Bekannte Namen fehlen auf der Autorenliste So stellt sich Gastland Italien auf der Buchmesse in Frankfurt vor

"Verwurzelt in der Zukunft" ist das Buchmessen-Motto von Italien, dem diesjährigen Ehrengast im Oktober in Frankfurt. Auf der Autorenliste fehlen einige bekannte Namen.

Fünf Männer und eine Frau sitzen auf einem Podium an einem langen Tisch, im Vordergrund Publikum auf Stühlen von hinten
Von links: Juergen Boos, Innocenzo Cipolletta, Armando Varricchio, Mauro Mazza, Stefano Boeri, Incoronata Boccia Bild © Marc Jacquemin
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Italien kehrt nach 36 Jahren auf die Frankfurter Buchmesse zurück, mit rund 100 italienischen Schriftstellern und Schriftstellerinnen und einer Mischung aus etablierten und aufstrebenden Autoren. Das hat Mauro Mazza, der italienische Sonderbeauftragte für die Buchmesse, bei der ersten Pressekonferenz am Dienstag in Frankfurt verkündet.

Schriftsteller verschiedener Generationen

So kommen etwa Alessandro Baricco, der 1996 mit seinem Roman "Seide" einen internationalen Bestseller schrieb, die Schriftstellerin Dacia Maraini, in deren Werken die Frau im Mittelpunkt steht, und Claudio Magris, der schon bei der ersten Einladung im Jahr 1988 dabei war. Auch die aus einer somalischen Familie stammende Italienerin Igiaba Scego ist dabei. Sie setzt sich immer wieder mit Migration und Multikulturalität auseinander.

Erst aus- dann wieder eingeladen

Auch der Philosoph Stefano Zecchi und der Physiker und Autor Carlo Rovelli werden auf der Buchmesse dabei sein. Um Rovelli hatte es im Vorfeld der vergangenen Buchmesse einen Eklat gegeben, er war nach Kritik am Verteidigungsminister der ultrarechten Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zunächst aus- und nach Protesten wieder eingeladen worden. Infolge dessen war der damalige Sonderbeauftragte für den Gastland-Auftritt, Ricardo Levi, zurückgetreten.

Zwei bekannte Namen nicht Teil der offiziellen Auswahl

Zwei bekannte Namen stehen nicht auf der offiziellen Liste des literarischen Programms: der regierungskritische Schriftsteller Antonio Scurati, der Ministerpräsidentin Meloni schon mal als Erbin Mussolinis bezeichnete. Er wollte nicht Teil der offiziellen Delegation sein.

Der zweite Autor ist Roberto Saviano, der mit seinen Enthüllungen über die italienische Mafia bekannt wurde. Er wurde nicht eingeladen.

Auswahl soll für alle Italienerinnen und Italiener stehen

Juergen Boos, der Direktor der Frankfurter Buchmesse, erklärte am Dienstag auf Nachfrage, Saviano werde von seinem deutschen Verlag eingeladen, dem Hanser Verlag, und sei insofern ohnehin auf der Messe. "Die Vielfalt ist gegeben, für Reibung ist gesorgt."

Der Vorsitzende des italienischen Verlegerverbandes Innocenzo Cipolletta betonte, es seien Schreibende ausgewählt worden, die für alle Italienerinnen und Italiener stehen sollen.

Giurickovic Dato: "Literatur soll disruptiv sein."

Nach einer knappen Stunde mit einem rein männlichen Podium ohne Autorenbeteiligung wurden von Buchmessendirektor Boos zwei Frauen zum Gespräch auf die Bühne gebeten, "Menschen, um die es hier eigentlich geht": Ginevra Lamberti und Anna Giurickovic Dato, zwei Autorinnen in ihren Dreißigern.

"Ich bin immer noch erstaunt, dass wir nicht nur nach Pizza gefragt werden, sondern nach unserer Literatur", sagte Giurickovic Dato schmunzelnd. Literatur solle keine moralischen Werte erteilen, sondern disruptiv sein.

"Giorgia Meloni ist milder geworden"

Zu ihrer Haltung gegenüber der rechtsnationalen Regierung gefragt, sagte Giurickovic Dato, seit Giorgia Meloni Ministerpräsidentin sei, sei diese milder geworden. Gleichzeitig seien etwa propalästinensiche Studentenproteste von der Polizei gewaltsam beendet worden.

Ähnliche Konfrontationen mit der Polizei habe es allerdings auch schon vor Melonis Regierungszeit gegeben. Man werde genau zuhören und beobachten, wie sich die Regierungspolitik weiterentwickle.

Der Sonderbeauftragte der italienischen Regierung Mauro Mazza betonte, die Kultur müsse Europa einen und auch versuchen, Europa und Russland wieder einander anzunähern.

Der Pavillon als klassische italienische Piazza

Zentraler Austragungsort der Italiener während der Messe wird eine vom italienischen Architekten Stefano Boeri entworfene, 600 Quadratmeter große "Piazza" sein, umgeben von Säulen und Bogengängen, nachempfunden den vielen öffentlichen Plätzen, auf denen man in Italien zusammenkommt.

Quadratischer Platz mit Säulen: Gastland Italien präsentiert klassisch italienische Piazza.
Visualisierung: So soll die Piazza des Gastlandes Italien auf der Frankfurter Buchmesse 2024 aussehen. Bild © Stefano Boeri Interiors

Im italienischen Pavillon wird es eine Reihe von Ausstellungen geben, etwa über die Antike, Goethes Italienreisen oder den Staatsphilosophen Machiavelli. Auch für Musik und Essen soll gesorgt werden.

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Redaktion: Katrin Kimpel

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Sendung: hr-iNFO, 28.05.2024, 17.55 Uhr

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Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe