Zukunft der Städtischen Bühnen Stadt Frankfurt findet Grundstück für Schauspiel-Neubau

Die maroden städtischen Bühnen in Frankfurt werden ersetzt, das steht schon länger fest. Nun hat die Stadt ein Grundstück gefunden, auf dem das Schauspiel gebaut werden soll. Die Idee, eine Kulturmeile in der Innenstadt aufzubauen, stößt auf große Zustimmung.

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In der seit rund 15 Jahren diskutierten Frage, wo in Frankfurt Schauspiel und Oper neu gebaut werden sollen, gibt es eine überraschende Wende: Laut Kulturdezernat und OB-Büro hat man sich mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) und der Frankfurter Sparkasse über ein Grundstück einigen können.

Es geht um ein Sahne-Grundstück an der Neuen Mainzer Straße in der Frankfurter Innenstadt, 5.500 Quadratmeter groß. Momentan hat dort noch die Frankfurter Sparkasse ihren Sitz.

Pachtvertrag über 199 Jahre

Die Einigung sieht vor, dass die Stadt das Gelände für 199 Jahre pachtet. Dafür zahlt die Kommune einmalig 35 Millionen Euro und dann jedes Jahr 1,99 Millionen Euro. Aus Sicht der Stadt sind das sehr günstige Konditionen, vergleichbar mit eigenem Grund und Boden.

Damit rückt die bei Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) und vielen Kulturexperten beliebte Variante der sogenannten Kulturmeile wieder in greifbare Nähe. An dem neuen Standort könnte der Neubau des Schauspielhauses entstehen, am Willy-Brandt-Platz der der Oper.

"Dadurch würden wir eine Art verlängertes Museumsufer bekommen", so Hartwig. Alte Oper, das neue Schauspiel, die Dependance des Museums für Moderne Kunst im Hochhaus-Tower und die neue Oper würden alle auf einer Achse liegen.

Karte der Innenstadt von Frankfurt, in welche zwei geplante und zwei bestehende Kulturorte verortet wurden.
So könnte die Kulturmeile aussehen: Zu Alter Oper und dem Museum für Moderne Kunst (MMK 2) kämen die neugebaute Oper am bisherigen Standort und das Schauspiel in der Neuen Mainzer Straße hinzu. Bild © OpenStreetMap-Mitwirkende, hessenschau.de

Verhandlungen in "offener, vertrauensvoller Atmosphäre"

Noch im Februar hatte die Kulturdezernentin auf einer Pressekonferenz erklärt, dass die Kulturmeile nicht mehr der erste Favorit sei. Die Stadt wolle lieber auf eigenem Grund und Boden bauen.

Doch nach der Wahl von Mike Josef (SPD) zum neuen Oberbürgermeister kam anscheinend noch einmal Bewegung in die Angelegenheit. Josef, Hartwig, Vertreter der Banken und des Landes Hessen trafen sich zu Verhandlungen. Laut OB Josef liefen sie in offener, vertrauensvoller Atmosphäre. Mit der gefundenen Lösung zeigen sich nun alle Parteien sehr zufrieden.

"Unterm Strich sind wir sehr erleichtert wenn es zu dieser Entscheidung kommt", erklärte auch der technische Direktor der Städtischen Bühnen, Olaf Winter, in einer ersten Reaktion. "Denn erstens bedeutet die Kulturmeile Neubau, und zweitens war die Kulturmeile ja lange favorisiert von den Städtischen Bühnen", sagte er dem hr.

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Hartwig: "Das ist ein gutes Ergebnis"

Der lange Erbpachtzeitraum von 199 Jahren ermögliche eine "eigentümerähnliche" Situation, so OB Josef. Die Stadt könne als Bauherrin eigenständig agieren. Auch Kulturdezernentin Hartwig freut sich über die Vereinbarung: "Das ist ein sehr gutes Ergebnis. Wichtig war uns, dass wir unabhängig bleiben und kein Projekt entsteht, bei dem beispielsweise das Schauspiel oben auf ein Hotel gebaut wird."

