Zwischen Betonwerk und Briefzentrum Städtische Bühnen ziehen ins Frankfurter Gutleutviertel

Als Übergangsstandort für die Städtischen Bühnen will die Stadt Frankfurt ein Grundstück im Gutleutviertel herrichten. Auch das industriell geprägte Viertel soll davon profitieren.

Visualisierung des Areals im Gutleutviertel
So könnte sich das Areal nach Vorstellungen der Stadt entwickeln. Welche genaue Form der Interimscampus im Gutleutviertel annehmen wird, ist noch offen. Bild © Stadt Frankfurt
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In der Nachbarschaft eines Betonwerks und eines Briefverteilzentrums sollen nach Plänen der Stadt Frankfurt bald Opernsänger oder Schauspieler proben - zumindest für einige Zeit. Der Magistrat der Stadt Frankfurt hat am vergangenen Freitag dem Kauf der seit mehr als zehn Jahren leerstehenden Liegenschaft an der Gutleutstraße 324 bis 326 zugestimmt.

Bei der langen Diskussion um mögliche Zukunftsstandorte von Oper und Schauspiel war eine der drängenden, noch offenen Fragen für die unmittelbare Zukunft der Spielstätten: Wo kommen sie unter, solange die neuen Standorte noch nicht fertig sind?

Das rund 15.500 Quadratmeter große Grundstück im Gutleutviertel erfülle "die komplexen Anforderungen, die an ein Interim für die Städtischen Bühnen gestellt werden", sagte Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) zum Magistratsbeschluss am Freitag.

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Altes Lagergebäude und Brachfläche

Das alte Archiv- und Lagergebäude der Dresdner Bank biete genug Platz für die rund 1.200 Beschäftigten und den Logistik-, Produktions- und Verwaltungsbetrieb der Städtischen Bühnen.

Zudem eigne sich das Gelände auch, um dort Probebühnen und Notspielstätten einzurichten, so Hartwig. Die zusätzliche Brachfäche neben dem Gebäude, die zur Liegenschaft gehört, ermögliche ein "flexibles, campusähnliches Interimskonzept".

Auf einem Stadtplan der Frankfurter Innenstadt sind die bisherigen Standorte der Oper und des Schauspielhauses, sowie deren geplantes Ausweichquartier in der Gutleutstraße verzeichnet
Bild © OpenStreetMap-Mitwirkende, hessenschau.de

Durch eine ohnehin geplante Verlängerung der Straßenbahn bis zum Briefverteilzentrum der Post sei die Adresse zudem gut angebunden und vom alten Standort am Willy-Brandt-Platz in wenigen Minuten erreichbar.

Technischer Direktor: "Eine Menge Potenzial"

"Eine Menge Potenzial" sieht auch der Technische Direktor der Städtischen Bühnen, Olaf Winter, in dem Areal im Gutleutviertel. Die zwei Hallen in dem bestehenden Gebäude könnten zwar maximal 500 Zuschauern Platz bieten, weit weniger als in den aktuellen Räumen am Willy-Brandt-Platz. "Man kann sich aber auf den Freiflächen neben den Hallen vieles hindenken: Ein Zelt oder eine Holzoper beispielsweise", so Winter.

Noch sei völlig offen, welcher Teil der Städtischen Bühnen vorübergehend auch für Aufführungen mit Zuschauern ins Gutleutviertel zieht. Das sei unter anderem davon abhängig, für welche der Varianten sich die Stadt bei der Frage um die endgültigen Standorte von Schauspiel und Oper entscheidet - und wie schnell diese dann bezugsfertig sind.

Außerdem ist laut Winter unklar, wie lange die "irreperablen Mängel" am derzeitigen Standort am Willy-Brandt-Platz noch ohne größere Auswirkung auf die Inszenierungen von Oper und Schauspiel bleiben.

Zumindest so viel ist für Olaf Winter klar: "Wir möchten die Halle an der Gutleutstraße so schnell wie möglich als Probebühne der Oper nutzen", sagte er. "Am liebsten schon im nächsten Jahr."

Umzug ins Gutleutviertel "in ein paar Jahren"

Ganz so schnell dürfte es allerdings nicht gehen, bis das Gebäude an der Gutleutstraße bezugsfertig ist: Nach Einschätzung von Juliane Voigt von der Stabsstelle Zukunft der Städtischen Bühnen der Stadt Frankfurt sei dies "in ein paar Jahren", frühestens 2026, realistisch.

Zwar wolle man "so schnell wie möglich loslegen", für die offiziellen Ausschreibungen für die Sanierungsarbeiten müsse aber mindestens ein Jahr Zeit eingeplant werden. Und ausgeschrieben werden kann erst, wenn die Stadtverordnetenversammlung den Plänen des Magistrats zugestimmt hat. Auch das steht noch aus.

Kulturstandort soll Viertel beleben

Was die Stadt für die Liegenschaft zahlen müsste, sei vertraulich, erklärte Voigt. Nach Schätzungen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung handelt es um einen Kaufpreis von mindestens elf Millionen Euro. In welcher Höhe auch immer - für die Stadt Frankfurt sei der Kauf der Liegenschaft auch eine Investition in die Zukunft des Gutleutviertels, betonte Voigt.

Für das bislang von Industrie, aber auch Leerstand geprägte Quartier laufe gerade ein Dialogverfahren. Dabei arbeite man unter Beteiligung von Bewohnern, Eigentümern und Unternehmen an einem Plan für ein "gerechtes und grünes Quartier", in dem Wohnen, Arbeit, Bildung und Kultur zusammenkommen. "Der Interimscampus der Städtischen Bühnen kann dann ein Impuls sein, dass auch andere sehen, hier passiert etwas", sagte Voigt.

Und was kommt danach?

Auch wenn aktuell nicht einmal final geklärt ist ist, wo genau die endgültigen Standorte für Schauspiel und Oper entstehen - die Gutleutstraße 324 bis 326 ist nur als Zwischenlösung gedacht. Wird die Aufwertung des Quartiers also nur vorübergehend sein?

Diese Sorge treibt Juliane Voigt nicht um. "Tatsächlich sind schon sehr viele Leute ins Träumen geraten, wie man die Fläche danach nutzen könnte - da mangelt es nicht an Interessenten und Ideen", sagt sie. In welche Richtung diese gingen, wollte sie nicht verraten.

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de