"lyrix"-Bundeswettbewerb Zwei junge Lyrik-Talente aus Hessen ausgezeichnet
Ein Gedicht pro Monat - ein Jahr lang: Im "lyrix"-Wettbewerb des Bundesbildungsministeriums haben sich zwei junge Menschen aus Hessen den Jahressieg erschrieben. Beiden ist wichtig: Sie wollen mit ihren Themen gehört werden.
Er geht regelmäßig zu Open-Mic-Veranstaltungen in Marburg, schreibt Lyrik seit er 15 Jahre alt ist und bringt seine Gedichte am liebsten auf dem Fußboden zu Papier: Fanny Marek Walger kommt aus Bebra (Hersfeld-Rotenburg) und die Themen für seine Gedichte kristallisieren sich nach seinen Angaben erst beim Schreiben heraus. Oft aber seien das Körper- oder psychologische Themen, sagt der 19-Jährige, das liege nahe, schließlich studiere er Psychologie.
Walger ist einer von zwölf Jahressiegern des sogenannten lyrix-Bundeswettbewerbs in der Kategorie der 15- bis 20-Jährigen. Organisiert wird der Wettbewerb vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), junge Talente aus der Lyrikszene sollen damit gefördert werden.
Ihm sei es wichtig, dass seine Lyrik beim Lesenden hängen bleibt. "Das muss gar nicht unbedingt so sein, wie ich es intendiert habe. Ich finde es immer cool, wenn sich jemand an einen Text von mir erinnert oder darüber nachdenkt."
Zitronen und ein weiter, blauer Himmel
Ähnlich geht es auch Yasemin Hisir. Sie ist 17 Jahre alt. Auch sie hat ihre Gedichte erfolgreich beim Wettbewerb eingereicht und darf sich nun Jahressiegerin nennen. "Gedichte sind ein sehr gutes Medium, um Sprache konzentriert und auf den Punkt wiederzugeben", sagt die Schülerin aus Gießen. "Das ist ein bisschen, wie wenn man eine Zitrone auspresst." Und mit Zitronen kennt sie sich aus, beim Landeswettbewerb "Jugend forscht" hat sie auch bereits teilgenommen und mit Zitronensaft ein Spielzeugauto zum Fahren gebracht.
Mit ihrer Lyrik möchte sie Gefühle vermitteln. "Mir ist wichtig, dass nicht jedes Bild, jede Methapher vom Leser verstanden wird. Ich habe nicht den Anspruch, dass das Gedicht genau analysiert werden kann." Auf die Grundstimmung, die Klangfarbe komme es an, die müsse sich auf den Lesenden übertragen.
Sie selbst bezeichnet ihre Gedichte, die sie konsequent in Schulhefte schreibt, als melancholisch oder gar traurig und verbindet sie mit der Farbe Blau und dem Himmel. "Wenn man in den Himmel blickt, ist das, als ob man ein riesiges Bild ansieht. Und man ist davon fast erschlagen und fühlt sich unter diesem großen Himmel ganz klein und einsam als Mensch." Sie frage sich dann immer: "Was ist der Sinn meines Lebens?"
Bei Workshops und Lesungen noch besser werden
Fanny Marek Walger und Yasemin Hisir haben im lyrix-Wettbewerb ein Jahr lang monatlich ein Gedicht zu einem vorgegebenen Thema abgeliefert. Als Jahresgewinnerin und -gewinner nehmen beide in dieser Woche an einer fünftägigen Reise nach Berlin teil, bekommen Workshops und Sprech- und Schreibtrainings. "Das ist eine große Ehre für mich. Ich freue mich sehr, an meinen Texten zu arbeiten und sie auch einem Publikum vorzustellen", sagt Yasemin Hisir.
Auch Fanny Marek Walger freut sich über die Möglichkeit, sich mit anderen Lyrikerinnen und Lyrikern zu vernetzen. "Mit Menschen Zeit zu verbringen, die selbst schreiben, ist einfach eine sehr schöne Erfahrung." Am Dienstag wurden beide bei der Preisverleihung in Berlin geehrt.
Sendung: hr-iNFO, 12.06.2024, 6.32 Uhr
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