Idee von Offenbacher HfG-Studenten Sport, Spiel und Skaten unter Autobahnbrücke
Immer wieder entwerfen Studenten der Offenbacher Hochschule für Gestaltung ungewöhnliche Projekte für die Stadt. Jetzt haben sie die Idee eines Sportparks unter einer Autobahnbrücke vorgestellt. Der Vorschlag elektrisiert - auch Unternehmen vor Ort.
Offenbach gilt als lebendiger Ort für Kreative. Die Hochschule für Gestaltung trägt mit ihren Projekten viel zur Stadtentwicklung bei. Jetzt haben Studierende Entwürfe für einen Skate- und Sportpark unter einer Autobahnbrücke gemacht – faszinierende Ideen für eine Schmuddelecke im Abseits.
In strahlendem Orange leuchten die Rampen, Bahnen und Hügel, über die einmal Skater hinwegdonnern sollen. Daneben gibt es Bänke zum Zuschauen und Ausruhen und weitere Sportangebote – nicht nur für Skater.
"Wir wollen einen Ort für alle schaffen - egal, welche Altersgruppe, egal, ob man die finanziellen Mittel hat, einem Verein beizutreten", sagt Designstudent Daniel Wolff-Franke.
Zusammen mit anderen hat er den Entwurf mit dem Titel "Bandbreite" vorgelegt: ein breites Band mit Sportstätten von Skateboard bis Schach, von Yoga bis Basketball.
Es ist eine Brachfläche unter einer Autobahnbrücke am Offenbacher Kaiserlei, auf der ein solcher Sportpark entstehen soll. Links und rechts Baumärkte und verlassene Bürogebäude, unter der Brücke ein Parkplatz, oben donnert die Autobahn.
Und doch sei es ein cooler Ort für Sport und Freizeit, meint Wolff-Francke. Die Brücke biete Schatten und Schutz vor Regen und laut sei es bei Skaten und Fußballspielen ohnehin.
Insgesamt vier Entwürfe erarbeitet
Der Entwurf von Daniel Wolff-Franke und seiner Gruppe ist einer von vier Vorschlägen für den 10.000 Quadratmeter großen Sportpark. Auch die drei anderen Entwürfe bieten eine Vielfalt an Aktivitäten. Gestalterisch orientieren sie sich an einem "Canyon", an einer "Mondlandschaft" mit vielen kreisrunden Elementen oder an einem "Pixel"-Bild à la Minecraft.
Entstanden sind die vier Entwürfe im Seminar von Kai Vöckler, Professor für Urban Design an der Hochschule für Gestaltung (HfG). Neben Zeichnungen und Modellen haben die Studierenden dabei auch mit Virtual-Reality-Präsentationen ihrer Entwürfe gearbeitet, sagt Vöckler. "Da kann man dann virtuell durchgehen und Proportionen, Größenverhältnisse und Sichtachsen testen."
Wirtschaft zeigt Interesse am Sportpark
Die Sportpark-Konzepte aus Vöcklers Seminar haben Offenbach bereits elektrisiert. Viele wollen sie lieber heute als morgen realisiert sehen. Der Anstoß dazu kam vom Verein Vair, der Vielfalt und Begegnung in Offenbach fördern möchte. Unterstützung komme jetzt aber auch von Unternehmen in der Nachbarschaft, sagt Kai Vöckler.
"Eine interessante Konstellation, dass es da plötzlich ähnliche Interessen gibt", findet der Hochschullehrer. Klar gehe es der Wirtschaft auch um die Aufwertung des Areals und ihrer Immobilien dort, so Vöckler. "Aber wenn die bereit sind, auch etwas dafür zu tun, sehe ich das sehr positiv."
Die nächsten Schritte wären eine Machbarkeitsstudie mit einer realistischen Kostenschätzung und Verhandlungen über das Grundstück mit der Autobahngesellschaft. Weil Offenbach das Projekt wohl nicht aus der Stadtkasse bezahlen könnte, müssten Sponsoren- und Fördermittel eingeworben werden.
Dann aber könnten die Ideen von Daniel Wolff-Franke und seinen Mitstudierenden Wirklichkeit werden. "Es ist natürlich ein Traum, dass man da in fünf Jahren mal vorbeiradelt und weiß, das habe ich irgendwie mitgestaltet", sagt er.
Hochschule entwickelt Ideen für Verkehr und Stadtentwicklung
Die Planung für einen Sportpark unter der Kaiserleibrücke ist nur ein Beispiel für die enge Zusammenarbeit der Hochschule für Gestaltung mit der Stadt Offenbach. Eine zentrale Rolle spielt dabei das von Kai Vöckler und seinem Kollegen Peter Eckart geleitete Offenbach Institut für Mobilitätsdesign (OIMD) an der HfG.
So haben Eckart und seine Studierenden bereits die Gestaltung von Fahrradstraßen in Offenbach konzipiert und arbeiten an Ideen für die bessere Lesbarkeit von Haltestellen im öffentlichen Nahverkehr. "Design spielt dabei eine besondere Rolle, weil Design die Aufgabe hat, Zugang zu einem System zu schaffen", erklärt Eckart. Es müsse deutlich werden, dass der Umstieg vom Auto auf ÖPNV oder Fahrrad "kein Verzicht, sondern ein Gewinn an Freiheit" sei.
Studierende träumen von einer Seilbahn über den Main
Ein besonders spannendes Projekt der Studierenden ist der Entwurf einer Seilbahn über den Main, zwischen den Haltestellen Kaiserlei in Offenbach und Eissporthalle in Frankfurt. Bis zu 8.000 Personen pro Stunde könnten die Gondeln transportieren, sagt Daniel Rese, wissenschaftlicher Mitarbeiter am OIMD.
Dabei seien Planung und Bau einer Seilbahn über den Main um ein Vielfaches günstiger als eine Unterquerung des Flusses mit der S-Bahn. Peter Eckart schwärmt bereits von einer Seilbahnfahrt über den Main vor dem Hintergrund der Frankfurter Skyline im Sonnenuntergang. "Das weckt Träume."
HfG und Stadt Offenbach festigen Zusammmenarbeit
Die vielfältige Zusammenarbeit der Stadt Offenbach mit der Hochschule für Gestaltung ist jetzt auch in einer Kooperationsvereinbarung für die nächsten fünf Jahre festgeschrieben worden. Neben den Projekten des Offenbach Instituts für Mobilitätsdesign geht es dabei auch um die Entwicklung von Industrieansiedlungen und die Revitalisierung der Offenbacher Innenstadt mit Kunstprojekten in leerstehenden Läden, wie sie HfG-Professor Heiner Blum und seine Studierenden zuletzt mit dem Galerie-Projekt "Diamant"realisiert haben.
"Auf der einen Seite profitiert die Stadt von ihrer starken Hochschule", sagt Kai Vöckler, "und auf der anderen Seite kann die Hochschule mit sehr anwendungsnahen Projekten ihre gestalterische Kompetenz zeigen."
Sendung: hr-iNFO, 29.07.2023, 10.35 Uhr.
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