Wiesbadens Intendant Laufenberg - ein Elefant im Porzellanladen
Wiesbadens Intendant Laufenberg behauptet, er wolle einen Kampf für die Kunstfreiheit führen. Stattdessen verhindert er mit seiner lauten Polemik rund um die Maifestspiele eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema - und schadet allen Beteiligten.
Zum Abschluss seiner Amtszeit am Staatstheater Wiesbaden hat Intendant Uwe Eric Laufenberg sein Haus bundesweit noch einmal ganz groß in die Schlagzeilen gebracht: Anna Netrebko kommt zu den Maifestspielen, ukrainische Künstlerinnen und Künstler und die russischen Aktivistinnen von Pussy Riot bleiben lieber weg. Seitdem schlagen die Wellen hoch.
Mein Eindruck: Intendant Laufenberg tut nur so, als würde er einen Kampf für die Kunstfreiheit führen. Er sagt, Anna Netrebko müsse auftreten dürfen. Das fordert er vehement und streitlustig. Dabei hat gar niemand gesagt, dass sie nicht auftreten dürfe. Sie hat kein Auftrittsverbot in Deutschland und es droht ihr auch nicht.
Aber es ist doch klar, was passiert, wenn man sie einlädt und gleichzeitig ein ukrainisches Theater und ein ukrainisches Orchester: Die Künstlerinnen und Künstler aus der Ukraine sagen ab. Sie verweisen auf die vielen Toten in ihrem Land, auf die besondere Moral in der momentanen Kriegssituation, auf ein Foto von 2014, das Anna Netrebko mit einer Separatistenfahne zeigt.
Laufenberg ist unglaubwürdig
Nun haben auch Pussy Riot abgesagt. Die Putin-kritischen Künstlerinnen sollten ein Ersatz für die Philharmonie aus Kiew sein. Aber das wussten sie nicht, und sie sagen: Dafür stehen wir nicht zur Verfügung.
Laufenberg sagt, ihn beschäftige das Schicksal politischer Gefangener, er widme die Maifestspiele diesen Menschen. Die Programm-Vorstellung am Montag machte er fast zu einer Pressekonferenz von amnesty international. Aber Kritiker machte er mundtot - glaubwürdig ist das nicht.
Schaden für Netrebko, Schaden für Ukrainer
Laufenberg hat den Vertrag mit Anna Netrebko geschlossen, als noch gar nicht klar war, dass die Maifestspiele ein politisches Motto bekommen und dass ukrainische Künstlerinnen und Künstler eingeladen werden. Das war unfair ihr gegenüber, ein Bärendienst, denn jetzt kocht die Diskussion nochmal so richtig hoch, wie Putin-nah, wie Putin-freundlich sie wirklich ist.
Und auch den ukrainischen Musikerinnen und Schauspielern hat Laufenberg geschadet. Sie werden um ein Gastspiel in Wiesbaden gebracht und damit um ihren Verdienst. Ist wenigstens die Diskussion darum ein Gewinn? Ich sehe nur zerschlagenes Porzellan und mein Eindruck ist: Der Elefant ist in voller Absicht in diesen Porzellanladen gestapft.
Sendung: hr2-kultur, 15.02.2023, 16:20 Uhr
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