Der CEO der Helaba, Thomas Groß zeigt sich ebenfalls zufrieden: "Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit der Stadt eine Einigung gefunden haben, die den Kulturstandort Frankfurt deutlich voranbringt."

Grüne gegen "Spiegel-Variante"

Die Vorteile der Kulturmeile liegen für die Verantwortlichen auf der Hand: "Da es sich bei dem Grundstück um so genanntes Kerngebiet handelt, besteht Baurecht", erklärt OB Josef. Wenn man in den Wallanlagen bauen wollte, müsste erst noch Baurecht hergestellt werden. "Das dauert mindestens drei bis vier Jahre", so Josef. Denn die Wallanlagen, der Grünanlagenring rund um die Innenstadt, ist in Frankfurt geschützt.

Vor allem bei den Grünen, der aktuell stärksten politischen Kraft in Frankfurt, war deshalb die "Spiegel-Variante" auf harten Widerstand gestoßen. Bei dieser Variante bliebe die Oper zwar auch am Willy-Brandt-Platz, das Schauspiel entstünde aber direkt gegenüber - da wo jetzt das Euro-Zeichen steht, also mitten in der Wallanlage.

Neubau der Oper bis 2037

Bei der jetzt wieder ins Spiel gebrachten Kulturmeile soll zuerst das Schauspiel an der Neuen Mainzer Straße gebaut werden. Nach Fertigstellung des Neubaus zöge die Oper vorübergehend dort ein. Das Schauspiel selbst würde für die gesamte Bauzeit ins Bockenheimer Depot ziehen. Das Schauspielhaus könnte bis 2031 fertig werden, die Oper bis 2037.

Sollte die Idee der Kulturmeile tatsächlich realisiert werden, dann soll das Hauptgebäude der Frankfurter Sparkasse an der Neuen Mainzer Straße abgerissen werden. Darüber wurden die Mitarbeiter der Bank am Mittwoch informiert.

Auf dem südlichen Teil des Geländes würde die Stadt das neue Schauspielhaus bauen. Der nördliche Teil bliebe im Besitz der Helaba-Gruppe. Hier könnte ein Gebäude-Ensemble mit Hochhaus gebaut werden mit einer Höhe von bis zu 160 Metern. Das würde dann neben weiteren Hochhäusern wie dem Japan Center (115 Meter hoch) und dem Central Business Tower (205 Meter) entstehen.

Parteien signalisieren Zustimmung

Noch ist das Ganze nur eine Absichtserklärung, ein "Memorandum of Understanding". Jetzt sind die Frankfurter Stadtverordneten gefragt. Erst wenn sie der Kulturmeile in dieser Form ihr Ja-Wort geben, können der Vertrag mit der Helaba und der Sparkasse unterschrieben und die Details ausgearbeitet werden.

Doch die Zustimmung ist bereits groß. "Ich bin nach den ersten Reaktionen auf den jetzigen Vorschlag zuversichtlich, dass diese Lösung insgesamt - also nicht nur in der Regierungskoalition, sondern auch in der Opposition - mehrheitsfähig ist", sagte der kulturpolitische Sprecher der Grünen, Uwe Paulsen dem hr. Als "sehr positiv" bewertete auch Christian Becker von der oppositionellen CDU das Vorhaben.

Eine Entscheidung im Römer soll laut Stadt möglichst schon in der zweiten Jahreshälfte 2023 fallen. Mitte des kommenden Jahres könnte dann laut OB Josef ein internationaler Architektenwettbewerb auf den Weg gebracht werden.

Stand jetzt würde der Neubau beider Häuser insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro kosten. Tendenz steigend. "Jedes Jahr das wir länger warten, kostet uns einen achtstelligen Betrag", sagt der Oberbürgermeister. Die Zeit könnte also drängen.

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Sendung: hr-iNFO, 26.07.2023, 10.00 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Katrin Kimpel/Andreas Bauer