Texte von Elon Musk, Peter Thiel & Co. "MEGA - Make Europa Great Again" am Staatstheater Darmstadt
Aussagen von Elon Musk, JD Vance oder Peter Thiel sorgen regelmäßig für Aufsehen. Trotz aller Empörung sollten wir genau hinhören, welche Pläne die Männer im Umfeld von US-Präsident Trump für den Umbau der Gesellschaft haben. Das Staatstheater Darmstadt bietet ihnen deshalb eine besondere Bühne.
Wer sich kürzlich im Staatstheater Darmstadt die Rossini-Oper Aschenputtel anschauen wollte, erlebte eine böse Überraschung. "Wir sind gekommen, um mit euch alles zu verändern", brüllten plötzlich ein paar entfesselte Typen in blauen Anzügen und mit roten Schlipsen vom Balkon.
Ihre Parole: "Make Europa Great Again!" Haben etwa Trump und seine Mannen auch in Deutschland schon die Macht übernommen? Haben sie gar das Staatstheater Darmstadt gekapert?
Tatsächlich veranstaltet die Bühne zum 75. Jubiläum ihrer traditionsreichen "Darmstädter Gespräche" ausgerechnet Talks mit JD Vance, Elon Musk und Peter Thiel.
Die Tech-Giganten und rechten Vordenker aus dem Trump-Lager stehen hier nicht wirklich auf der Bühne, sie werden verkörpert von Schauspielerinnen und Schauspielern aus dem Darmstädter Ensemble.
Ideen verschwinden hinter der Ikone
"Es ist gar nicht so leicht, diese Figuren als Menschen darzustellen", sagt der Berliner Regisseur Kerem Hillel, der das Ganze inszeniert hat. "Durch die Medialisierung ist zum Beispiel Elon Musk zur Ikone geworden. Dadurch kommt man nicht wirklich ran an das, was er sagt."
Doch genau darum geht es Kerem Hillel und seinem jungen Regieteam: wirklich hinzuhören, sich nicht gleich zu distanzieren, sondern sich mit dem Menschenbild und den Plänen dieser Akteure auseinanderzusetzen.
Texte von JD Vance, Elon Musk und und Peter Thiel
Kerem Hillel und Dramaturgin Mona Schlatter haben dazu Interviews, Podcasts und Reden von Vance, Musk oder dem Tech-Milliardär Peter Thiel zusammengestellt, um sie dem Darmstädter Publikum auf der Bühne zu präsentieren.
"Es fühlt sich erstmal unangenehm an, solche Texte auf die Bühne zu bringen, und es ist Konsens, Rechten keine Räume im Theater zu überlassen", sagt Sarah Wolters, verantwortlich für Bühnenbild und Kostüme. "Aber die inhaltliche Auseinandersetzung brauchen wir trotzdem. Man muss diese Menschen ernst nehmen, weil die unfassbar mächtig sind."
Quasi-religiöser Ansatz
Und so lümmelt Schauspieler Nico Ehrenteit in der Rolle des neoreaktionären Bloggers Curtis Yardin auf einem Talkshow-Sofa herum und philosophiert über die vermeintliche "Schwäche der Demokratie". Schauspielerin Karin Klein plustert sich als Peter Thiel zum Retter der Menschheit durch das "Wunder der Technologie" auf.
Hinzu kommen Texte von libertären Vordenkern und immer wieder – die Bibel. "Dieser Glaube an eine 'neue Ära' und eine 'goldene Zeit', das ist ein religiöser Ansatz", sagt Regisseur Kerem Hillel. "Aber was heißt das, wenn ein mächtiger Mensch uns zu einer religiösen Erlösung führt? Wir wissen, wie das vor hundert Jahren geendet hat – mit dem 'Tausendjährigen Reich', auch so ein Zitat aus der Bibel."
Gegenstrategien entwickeln
Das Denken und die Ideologie jener Oligarchen, die mit Donald Trump an die Macht gekommen sind, zu verstehen – und daraus Gegenstrategien auch für Europa zu entwickeln: Das ist die Idee hinter dem Programm "MEGA – Make Europa Great Again".
Nach mehreren Bar-Abenden gibt es zum Abschluss eine große "MEGA Late Night Show für die ganze europäische Familie" mit Band, Gesang und Tanz. Kerem Hillel verspricht eine "Feier bis in die Verlorenheit". Denn mit dem Sprechen komme man nur bis zu einem bestimmten Punkt. "Dann muss die Kunst übernehmen und es in andere Formen übersetzen."