Multimedia-Ausstellung Hier wird van Goghs Kunst für fast alle Sinne erlebbar

In ein Kunstwerk einzutauchen, bekommt in dieser Ausstellung eine neue Bedeutung: In "Van Gogh Alive" können die Gemälde des niederländischen Malers nicht nur angesehen, sondern mit mehreren Sinnen erlebt werden.

Ausstellungsansicht Van Gogh Alive
Wie van Goghs Sonnenblumen wohl riechen und klingen? In Frankfurt kann man es nun erfahren. Bild © RB-Create
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Vincent van Goghs Gemälde werden seit über 100 Jahren auf der ganzen Welt ausgestellt, zum Beispiel im Frankfurter Städel 2019 in der Ausstellung "Making van Gogh". Auf diese Weise waren sie in Hessen aber noch nicht zu sehen: als multisensorielle, immersive Ausstellung, die es ermöglicht, selbst Teil von van Goghs Kunst zu werden.

Seit einigen Jahren herrscht ein regelrechter Hype um solche Shows. Die Wanderausstellung "Van Gogh Alive", die nun in Frankfurt Halt macht, ist eine von mehreren Multimedia-Schauen, die sich mit dem niederländischen Künstler befasst und macht sein Werk zu einem sinnlichen Erlebnis.

Van Goghs Kunst ...

... sehen

Wohin man sich in der knapp 800 Quadratmeter großen Raumfabrik auch dreht: Rundherum ist man von einem nächtlichen Himmel umgeben, überall leuchten van Goghs Sterne. Die gelben Wirbel bewegen sich und verstärken so die für ihn typische Pinselführung noch einmal, lichtstarke Projektoren bringen seine Farben zum Leuchten.

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Ausstellung "Van Gogh Alive" wird eröffnet

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Bild © hessenschau.de
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Insgesamt zeigt die Ausstellung rund 3.000 Ausschnitte aus van Goghs Bildern, darunter seine berühmten Landschaften, Sonnenblumen und Selbstporträts. Mal nimmt ein massives Werk die gesamte Fläche ein, mal fließen mehrere thematisch zueinander passende Werke zusammen. Und ab und zu werden einzelne Elemente aus den Bildern zum Leben erweckt: Plötzlich fällt zum Beispiel ein Schuss, und die Krähen auf dem Weizenfeld fliegen aufgeschreckt in den Himmel.

... riechen

Hat man sich erst einmal an die Bilderflut gewöhnt, nimmt man auch Gerüche wahr: eine Komposition aus unterschiedlichen Nuancen. Zuerst blumig mit Noten von Zitrone, dann beginnt der Duft sich zu verändern. Er wird würziger und man nimmt einen Hauch Muskat wahr. Schließlich kommt der Geruch von Zedernholz durch.

Bis zu zehn verschiedene Gerüche würden eingespielt, um das Gefühl der Provence zu vermitteln. Dort habe der niederländische Maler lange gelebt. "Van Gogh hat sehr oft auf Weizenfeldern oder im Garten gezeichnet und da hat er eben diese Gerüche wahrgenommen", erklärt Anika Böhm, Sprecherin von Grande Experiences, dem Veranstalter der Ausstellung.

Ausstellungsansicht Van Gogh Alive
Die Multimedia-Ausstellung will nicht nur Vincent van Goghs Gemälde, sondern auch seine Gedanken- und Gefühlswelt vermitteln. Bild © MAAG

... hören

Die Ausstellung setzt auch auf zum Takt der Bilder passende Musik. Die wird wie im Kino über ein Dolby Surround System eingespielt und untermalt auf dramatische Art und Weise nicht nur van Goghs Bilder, sondern auch Zitate, die seine Werke häufig ergänzen. Sie stammen aus Briefen des Malers an seinen Bruder und geben einen persönlichen Einblick in seine Gedanken- und Gefühlswelt.

Audiobeitrag
Bild © RB-Create| zur Audio-Einzelseite
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Während sich die Sternenlichter aus dem Bild "Sternennacht über der Rhone" auf dem Boden zu spiegeln scheinen, ist zum Beispiel das "Aquarium" aus Camille Saint-Saëns' "Karneval der Tiere" zu hören. Und wenn van Goghs Kirschblüten über die gesamte, blau angestrahlte Leinwandfläche der Raumfabrik schweben, ist ein japanisches Volkslied zu hören.

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Van Gogh Alive

Die multisensorielle Wanderausstellung wurde bereits von rund 8,5 Millionen Menschen in mehr als 70 Städten weltweit gesehen. Nun macht sie bis 2. Mai in der Raumfabrik Frankfurt Halt, einer ehemaligen Fabrikhalle im Stadtteil Heddernheim. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Tickets kosten 25 Euro für Erwachsene und 17 Euro für Kinder zwischen vier und 15 Jahren, Kinder bis drei Jahre haben freien Eintritt. Es wird empfohlen, Tickets im Voraus zu kaufen.

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... tasten

Anfassen kann man die Bilder, in die man in der großen Halle eintaucht, zwar nicht. In einem weiteren Raum ist der Tastsinn aber gefragt: Dort ist van Goghs Schlafzimmer im südfranzösischen Arles nachgebaut, inklusive Bett, Tisch und Stühlen. Alle Gegenstände in dem Schlafzimmer sind mit einer kräftigen Farbschicht überzogen, die den Farbauftrag seines Bildes imitieren soll. 

Setzt man sich auf das Bett und macht ein Selfie, sieht es tatsächlich aus, als befände man sich mitten in dem gemalten Bild. Nur unter die Bettdecke kann man sich nicht legen - die ist von all der Farbe ganz hart geworden.

... schmecken

So immersiv, dass man die Zitrone auf dem Teller von van Goghs Stillleben schmecken kann, ist die Ausstellung dann doch nicht. Da kommt man auch nicht weiter, wenn man die Projektionsfläche ableckt.

Aber wer mag, kann sich natürlich von dem Erlebnis inspirieren lassen und sich selbst eine schöne Käseplatte mit niederländischen - oder in Anlehnung an seine Schaffenszeit in der Provence französischen - Käsesorten zusammenstellen.

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Für wen lohnt sich ein Besuch?

Für kleine und große Ausstellungsmuffel, die nicht gerne ins Museum gehen, ist "Van Gogh Alive" eine unterhaltsame Art, sich mit dem Leben und Werk des niederländischen Malers zu beschäftigen. Kunstkenner lernen dort nicht unbedingt etwas Neues - ein sinnliches Erlebnis dürfte es aber auch für sie sein.

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Sendung: hr-iNFO, 13.01.2023, 12.15 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Anna Lisa Lüft