Tierquälerei Katzenbabys in Mülltonne entsorgt

Drei Katzenbabys wurden in den vergangenen Tagen lebendig in Mülltonnen in Dillenburg gefunden. Im Tierheim versucht man die Tiere zu retten - was nicht immer gelingt. Die Tierschützer appellieren an die Vernunft der Besitzer und bieten Hilfe an.

Gerettetes Kätzchen
Dieses Kätzchen kriegt im Tierheim Dillenburg eine zweite Chance. Bild © Benjamin Müller (hr)
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Bild © Benjamin Müller (hr)| zur Audio-Einzelseite
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Ein leises Fiepen hört man seit einigen Tagen im Dillenburger Tierheim. Es sind die Geräusche der Babykatzen, die dort von Hand großgezogen werden. Die Geschichten der Kitten sind tragisch: Kaum auf der Welt, wurden sie entsorgt. Nun bekommen sie eine zweite Chance.

Vergangene Woche stand eine Mitarbeiterin einer Müllentsorgungsfirma vor den Türen des Tierheims in Dillenburg. Im Gepäck: Zwei dünne Katzenbabys, gerade einmal zwei Wochen alt. Beim Leeren eines Müllcontainers seien sie aus der Tonne gepurzelt. Wären den Müllwerkern die Kätzchen nicht aufgefallen, hätte ihr Leben vermutlich in der Müllverbrennung ein Ende gefunden.

Zweiter Fall innerhalb von einer Woche

Eine Woche später wandte sich eine weitere Frau wegen eines Katzenbabys an das Tierheim. Gefunden hatte sie es in einer Mülltonne, als sie etwas wegschmeißen wollte. Als die Katze im Tierheim ankam, war sie gerade einmal zwei Tage alt. Wie lange sie in der Tonne lag, ist unklar. Zwei Tage nach Eintreffen im Tierheim starb das Kätzchen.

Gerettete Katze
Ein kurzes Katzenleben: Dieses Kätzchen ist nicht durchgekommen. Bild © Benjamin Müller (hr)

Tierpflegerin wird Ersatzmama

Mit Fläschchen und Aufzuchtmilch werden die zwei älteren Hauskatzen-Babys nun großgezogen. Als "Katzenmutter" kümmert Tierpflegerin Nicole Rehbein sich Tag und Nacht um die Kleinen. Alle drei bis vier Stunden müssen sie gefüttert werden. Bisher konnten sie gut aufgepäppelt werden.

Geschichten wie diese sind keine Neuheit für Christine Nickel, Vorsitzende des Tierschutzvereins Dillenburg. Trotzdem sei es jedes Mal wieder ein Schock. "Man denkt sich bei jedem dieser Fälle: Mein Gott, das ist so furchtbar und so grausam, schlimmer geht es doch nicht. Und wenn der nächste Fall kommt, naja, dann wissen wir, es geht vielleicht noch schlimmer."

Ungewollte Katzenbabys durch fehlende Kastration

Obwohl es in zahlreichen Hessischen Gemeinden eine Kastrationspflicht für Katzen gibt, halten sich nicht alle Eigentümerinnen und Eigentümer daran. So werden auch Katzen geboren, die nicht gewollt sind und deshalb ausgesetzt oder gequält werden. Die Kastrationspflicht soll die immer weiter wachsende Katzenpopulation eindämmen.

"Es ist so, dass es Leute gibt, die ignorant sind. Denen das tatsächlich völlig egal ist. Oder, die es aus sonst irgendwelchen Gründen nicht wollen", sagt Nickel über fehlende Kastrationen. Am Geld könne es nicht liegen. "Wir kastrieren auf unsere Kosten sowohl freilebende, wilde Katzen, als auch Katzen von Leuten, die sich die Kastration nicht leisten können."

Auch Katzenbaby-Verein fördert Kastrationen

Für ein besseres Katzenleben wird nicht nur mit der Kastrationspflicht gekämpft. Auch der Verein Katzenbabyrettung Mittelhessen setzt sich für die Vierbeiner ein. Zwischen 100 und 200 verwaiste und ausgesetzte Katzenbabys ziehen sie jährlich auf und vermitteln sie weiter, sagt Judith Bohrisch-Huwald, die stellvertretende Vorsitzende.

Bereits seit zehn Jahren besteht der Verein. Einen Rückgang an Fundtieren sehen die Tierschützer nicht. Im Gegenteil: Durch die gestiegenen Lebenshaltungs- und Tierarztkosten befürchtet Bohrisch-Huwald sogar noch mehr Haustier-Aussetzungen.

Katzenbaby wird gefüttert
Pflegerin Nicole Rehbein füttert die Kitten mit der Flasche. Bild © Benjamin Müller (hr)

Frühjahr ist Zeit der Katzenbabys

Dass nun in kürzester Zeit mehrere Kitten in Müllcontainern gefunden wurden, dürfte im Zusammenhang mit der Jahreszeit stehen, erklärt Christine Nickel. Frühjahr und Herbst seien die Zeiten, in denen Katzen klassischerweise werfen.

Der Appell der Tierschützerin: Wenn man eine Katze selbst nicht vermitteln könne, könne man sie immer noch ins Tierheim oder zu Pflegestellen bringen.

Darüber hinaus ist Tierquälerei, wie sie auch beim Entsorgen von lebendigen Tieren in Müllcontainern vorliegt, strafbar. Mit einer Geldstrafe oder sogar einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren könne so ein Verhalten bestraft werden, so die Staatsanwaltschaft Limburg. Wer hinter den Straftaten in Dillenburg steckt, ist allerdings unklar.

Tierheim hofft auf liebevolles Zuhause

Wenn die Babys groß genug sind, um vermittelt zu werden, wünscht sich das Tierheim ein liebevolles Zuhause für die Vierbeiner. Zu wünschen wäre es den Kätzchen – nach all dem, was sie in ihrem kurzen Leben schon durchmachen mussten.

Weitere Informationen

Sendung: hr4, 27.04.2023, 7.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Joelle Westerfeld, Benjamin Müller