Von Schwimmbad bis Kuhstall Theater mal anders: Fünf außergewöhnliche Tipps in Hessen
In Hessen kämpfen viele krisengeschüttelte Theater ums Überleben. Deshalb: Hoch von der Couch und ab in den Theatersessel. Der steht manchmal an außergewöhnlichen Orten - zum Beispiel in einem Kuhstall oder in einem ehemaligen Hallenbad.
1. In Friedberg wird im Hallenbad Theater gespielt
Wer nicht nur Lust auf Theater hat, sondern auch auf eine kleine Zeitreise, der sollte unbedingt ins alte Jugendstilbad von 1906 nach Friedberg (Wetterau) kommen. 1980 schloss das Bad seine Türen und verfiel in einen langen Dornröschenschlaf. Seit fast zehn Jahren darf nun wieder abgetaucht werden, diesmal aber in Kultur.
Seit 2013 saniert der Verein Gesellschaft Altes Hallenbad mit viel Liebe zum Detail das historische Gebäude. Parallel wird Theater gespielt, Konzertabende veranstaltet, Kabarett aufgeführt und ein Mal im Jahr gibt es sogar eine Kammeroper. "Als wir damals begannen, hielt man uns für verrückt", sagt Uli Lang vom Förderverein. "Doch mittlerweile haben wir 1.500 Mitglieder und ich kann mir keinen besseren Ort für Kultur vorstellen." 2024 soll endlich alles fertig saniert sein und die große Schwimmhalle wieder zur Verfügung stehen, bis dahin wird unter anderem ein Nebenraum bespielt.
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Nächstes Programm-Highlight:
Am 5. und 6. November führt die vereinseigene Theatergruppe "Helden-Theater" pro Vorstellung gleich zwei Stücke auf. Im Einakter "Der stumme Diener" geht es um einen gefährlichen Profi-Killer. Der zweiten Einakter "Auf hoher See" handelt von menschlichen Extremsituationen. Die Stücke sind zu sehen im Kesselhaus, einem Nebenraum des Alten Hallenbads. Eine gute Gelegenheit, um einen Blick auf das alte Schwimmbad zu erhaschen.
2. In Fritzlar gibt's Kulturprogramm in einer Scheune
Wer im Schwalm-Eder-Kreis einen schönen Abend verbringen will, ist bei der Kulturscheune in der Altstadt von Fritzlar gut aufgehoben. Hier gibt’s ein abwechslungsreiches Programm von Scheunen-Kino-Abenden über Kunstausstellungen und natürlich Theater. Die Kulturscheune hat eine eigene Theatergruppe, die in diesem Jahr schon ihr 20-jähriges Bestehen feiert. Pandemiebedingt stand die Truppe schon seit 2019 nicht mehr auf der Bühne. Jetzt dürfen sie die heimischen Bretter endlich wieder bespielen.
Die ehemalige Zehntscheune des Deutsch-Ordens wurde 1238 erbaut und diente in den 50ern als Lagerhalle eines Getränkehandels. Danach stand sie etliche Jahre leer, bis zur Gründung des Vereins Kulturscheune Fritzlar 2010. Der Verein sanierte das Gebäude in liebevoller Eigenregie und hat ihn so zu einem ganz besonderen Veranstaltungsort für Kultur gemacht.
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Nächstes Programm-Highlight:
Ein Programm-Highlight ist die Aufführung des hauseigenen Theatertrupps KultT. In ihrer selbst erarbeiteten Inszenierung "Neuland" setzen sie sich mit dem Heimat-Begriff auseinander. Es erwartet die Zuschauenden eine Mischung aus Gruppendarstellung, Monologen und Musik - zum Lachen und Nachdenken. Die nächste Aufführung ist am 4. November.
3. Puppentheater im früheren fürstlichen Pferdestall
"Neulich hat eine Dame mir nach der Vorstellung gesagt: 'Ich hatte das Gefühl, Sie haben nur für mich gespielt.' Das ist mein Ziel. So unmittelbar muss Theater sein", sagt Detlef Heinichen vom Puppen- und Figurentheater in Steinau (Main-Kinzig). Vor fünfeinhalb Jahren übernahm der Dresdner das Kulttheater im alten fürstlichen Pferdestall und hat das Programm seitdem stark geöffnet.
