"Tapefabrik" in Wiesbaden Mehr als ein Hip-Hop-Festival

Seit mehr als zehn Jahren kommt die Rap-Szene zur "Tapefabrik" in Wiesbaden zusammen. Diesmal soll beim Underground-Festival auch diskutiert werden - über unbequeme Themen wie toxische Männlichkeit und rechtes Gedankengut.

Das Bild zeigt eine Bühne, auf der drei Männer stehen. Sie sind von hinten zu sehen. Das Publikum vor der Bühne hat jeweils einen Arm in die Luft gehoben.
Rapper Pimf aus Hofgeismar eröffnet die Tapefabrik in diesem Jahr. Bild © Kilian - dieserninety
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Das, was die Macher des "Tapefabrik Festivals" in Wiesbaden sich für die diesjährige Ausgabe überlegt haben, sei "ein Meilenstein", sagt Maximilian Schneider-Ludorff.

Das "Klassentreffen der Hip-Hop-Szene", wie der Projektleiter das nach eigenen Angaben größte Underground-Rap-Festival Deutschlands nennt, soll in diesem Jahr nämlich noch viel mehr bieten als Konzerte und Austausch zwischen Fans, Künstlern und Labels. Vielmehr will es zur Diskussionsplattform für gesellschaftspolitische Themen werden.

Das Bild zeigt eine Bühne des Tapefabrik Festivals in Wiesbaden. Es ist aus dem Publikum aufgenommen und zeigt einen Rapper mit schwarzem Kapuzenpullover auf der Bühne. Im Vordergrund ist das Publikum zu sehen.
Mehr als 30 Künstler treten bei der diesjährigen Tapefabrik auf. Bild © Felix Basque

Vorträge über Männlichkeit und rechte Tendenzen

Auf dem Programm stehen unter anderem ein Vortrag der Soziologin Heidi Süß vom Berliner Institut für Popkultur und Rap-Forschung zum Thema Hip-Hop, Männlichkeit und Kampfsport sowie ein Panel über rechtes Gedankengut im Deutschrap.

Inhalte, nach denen sich auch der Wertekompass der "Tapefabrik" ausrichte, sagt Schneider-Ludorff - die im Deutschrap wegen homophober, frauenfeindlicher und antisemitischen Texte aber immer wieder für Diskussionen sorgen.

"Wir positionieren uns offen und aktiv gegen jede Art von Diskriminierung", betont Schneider-Ludorff und zählt auf: "Gegen Queerphobia, Rassismus, Antisemitismus oder Sexismus." Ein Awareness-Team stelle sicher, dass diese Werte auch auf dem Festivalgelände des Wiesbadener Schlachthofs eingehalten würden.

3.500 Besucher aus ganz Europa

2012 als Veranstaltung für lokale Nachwuchs-Rapper gestartet, kommen inzwischen jedes Jahr rund 3.500 Fans und Musiker aus ganz Europa zur "Tapefabrik".

"Unsere Besucher gehören zu dem, was wir Untergrund nennen - eine Szene mit künstlerischem Anspruch, fernab von kommerziellen Interessen", erklärt Schneider-Ludorff. "Die kommen nach Wiesbaden, weil sie ihre Kultur feiern wollen und nicht wegen großer Künstlernamen."

In diesem Jahr treten mehr als 30 Artists auf, zum Beispiel Pimf aus Hofgeismar (Kassel) oder die als "Queen of Beats" bekannt gewordene Musikproduzentin Melbeatz. "Man kann auch Rap-, Beat-, DJ- und Graffitti-Künstler treffen, den Profis beim Malen und Scratchen zuschauen, oder sich selbst in Workshops ausprobieren", sagt Maximilian Schneider-Ludorff.

Das Bild zeigt drei Frauen in Röcken und kurzen Hosen von hinten, die eine Wand mit Graffiti besprühen. Zwei Frauen stehen links bzw. rechts auf Leitern, eine Frau in der Mitte zwischen ihnen auf dem Boden.
Die Tapefabrik-Besucher können sich in Workshops auch selbst ausprobieren, etwa beim Graffiti. Bild © Felix Basque

Hip-Hop früh in Wiesbaden verankert

Dass das "Klassentreffen" in Wiesbaden stattfindet, ist dabei kein Zufall: Die Stadt gilt in der Szene seit Jahrzehnten als Inbegriff für europäische Hip-Hop-Kultur. Schneider-Ludorff erklärt dies auch mit der Stationierung der US-Army in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. "Durch die Kaserne in Wiesbaden kamen sehr früh amerikanische Einflüsse in die Stadt."

Den Anfang machte aber Graffitti, das eng mit der US-Hip-Hop-Kultur verwoben ist. 1995 fand das erste Sprayer-Festival in Wiesbaden statt, das in der Folge unter dem Slogan "Meeting of Styles" in mehrere Länder der Welt exportiert wurde und noch heute von Hessen aus organisiert wird.

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"Tapefabrik Festival" 2024

Los geht es am Freitagabend mit dem Warm-up mit Pimf, das Konzert ist bereits ausverkauft. Am Samstag stehen dann rund 30 Konzerte sowie Vorträge, Panels und Workshops auf dem Programm. Tickets für die Diskussions-Veranstaltungen sind für eine sogenannten Soli-Preis zu haben: Jeder bezahlt, was er kann, aber mindestens einen Euro. So sollen die Formate möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden. Das Festival-Ticket für die Konzerte am Samstag kostet 45 Euro. Auch das Deutschrap-Format des hr, Deutschrap ideal, ist mit einem mobilen Studio Teil der "Tapefabrik". Die Festival-Besucherinnen und -Besucher können darin zum Beispiel ihre Rap-Skills unter Beweis stellen und ein virtuelles Duett-Video mit Host Simon Voigt aufzeichnen.

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Sendung: hr-iNFO, 07.06.2024, 13.05 Uhr

Redaktion: Anna Lisa Lüft

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Quelle: hessenschau.de