Familiensonntag gibt Ausblick So kommt wieder Theaterleben ins Frankfurter Zoo-Gesellschaftshaus
Das Zoogesellschaftshaus Frankfurt soll zum großen städtischen Kinder- und Jugendtheater umgebaut werden. Bis zur Neueröffnung wird es noch dauern, aber schon jetzt ist künstlerisches Leben im Haus - auch für Erwachsene.
Das traditionsreiche Zoogesellschaftshaus in Frankfurt wird zum jüngsten Theaterzentrum der Stadt. Dort soll ein Kinder- und Jugendtheater entstehen, hat die Stadt schon 2019 entschieden. Bis mit dem Umbau begonnen wird, dauert es aber noch.
Dass zwischenzeitlich doch wieder Theaterleben in das Haus einzieht, dafür sorgen jetzt die Junge Theaterwerkstatt und das English Theatre. Es hat nach dem zwischenzeitlichen Auszug aus dem Gallileo-Turm hier ein Interim bekommen.
Am Sonntag (3. März) gibt es bei einem Familiensonntag einen Vorgeschmack auf die Arbeit der Jungen Theaterwerkstatt, und am Dienstag (5. März) spielt das English Theatre als erste Aufführung in den neuen Räumen sein Jugendstück "Kindertransport".
Zusammenschluss von Jugend-Theatermachern
Die Junge Theaterwerkstatt am Zoo ist ein Modellprojekt und ein Zusammenschluss aus dem Künstler*innenhaus Mousonturm, der Stadt und der Freien Kinder- und Jugendtheaterszene mit dem Verein Paradiesvogel und dem Theater GrueneSosse.
Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) verspricht, dass dadurch ein "einzigartiger Experimentierraum für das Kinder- und Jugendtheater der Zukunft" entstehe. Schon vor Baubeginn würden so die Weichen für die konzeptionelle und betriebliche Ausrichtung des neuen Theaters gestellt.
Sommer-Atelier zum Auftakt
Die Künstlerin und Kuratorin Liljan Halfen freut sich, dass die Freie Szene jetzt zwei Jahre Zeit habe, um am Zoo, "im engen Austausch künstlerische Angebote für Kinder und Jugendliche an diesem besonderen Ort zu entwickeln".
Im August startet dazu ein Sommeratelier und ab September soll es dann richtig losgehen mit neuen Produktionen, Kursen und Mitmachangeboten. Mit einem Familiensonntag will die Theaterwerkstatt am kommenden Wochenende darauf einen Vorgeschmack geben.
Dass Frankfurt ein eigenes städtisches Kinder- und Jugendtheater am Zoo bekommen soll, hatte die Stadt bereits 2019 entschieden. Der Architekturwettbewerb wurde 2021 ausgelobt, die Entwurfsaufgabe: eine Kombination aus Zoo und Theater zu entwickeln.
Denn neben dem Theater sollen auch die Zooverwaltung und die Zoologische Gesellschaft in dem Gebäude Platz finden. Gewonnen hat das Berliner Büro Ortner&Ortner Baukunst.
Zeitplan bis Ende 2024
Bis Ende 2024 soll die Bau- und Finanzierungsvorlage und ein konkreter Zeitplan erarbeitet werden, über die die Stadtverordneten abstimmen. Dann können die Ausschreibungen starten und mit dem Bau begonnen werden.
Laut dem Siegerentwurf wird das bestehende Haus umgebaut und aufgestockt. Es soll ein großer Theatersaal entstehen, der als Zentrum und Herzstück des neuen Theaters bis zu 450 Menschen fasst, dazu Probebühnen und Werkstatt.
Alle Räume sollen multifunktional nutzbar sein. Auf der Rückseite ist eine große lichtdurchflutete Fensterfront geplant, durch die man einen freien Blick auf Zoo und Tiere hat.
Ob es nach dem Umbau auch noch die vielfältige externe Nutzung für Partys, Kongresse und Veranstaltungen geben wird, könne man jetzt noch nicht sagen, heißt es von der Stadt. Was Architektur und Nutzungskonzept angeht, bleibe man offen für Änderungen. Erfahrungen, die jetzt zum Beispiel durch die Junge Theaterwerkstatt gesammelt werden, sollen in die weitere Planung einfließen.
Jugendliche sollen mitentscheiden
Die Architekten arbeiten laut Kulturdezernat aber nicht im stillen Kämmerlein vor sich hin. Sie fragen auch die Hauptpersonen selbst: die Kinder und Jugendlichen. Derzeit konkretisieren Architekten, Theatermacherinnen und eine Gruppe von Jugendlichen gemeinsam hinter den Kulissen die Umbaupläne für das neue Haus.
Schon im vergangenen Jahr wurden Kinder und Jugendliche beim Visionenfestival miteinbezogen und nach ihren Wünschen und Vorstellungen für das geplante Theater gefragt.
Werkstatt teilt sich Räume mit dem English Theatre
Aktuell arbeiten die Werkstatt-Macher auch eng mit dem English Theatre Frankfurt (ETF) zusammen, das die Räumlichkeiten des früheren Fritz-Rémond-Theaters übergangsweise mitnutzen darf, so lange die aktuelle Spielstätte des ETF im Hochhaus Galileo an der Gallusanlage umgebaut wird.
Bis zum Sommer kann das ETF dort seine für diese Spielzeit geplanten Stücke und Veranstaltungen wie den StreitClub und Poetry Slam fortsetzen.
Laut einer Sprecherin wurde bereits die Technik aus der alten Spielstätte aus- und im ehemaligen Fritz-Rémond-Theater am Zoo wieder eingebaut. Die Junge Theaterwerkstatt dürfe die Anlage natürlich mitnutzen.
Bis Ende 2025 werden dem ETF in zwei weiteren längeren Blöcken Bühne, Foyers und Probebühnen zur Verfügung gestellt. In dieser Zeit stehen Probe- und Werkstattbühnen aber auch den Kindern und Jugendlichen offen, die beispielsweise an Workshops teilnehmen.
Erste Premiere des ETF am Zoo schon im April
Schon am 5. März wird das English Theatre zum ersten Mal am neuen Ort mit dem Jugendstück "Kindertransport" auftreten. Im April ist dann die Premiere des neuen Stücks "Sylvia" geplant. Das Team des ETF wird in seiner Zeit am Zoo die Junge Theaterwerkstatt auch unterstützen und etwa vor Ort auch seine bereits bewährten Theaterworkshops für Schülerinnen und Schüler anbieten.
Intendant Daniel Nicolai sagt, man freue sich auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Theaterwerkstatt, und Kulturdezernentin Hartwig hofft, "dass diese Kooperation und gegenseitige Unterstützung in der Szene Modellcharakter für unsere Stadt haben wird".
Redaktion: Alexandra Müller-Schmieg
Sendung: hr1 am Morgen, 01.03.2024, 06:30 Uhr