Neuanfang nach 20 Jahren Wie der S-Club in Fulda sein Überleben sichern will
Der S-Club in Fulda stand kurz vor dem Aus. Mit personeller Verstärkung geht es nun doch weiter: mit erweitertem Bar-Betrieb, Partys für Ältere und mehr Licht- und Wow-Effekten für Jüngere. Der Termin für den Neu-Start steht auch schon.
Fast hätte der S-Club ein weiteres Kapitel geschrieben in der Geschichte des Club-Sterbens. Doch der Fuldaer Diskothek - der namhaftesten und größten der Stadt - wird neues Leben eingehaucht. "Es wird einen Relaunch geben für ein breiteres und bunteres Publikum", kündigte Club-Betreiber Jens-Ole Bolik am Freitag an. Ab 30. April soll die neue Ära beginnen.
Bis es soweit ist, musste Bolik lange zittern und am Zukunftsmodell arbeiten. "Es war für mich die schwerste Zeit in den Jahrzehnten als Club-Betreiber", sagte der 54-Jährige dem hr.
Ausgehverhalten verändert
Zwar lief es für den S-Club nach dem Wiederbeginn in Folge der Corona-Pandemie erstmal gut. Die Leute hatten wieder Lust auf Partys, sich in Clubs zu treffen und kollektiv zu feiern. Doch dann griff eine Feiermüdigkeit um sich.
Die Gründe sind vielfältig: Die Branche und das Ausgehverhalten haben sich geändert. "Die Leute gehen immer mehr auf Großevents, Festivals und geben dort ihr Geld aus", beobachtet Bolik. "Junge Menschen müssen nicht mehr in Clubs gehen, um jemanden kennenzulernen. Das machen sie online." Bis morgens feiern und Alkohol trinken werde auch immer unbeliebter.
"Junge Menschen müssen nicht mehr in Clubs gehen, um jemanden kennenzulernen. Das machen sie online." Zitat von Club-Betreiber Jens-Ole BolikZitat Ende
Das Freizeitverhalten der jüngeren Zielgruppe wird auch immer sprunghafter. Es werden mittlerweile nicht mehr so starke Bindungen aufgebaut, einen Stamm-Club haben die wenigsten. Für Betreiber ist das leider gar nicht geil.
Steigende Kosten und weniger Gäste
Die Besucherzahlen im S-Club haben sich im Laufe des vergangenen Jahres in etwa halbiert. "Und das bei insgesamt steigenden Kosten", erklärt Bolik. In letzter Zeit kamen nur noch rund 250 Leute in den Club, dabei fasst die Location, die nicht weit vom Kneipen-Viertel in der Altstadt liegt, dreimal soviel.
Die Lage für den Betreiber spitzte sich zu. Die Frage lautete: Kämpfen und weitermachen oder kapitulieren? Das fragen sich derzeit viele Club-Betreiber bundesweit. "Es vergeht kaum eine Woche, in der in Deutschland nicht irgendein Club dicht macht", sieht Bolik mit Sorge.
Auch in Fulda kamen und gingen die Clubs: der Fun-Park, der Musik-Park, das M1. Sollte sich der S-Club ausgerechnet im Jahr des Jubiläums einreihen? Bolik entschied sich dagegen. Er will mit dem S-Club im September 20. Geburtstag feiern und noch viel mehr erleben.
Neue Köpfe und neues Konzept
Die Wiedergeburt des S-Clubs wird es 30. April geben, mit neuem Konzept und neuen Köpfen. Bolik ist zwar weiter der Chef. Er hat mit zwei neuen Partnern aber eine Beratungsgesellschaft gegründet, die Star Concepts FD GmbH. Neue Gesellschafter und Investoren sind Angela (32) und Dennis Seibel (37).
Das Paar arbeitet unter anderem als DJ und Veranstaltungsmacher und unterstützt Bolik bei der Umgestaltung. Das Trio präsentierte am Freitag das neue Konzept. Die Bar wird renoviert, geöffnet wird freitags und samstags bei freiem Eintritt, mit mehr Getränke-Auswahl und frischgezapftem Bier.
Es werden auch Sport-Veranstaltungen aus dem Fernsehen gezeigt, zum Beispiel Fußball-Bundesliga, zudem gibt es eine kleine Bühne für Live-Musik, Kleinkunst und DJs. Rund 70 Menschen sollen dort Platz finden.
Goldener Stern für Ü30 im S-Club
Neu im Portfolio ist der "Goldene Stern" - ein Club-Format für ein erwachseneres Publikum, Ü30. Die Partys starten früher und nicht erst gegen Mitternacht. Events unter anderem: 90er Partys, Schlager- und sogar Disco-Fox-Abende.
"Viel hilft viel." Zitat von Der neue Gesellschafter des S-Clubs, Dennis Seibel, zum geplanten Licht-Konzept.Zitat Ende
Auch das Format für die junge Generation wird modernisiert. Dafür wird ein neues Licht- und Visualisierungskonzept installiert. Dennis Seibel will klotzen, nicht kleckern: "Viel hilft viel", lautet die Devise. Die Räume können modular angepasst werden, je nach Party und Besucherkapazität.
Geboten werden soll mehr musikalische Vielfalt, wie Angela Seibel sagte. Bislang bekannt war der S-Club für neuen deutschen Elektro-Pop und Hiphop-Partys, es lief aber auch viel Mainstream-Musik. Am 19. April gibt es eine Goodbye-Party des alten S-Clubs.
Frischzellen-Kur statt Komplett-Umbau
Dann wird umgebaut und renoviert. Es wird aber eher eine Frischzellen-Kur als eine wundersame Verwandlung. "Es werden keine Millionen investiert und Wände versetzt", sagte Bolik. Zum Umfang der finanziellen Investitionen wollten Angela und Dennis Seibel keine Angaben machen.
Fest steht aber: Sie gehen mit dem S-Club "all in", wie es Bolik als geschäftsführender Gesellschafter formulierte. Der Mietvertrag sei um zehn Jahre verlängert worden. Mit Angela und Dennis Seibel hat er dafür ein neues Partner-Duo. "Die beiden brennen für gute Partys", sagte Bolik. Beweisen muss dies das neue Party-Trio ab 30. April - damit kein weiteres Kapitel beim Club-Sterben folgt.