Gewinner des Wildlife Photographer of the Year 2024 Sitzt ein Fotograf im Ameisennest

Der vom BBC verliehene "Wildlife Photographer of the Year" gilt als renommierteste Naturfotografie-Auszeichnung weltweit. Der osthessische Fotograf Ingo Arndt ist einer der Gewinner, deren Fotos jetzt im Landesmuseum Darmstadt zu sehen sind.

Ameisen zerlegen einen blau schillernden Käfer, eine scheint mit dem Tier zu kämpfen.
Ingo Arndts Siegerfoto in der Kategorie "Verhalten von Wirbellosen": Waldameisen zerlegen einen Laufkäfer. Bild © Ingo Arndt

Das Gewinner-Foto von Ingo Arndt beim Wettbewerb "Wildlife Photographer of the Year" zeigt eine martialische Szene: Hunderte Waldameisen zerstückeln mit ihren scharfen Beißwerkzeugen einen blau-schillernden Laufkäfer.

An die Entstehung des Bildes hat der Fotograf eine unangenehme Erinnerung. Um die niedrige und nahe Perspektive auf Käfer und Ameisen zu kriegen, musste er sich nah an das Ameisennest legen. "Ich war schnell voll mit Hunderten von Ameisen, die mich dann gebissen und mit Säure bespritzt haben," erinnert er sich.  

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Gewinner-Foto entstand vor der Haustür

Ein Mann in einem Strick-Pullover
Ingo Arndt lebt im osthessischen Jossgrund-Lettgenbrunn. Bild © Ingo Arndt

Seit über 40 Jahren fotografiert der gebürtige Frankfurter Tiere und Landschaften auf der ganzen Welt. Für sein neustes prämiertes Foto hatte der nun in Schlüchtern lebende Fotograf es aber nicht weit. Sein Gewinnerbild in der Kategorie "Tierverhalten von Wirbellosen" schoss er in Jossgrund-Lettgenbrunn (Main-Kinzig).

Einfach sei die Arbeit als Tierfotograf nie, sagt er. Gefährlich seien nicht aber die großen Säugetiere, die Arndt oft fotografiert, wie Braunbären an der Küste Alaskas, Büffel in den nordamerikanischen Grasländern oder Berggorillas im Herzen Afrikas.

"Gefährlich sind eher Mücken, die Malaria mit sich tragen könnten, kleine Giftschlangen oder Spinnen, auf die man tritt", erklärt er. "Am Bein habe ich eine taube Stelle, an der mich im Regenwald irgendwann mal eine giftige Pflanze berührt hat."

Stundenlang frieren für die perfekte Aufnahme

Auch die Wetterverhältnisse seien nicht zu unterschätzen. "Wenn man bei Minusgraden und starkem Wind irgendwo in der Arktis oder im Schlamm liegt und friert, schwitzt oder von Moskitos geplagt wird, wird das lange Warten auf die perfekte Momentaufnahme wesentlich schwieriger", erzählt Arndt.

Ein Bär rennt mit einem Fisch im Maul durchs Wasser
Auch große Tiere nimmt Ingo Arndt ins Visier. Bild © Ingo Arndt

Der international bekannte Fotograf arbeitet hauptsächlich für National Geographic. Mehrere seiner Fotografien waren bereits Gewinner bei "Wildlife Photographer of the Year".

Echter Fotograf statt Fotofalle

Seine Bildgeschichte "Die Pumas von Patagonien" erhielt eine Auszeichnung als "World Press Photo". Über zweieinhalb Jahre begleitete er dafür die Raubkatzen in Südamerika. Sein Foto, auf dem ein Pumaweibchen ein Lama reißt, sei einzigartig.

Ein Puma erlegt ein Lama.
Puma schlägt Lama: Arndt dokumentierte eine solche Szene zum ersten Mal ohne Fotofalle. Bild © Ingo Arndt

"Darauf bin ich besonders stolz, weil es vorher noch nie von einem echten Fotografen hinter der Kamera geschossen wurde. Bis dato waren Geschichten mit Pumas immer mit Fotofallen fotografiert", erklärt Arndt.

"Die Jagdsequenz des Weibchens hat nur fünf, sechs Sekunden gedauert. Ich habe aber ungefähr fünf Monate auf diesen einen Moment gewartet und war letztendlich der erste, der eine komplette Bildgeschichte von Pumas mit allen Verhaltensweisen abbilden konnte."

Endemische Insekten statt Säugetiere

Besondere Tier-Begegnungen in Hessen finden dagegen eher in kleinerem Maßstab statt. Die größeren Säugetiere seien aufgrund der Bejagung nicht an Menschen gewöhnt und oft zu scheu für die Kamera.

Also fotografiert Arndt die endemische Insektenwelt seiner Heimat, wie die der kahlrückigen Waldameise. Auch die Rhönquellschnecke fasziniert ihn, deren Art weltweit nur in der Rhön und im Vogelsberg vorkomme.

Ausstellung hält Momente fest

Ingo Arndts Arbeiten sind beeindruckende Momentaufnahmen einer lebenden und atmenden Tierwelt – ebenso wie die 99 anderen Wettbewerbsgewinner, die bis März in der Karl-Freund-Galerie des Landesmuseums (HLMD) in Darmstadt zu sehen sind.

Blick in die Ausstellung
Ein Bereich ist den Nachwuchs-Fotografen gewidmet. Bild © Maximilian Kleemann/hr

Ein Ausstellungsraum ist dabei den jungen Naturfotografen im Alter von zehn bis siebzehn Jahren oder sogar noch jünger gewidmet. Bei dem Wettbewerb darf jeder Fotografien einreichen. Eine zeigt beispielsweise einen vereisten Kadaver einer Maultierhirschkuh. Geschossen wurde das Foto nicht etwa mit einer teuren Profi-Kamera, sondern mit einem Smartphone.

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Gewinner des Wildlife Photographer of the Year 2024

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Museumsexponate zum Leben erwecken

Die Ausstellung ergänze den großen zoologischen Teil des Museums, der durch "Wildlife Photographer of the Year" betont und zum Leben erweckt werden soll, sagt Sandra Huber, kuratorische Assistenz im HLMD.

Ingo Arndts Waldameisen, die oft nicht größer als sieben Millimeter sind, laden daher auf einer überdimensionalen Fototapete dazu ein, die Ausstellung zu betreten. Sie läuft noch bis 30. März 2025.

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Redaktion: Alexandra Müller-Schmieg

Sendung: hr2 kultur,

Quelle: hessenschau.de