Ausstellungen, Führungen, Filme "Rush Hour" mit Kultur auf der Hanauer Landstraße in Frankfurt
Kunst und Kultur statt Stau und Verkehr: Bis 22. September wird die Hanauer Landstraße in Frankfurt zu einer temporären Kulturmeile. Das Projekt "Rush Hour" bietet ein Programm aus Musik, Kunst, Film und Führungen.
Ab Dienstagabend wird die Hanauer Landstraße in Frankfurt für mehrere Wochen Schauplatz des Kulturfestivals "Rush Hour". "Der Name ist Programm", sagt der Kurator Christian Kaufmann. "Die Hanauer Landstraße und die angrenzenden Quartiere sind unglaublich spannende Orte." Diese verkehrsreiche Straße kenne man sonst nur aus dem Auto heraus. "Wir wollten einen anderen Blick auf diese große Straße ermöglichen."
"Rush Hour" bietet einmalige Gelegenheit
"Rush Hour" umfasst Arbeiten in den Bereichen Architektur, Verkehr, Technologie und Zukunft von über 30 Künstlerinnen und Künstlern. Drei Wochen lang wird die Straße festivalartig bespielt und belebt, dabei soll die Entwicklung der städtischen Quartiere beleuchtet werden.
"Das Rush Hour Festival läuft zum ersten Mal und wahrscheinlich auch zum einzigen Mal", erklärt Kaufmann. "Umso spannender und umso wichtiger ist es, sich das auch anzuschauen." Von Musik und Film über Theater und Lesungen bis hin zu Führungen und Gruppenausstellungen - das Angebot ist vielfältig. Diese fünf Highlights lohnen sich besonders:
Einblicke in die Welt der Neuen Musik
Am Montag, 9. September, eröffnet das Ensemble Modern sein Probenhaus auf der Hanauer Landstraße für Besucherinnen und Besucher. Das Orchester für Neue Musik bietet an diesem Tag Einblicke in seine Probenarbeit.
Auf dem Programm stehen Werke der afrokubanischen Komponistin Tanía Leon und des deutschen Komponisten Karlheinz Stockhausen. Das Publikum hat hier die Gelegenheit, den kreativen Prozess und die Erarbeitung der Stücke einmal selbst mitzuerleben. Der Eintritt ist frei, aber die Plätze sind begrenzt.
Kurzfilmabend zur Hanauer Landstraße
In der Romanfabrik findet am Dienstag, 10. September, ein Filmabend statt, der sich der Hanauer Landstraße widmet. Der Frankfurter Filmemacher Gunter Deller zeigt eine Auswahl von Kurzfilmen, die die Hanauer Landstraße aus historischer und sozialer Perspektive zeigen und die Entwicklung dieses urbanen Raums im Laufe der Zeit beleuchten.
Führung durch die historischen Cassella-Werke
Am östlichen Ende der Hanauer Landstraße befinden sich die Cassella-Werke, ein historischer Industriekomplex, der 1870 als Teerfarbenfabrik gegründet wurde. Später wurden die Werke Teil des Chemiekonzerns IG Farben und spielten eine bedeutende Rolle in der Frankfurter Industriegeschichte.
Am 13. und 14. September können Besucherinnern und Besucher hinter die Mauern des Werks blicken. Die Kulturothek organisiert zweistündige Führungen, die einen Einblick in die Gründungsgeschichte, die industrielle Entwicklung und die heutigen Unternehmen im Industriepark bieten sollen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten zudem Zugang zu historischen Gebäuden.
Graffiti in der Integrativen Drogenhilfe Eastside
Vor dreißig Jahren eröffnete das Eastside und war einer der ersten Drogenkonsumräume Deutschlands. Unter Anleitung des Frankfurter Graffiti-Künstlers Jorge Labraña alias Fuego Fatal haben regelmäßige Nutzerinnen und Nutzer der Einrichtung eigene Graffiti-Kunstwerke geschaffen. Diese Werke werden am 22. September in einer Ausstellung präsentiert.
Die Ausstellung ermöglicht den Besucherinnen und Besuchern, die Arbeit der Drogenhilfe kennenzulernen und einen direkten Einblick in die Lebensrealitäten der Menschen zu erhalten, die diese Einrichtung nutzen.
Statua I - Kunst im öffentlichen Raum
Vom 3. bis 22. September ist in der Hanauer Landstraße 123 das Kunstwerk "Statua I" des Bildhauers Urban Hüter zu sehen. Hüter, der bei Konzeptkünstler und Bildhauer Ottmar Hörl studiert hat, nutzt für seine Skulpturen häufig Industriematerialien wie Autoteile und Kupferrohre, das Thema ist Veränderung. "Von der einen Seite sieht es so aus und wenn du weiter läufst, verändert sich es wieder. Am Schluss merkst du, du musst das so hinnehmen, wie es ist", sagt Hüter.
"Statua I" passt mit der Verbindung aus Kunst und Industrie in das Konzept des gesamten Projekts und wird dadurch zu einem Symbol für die Transformation der Hanauer Landstraße. Die Skulptur ist vor dem Gelände des Projektentwicklers Drees & Sommer aufgestellt und für alle Passantinnen und Passanten zugänglich.
Gruppenausstellungen an verschiedenen Orten
Auch im Atelierfrankfurt, dem BBK Frankfurt sowie im Kunstverein Familie Montez werden zusätzlich Gruppenausstellungen gezeigt. Im Montez etwa stellt unter anderem die Fotografin Barbara Walzer ihre Werke aus. "Ich zeige Bilder von Frankfurt: Veranstaltungen, große Ereignisse und ganz normales Leben auf der Straße - Menschen, die einfach in der Stadt leben und arbeiten."
Die Gruppenausstellungen können über den gesamten Zeitraum des Projekts bis zum 22. September besucht werden. Bis dahin bedeutet "Rush Hour" auf der Hanauer Landstraße also nicht nur Stau, sondern auch Kultur.