Jetzt gibt es auch Figurentheater für Erwachsene und Gastspiele von Künstlern und Künstlerinnen aus Schauspiel, Comedy und Musik. "Die Zeiten der Einseitigkeit im Programm sind vorbei", erklärt Heinichen. "Gerade auf dem Land musst du in die Breite gehen." Auch, wenn die Zeiten für kleine Theater schwierig sind, hält der Puppenspieler an seinem Optimismus fest: "Krise muss man als Chance begreifen. Irgendwie schaffen wir auch diese."
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Nächstes Programm-Highlight:
Lust auf Weihnachtsstimmung? Gerade proben sie in Steinau für "A Christmas Carol", die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens rund um den Griesgram Ebenezer Scrooge. Ein Stück, das mit Puppen und Schauspielern aufgeführt wird und seine Premiere am 25. November feiert.
4. Hof-Theater in ländlicher Idylle im Odenwald
Idyllischer kann ein Theater auf dem Land kaum liegen: Auf einem alten Bauernhof inmitten der hügeligen Wälder des Odenwalds befindet sich das Hof-Theater Tromm (Bergstraße). 2001 wurde es gegründet und hängt eng mit dem "Trommer Sommer" zusammen, einem überregional bekannten Kultur-Festival. Von März bis Dezember öffnet das kleine Theater am Wochenende seine Türen. Das Programm aus Theater, Kabarett und Musik richtet sich sowohl an Kinder, als auch an Erwachsene. In den Pausen der Aufführungen kann man sich im Hof-Theater Café "Brot und Spiele" stärken.
Lohnenswert bei einem Besuch auf dem Tromm-Hof ist außerdem ein Abstecher in den "Ku(h)nststall". Hier gibt es ganzjährig wechselnde Kunst-Ausstellungen. Und: Über's ganze Jahr gibt es hier Theaterkurse für Erwachsene und Kinder.
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Nächstes Programm-Highlight:
Am 11. November gibt es im Hof-Theater Tromm ein Stück, das für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen spannend ist: "Edith und Mina". Theaterbetreiber Jürgen Flügge erzählt und spielt die Geschichte der Freundschaft seiner Mutter Mina zur Jüdin Edith in Nazi-Deutschland (ab 14 Jahren).
5. Im Äppelwoi Theater in Bad Homburg geht's hessisch zu
Theater im Ambiente einer schrillen Äppelwoi-Kneipe - das geht in Bad Homburg (Hochtaunus) und Neu Isenburg (Offenbach). Hier hat das Deutsche Äppelwoi Theater jeweils eine Bühne. Seit bald anderthalb Jahrzehnten werde hier Theater auf "Fernseh-Hessisch" geboten, erklärt Inhaber Michael von Loefen. Selbst Auswärtige sollten also die witzigen Dialoge auf der Bühne sowie die Hessischen Lieder verstehen. Um nicht nur die Lach-, sondern auch die Kaumuskeln zu trainieren, gibt’s im Äppelwoi Theater hessische Spezialitäten wie Handkäse und den sogenannten Äpperol Spritz, Aperol mit Apfelwein.
Ein Besuch lohnt sich schon recht bald: Da die Besucherzahlen zuletzt zu gering waren, könnte das Theater in seine letzte Spielzeit gehen. "Kleine Theater spielen keine Rolle mehr. Die Leute gehen in die großen Hallen zu Helene Fischer, aber wir Kleinen kämpfen ums Überleben", sagt von Loefen resigniert.
Nächstes Programm-Highlight:
Das Äppelwoi Theater bietet derzeit zwei Shows. In der "Babbel-Olympiade" (4. November) geht es um die Bedeutung von Sprache, (Süd-)Hessisch-Sprachkurs inklusive. Die Partyshow "Der Super-Trupp vom Hessen-Club" (5. November) lässt ein Flugzeug am Feldberg abstürzen und die Insassen anschließend eine wilde Hessen-Party feiern.
Sendung: hr-INFO, 31.10.2022, 8.33 Uhr
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