaben tätig. Darüber hinaus ist sie Aufsichtsrätin der Wiener Staatsoper und Universitätsrätin einer Musikuniversität in Wien. Als Kulturmanagerin hat sie in der Schweiz (Vitznau) zudem einen Konzertsaal aufgebaut und künstlerisch konzeptioniert.
Hesse kündigte an, die Intendanz der Festspiele zusätzlich zu übernehmen und ihre bisherigen Tätigkeiten fortzuführen. Sie werde zwischen Wien und Bad Hersfeld pendeln. "Ich bin sehr zäh und sehr belastbar", versicherte sie.
Hesse verspricht: "Es wird eine Feuerwerk"
Selbst ein Stück inszenieren werde sie "wahrscheinlich nicht", so Hesse. Sie versprach aber, eine klare künstlerische Prägung zu hinterlassen: "Es wird sprudeln, es wird ein Feuerwerk und es wird gefeiert werden."
Was sie im Programm zum 75-jährigen Jubiläum der Festspiele im Jahr 2026 bieten werde, verriet Hesse noch nicht. Sie wolle eine Balance finden aus künstlerisch anspruchsvollem Theater und Unterhaltung fürs breite Publikum. "Es gibt auch gute Komödien, die keine Schenkelklopfer sind", betonte sie.
Publikumsmagneten sollen die Massen anziehen
In ihrer ersten Amtszeit konzentrierte sich Hesse ganz auf die Intendanz und inszenierte kein eigenes Stück. Unter ihrer Leitung wurden "Faust I" und "Faust II" als Eröffnungsstücke geboten. Danach folgten "Die Jungfrau von Orléans" und 2009 die "Odysse" mit Schauspielerin und RTL-Dschungel-Königin Désirée Nick. Danach übernahm Holk Freytag Hesses Part als Intendant (2010 bis 2014).
Künftig wolle sie Stars und bekannte Namen in Bad Hersfeld präsentieren. "Es ist klar, dass man Publikumsmagneten braucht, um mehr als 100.000 Zuschauer zu erreichen", sagte Hesse. Sie verfolge das übergeordnete Ziel, die Festspiele mit neuen Ideen und ihrer Produktionserfahrung fit für die Zukunft zu machen - und sie auch ins internationale Feuilleton zu bringen.
Engere Verbindung zwischen Bürgern und Festspielen angestrebt
Außerdem sollen die Festspiele nach Hesses Vorstellung eine Veranstaltung für alle Altersklassen werden und stärker in der Stadt und bei Bürgern verankert sein. Um neue Publikumsschichten zu erschließen, werde sie "einen Fokus auf die Vermittlungsarbeit legen und auch jüngere Zuschauer ansprechen".
Hessens Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Timon Gremmels (SPD), zeigte sich am Mittwoch erfreut über die Rückkehr von Elke Hesse. Ihre langjährige Expertise mache sie zur idealen Wahl, um die Festspiele weiterzuentwickeln. "Ich bin fest davon überzeugt, dass sie die künstlerische Strahlkraft der Festspiele weiter steigern wird und bin schon jetzt gespannt auf ihr Programm."
Große Fußstapfen vom Vorgänger
Trotz aller Vorschusslorbeeren: Hesse wird bei den Festspielen große Fußstapfen ihres Vorgängers vorfinden. Zuletzt gelang Hinkel offiziellen Angaben zufolge eine Rekord-Saison bei dem Freilicht-Theaterfestival. Zur am vergangenen Wochenende beendeten 73. Saison kamen den Angaben zufolge mehr als 100.000 Zuschauer.
Die Auslastung habe bei 96 Prozent gelegen. Das sei einer der besten Werte in der Festspiel-Historie gewesen. Für den 53-Jährigen war es im siebten Jahr seiner Intendanz ein persönlicher Rekord, wie die Stadt mitteilte.
Hinkel arbeitet seit 2014 für das Freilicht-Theaterfestival, zunächst als Stellvertreter des mittlerweile verstorbenen Dieter Wedel und als Regisseur. Nach Wedels Rücktritt übernahm er im Februar 2018 den Chef-Posten.
In Bad Hersfeld rechnet man es ihm hoch an, dass er die Festspiele nach der Wedel-Intendanz auf hohem künstlerischen Niveau hielt und weiterentwickelte. Bei der Findung einer Nachfolge wirkte Hinkel nach eigener Aussage nicht mit. "Ich habe niemanden ins Gespräch gebracht oder vorgeschlagen. Wenn die Person dann womöglich alles in Sand setzt, bin ich auch noch schuld", sagte Hinkel dem hr.
Hinkel versicherte, er wolle einen fließenden und harmonischen Übergang zu seiner Nachfolgerin ermöglichen und sie bei der Einarbeitung unterstützen. Die Herausforderungen und Komplexität einer Intendanz in Bad Hersfeld sind mit den Jahren nicht kleiner geworden, wie Hinkel betonte. Elke Hesse wird es ab 2026 erleben.