Seltene Einblicke "Tag des offenen Denkmals": 7 Highlights in ganz Hessen
Beim "Tag des offenen Denkmals" sind am Sonntag in ganz Deutschland rund 5.000 ganz besondere Gebäude zu besichtigen. Auch in Hessen sind hunderte Baudenkmale zu sehen. Hier sieben Highlights.
Der "Tag des offenen Denkmals" ist Deutschlands größte Kulturveranstaltung, denn bundesweit beteiligen sich Tausende Ehrenamtliche, die ihre Baudenkmale kostenfrei der Öffentlichkeit zugänglich machen. Koordiniert wird das Ganze von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten steht.
Für die 30. Ausgabe des "Tags des offenen Denkmals" am 10. September 2023 hat die Stiftung das Motto "Talent Monument" ausgerufen. Laut Veranstalter solle so das besondere Talent der Denkmale in den Fokus gerückt werden, Menschen zum Staunen und Nachdenken zu bewegen. Auch in Hessen öffnen hunderte Baudenkmale ihre Türen - da kann die Auswahl auch mal schwerfallen. Wir haben sieben Highlights in Hessen am diesjährigen "Tag des Denkmals" ausgewählt.
Fachwerk vom Feinsten in Alsfeld
Das Haus Helbig im historischen Zentrum von Alsfeld ist eine Perle. Um das Jahr 1800 errichtet, erstrahlt es heute wieder in neuem Glanz. Der gebürtige Alsfelder Rudolf Knierim hatte das Haus neben seinem Elternhaus vor fünf Jahren gekauft, um es vor dem Verfall zu retten. Jetzt wurde auch das Innere denkmalgerecht saniert, historische Türen und Fliesenböden wurden dabei erhalten. Bei Interesse beantwortet der Bauherr Fragen zur Kernsanierung.
Schwungvolle Nachkriegsmoderne in Hofgeismar
Ein Lehrerehepaar hatte die Villa 1958 in Auftrag gegeben, geplant hat es der aus Hofgeismar stammende Garten- und Landschaftsarchitekt Hermann Mattern. Auf einem 2800 Quadratmeter großen Hanggrundstück hoch über dem zu Hofgeismar gehörenden Hugenottendörfchen Carlsdorf entstand der zweigeschossige Bungalow, auch genannt "Haus Paepke".
Zu bewundern sind ein schwungvolles Schmetterlingsdach, runde Fenster und lebendige Farbkontraste. Die Sanierung in mehreren Etappen wurde von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert.
Ein Traumschloss in Nidda
Für manche ist dieses Bauwerk eine Traumadresse zum Heiraten. Denn ein Standesamt gibt es auch im Schloss Nidda. Auf den Fundamenten einer Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert wurde das Renaissance-Schloss im 16. Jahrhundert erbaut. Heute ist es in Privatbesitz.
Neben den Schlossherren leben und arbeiten auch Künstlerinnen und Künstler in den alten Mauern. Am "Tag des Denkmals" werden ein Treffen mit den Schlossherren sowie Führungen und Vorführungen der Schwertkampfakademie angeboten.
Badeanstalt im Bauhausstil in Kassel
Dass hier einmal gebadet wurde, ist noch deutlich zu erkennen - unter anderem an den Leitern zum Einstieg ins Schwimmbecken. Das Hallenbad Ost in Kassel, erbaut 1929 im Stil des Bauhauses, wurde 2007 wegen Baufälligkeit geschlossen und verfiel.
Das Kasseler Büro KM Architekten baute das denkmalgeschützte Gebäude ab 2019 zu einer Büro- und Eventlocation um, ohne den Charakter des früheren Schwimmbads zu verleugnen. Dafür wurden die Architekten mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis 2022 in der Kategorie "Transformatives Bauen" ausgezeichnet.
Spuren jüdischen Lebens in Darmstadt
Bei den Arbeiten für einen Neubau der Städtischen Kliniken Darmstadt wurden sie entdeckt: Überreste der liberalen Synagoge von Darmstadt aus dem Jahr 1876. In der Pogromnacht 1938 war das Gebäude von den Nationalsozialisten zerstört worden - heute sind die Fundamente der Synagoge am "Erinnerungsort Liberale Synagoge Darmstadt" zu besichtigten, der Teil des Klinikgebäudes ist.
Am Sonntag um 15.00 Uhr gibt es dort eine Veranstaltung der Projektgruppe "SchülerInnen gegen das Vergessen".
Kunst im Wasserwerk Hanau
Durch Eingemeindungen stieg der Wasserverbrauch der Stadt Hanau zu Beginn des 20. Jahrhunderts rapide an. Daher wurde in den Jahren 1911/192 ein drittes Wasserwerk gebaut, das bis heute von den Hanauer Stadtwerken betrieben wird.
Die ehemalige Kohlehalle wird seit einigen Jahren für zeitgenössische Kunstausstellungen genutzt. Zum "Tag des offenen Denkmals" ist hier eine Sound- und Lichtinstallation der Künstlerin Echo Ho zu sehen.
Minidenkmal im Kleingarten in Frankfurt
Auch die kleinste Hütte kann ein Denkmal sein - wenn sie von einer legendären Architektin wie Margarete Schütte-Lihotzky entworfen wurde. Die hatte für die Siedlungen des "Neuen Frankfurt" in den 1920er-Jahren bereits die berühmte Frankfurter Küche erfunden. Für die Kleingärten in der Umgebung gestaltete sie auch den Prototyp einer Gartenlaube.
Ein gut erhaltenes Exemplar in der Kleingartenanlage "Römerstadt II" wird jetzt fachgerecht und mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz restauriert, drumherum betreibt die gemeinnützige "ernst-may-gesellschaft" einen Mustergarten als Außenstelle des Ernst-May-Hauses.
Sendung: hr-iNFO, 08.09.2023, 12.45 Uhr
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