Hessen am Abend Lübcke-Witwe kritisiert Merz und Frau aus S-Bahn-Gleis gerettet
Scharfe Worte an CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, ein Roboter-Hund für ein Heizkraftwerk, ein "Glück im Unglück"-Fall am Frankfurter Hauptbahnhof und ganz viel Helau. Das und mehr gibt es in Simon Rustlers Blick auf den Tag.
Guten Abend, liebe Leserinnen und Leser, herzlich Willkommen zu "Hessen am Abend" - heute mit diesen Themen:
- Lübcke-Witwe kritisiert Merz-Aussagen
- Mit dem Zug direkt von Frankfurt nach London?
- Sonnenaufgang über Frankfurt-Höchst
- Roboter-Hund heizt Offenbach ein
- Frau auf S-Bahn-Gleise geworfen - knapp überlebt
- Weitere Themen: Weniger Post in Süd- und Osthessen, ein Prozess um einen Rentner, der seine Frau tötete und ein Landrat, der aus Wut über die Folgen der Wahlrechtsreform ein Büro in Berlin öffnen will
- Ein kurzer Blick über den Tellerrand: Zu späte Briefwahl im Ausland, Österreich vor Dreier-Koalition und ein angeblicher Amoklauf, der keiner war
Lübcke-Witwe kritisiert Merz-Aussagen scharf
Die Witwe des von einem Neonazi erschossenen Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU), Irmgard Braun-Lübcke, hat Aussagen vom wahrscheinlichen Bald-Kanzler Friedrich Merz (CDU) scharf kritisiert. Sie hätten sie "befremdet".
Entgegen der Darstellung von Merz habe es nach der Ermordung ihres Mannes "ein starkes gesellschaftlich breites Bekenntnis zu unserer Demokratie und ihren Werten" gegeben, teilte die Familie heute dem hr mit. Das Statement im Wortlaut können Sie hier nachlesen. Braun-Lübcke betonte, sie habe die Aussage von Merz so nicht stehen lassen wollen.
Merz hatte vor der Bundestagswahl in München über Demonstranten gesagt: "Ich frage mal die Ganzen, die da draußen herumlaufen, Antifa und gegen rechts: Wo waren die denn, als Walter Lübcke in Kassel ermordet worden ist von einem Rechtsradikalen?"
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Mit der Bahn durch den Eurotunnel: Was einem Direktzug von Frankfurt nach London noch im Weg steht
Wer von Frankfurt aus mit dem Zug nach London reisen möchte, braucht dafür momentan noch rund siebeneinhalb Stunden - inklusive zeitraubendem Umstieg mit Sicherheitskontrollen. In der letzten Woche gab es englische Medienberichte, denen zufolge in ferner Zukunft eine Direktverbindung von Frankfurt nach London durch den Eurotunnel möglich wäre.
Die Bahn würde sich zwar grundsätzlich darüber freuen - es gäbe allerdings noch viel dafür zu tun. So müsste es etwa die Möglichkeit für Grenzkontrollen im Frankfurter Hauptbahnhof geben.
Momentaufnahme: Sonne über Höchst
Kommen wir nun zu etwas Schönem für die Seele: einem Sonnenaufgang in Frankfurt-Höchst. Den hat uns hessenschau.de-Nutzer Ralf Gutensohn geschickt - und er hat in fast hanseatischer Euphorie "Höchst, meine Perle" dazugeschrieben. Nachvollziehbar!
Ich war mir erst nicht sicher, ob er damit Höchst im Odenwald meint - angesichts der Breite des Flusses auf dem Bild, muss es aber der Main sein und nicht die Mümling.

Übrigens: Wenn Sie auch schöne Aufnahmen aus diesem großartigen Bundesland gemacht haben, schicken Sie uns gerne auch Ihr Foto - wir freuen uns über Ihre Momentaufnahme.
Im Heizkraftwerk Offenbach wacht jetzt ein KI-Hund über die Kessel
Vom feurigen Himmel zu kochenden Kesseln: Dem Heizkraftwerk der Energieversorgung Offenbach (EVO) steht eine Änderung ins Haus. Ab März patrouilliert ein Roboterhund durchs Kraftwerk: Ausgestattet mit Infrarotsensoren, Wärmebildkameras und künstlicher Intelligenz soll er etwa checken, ob ein Kessel überhitzt, irgendwo ein Leck ist oder Druckluft ausströmt. Ob er auch Sitz und Platz kann, weiß ich leider nicht.
Das Elektrotier heißt "Energy-Dog" und solle keine Arbeitsplätze obsolet machen, betont die Geschäftsführung. Stattdessen soll er eher den heftigen Fachkräftemangel in der technischen Branche ausgleichen. Wuff.
Frau ins Gleis stoßen - Rettung in letzter Minute
Dieser Vorfall ist bereits am Dienstag passiert; heute wurde er aber erst bekannt: Eine 25-jährige Frau wurde laut Polizei im Frankfurter Hauptbahnhof auf die Gleise gestoßen. Tatort war der Tiefbereich des Bahnhofs - dort fahren viele S-Bahnen.
Die mutmaßliche Täterin, eine 36 Jahre alte Frau, hatte nach ersten Ermittlungen "ohne ersichtlichen Grund" mittags den Arm der Frau gepackt und sie auf die Gleise "geschleudert", wie ein Sprecher der Bundespolizei weiter berichtete. Die Tatverdächtige wurde festgenommen und vorübergehend in einer Psychiatrie untergebracht.
Kurz bevor eine S-Bahn in die Station einfahren konnte, hatten aufmerksame Reisende sofort reagiert und zogen die Frau aus der Gefahrenzone am S-Bahnsteig 102. Einen ähnlichen Fall gab es erst vor wenigen Wochen.
Weitere Themen des Tages
- Wenn bei Ihnen heute kein Brief oder Päckchen kommt, könnte das am Verdi-Streik liegen. In Hessen betrifft er Briefträger und Paketzusteller der Deutschen Post in Frankfurt, im Vordertaunus, im Kreis Offenbach, im Main-Kinzig-Kreis, in der Wetterau sowie in der Stadt und im Kreis Fulda.
- Seit heute steht ein 72-Jähriger in Darmstadt vor Gericht. In Mühlheim (Offenbach) soll er seine Ehefrau bei einem Streit mit 50 Messerstichen getötet haben - anschließend rief er die Polizei.
- Der Landrat von Darmstadt-Dieburg, Klaus Peter Schellhaas (SPD), befürchtet Nachteile für seinen Landkreis wegen des neuen Wahlrechts bei der Bundestagswahl: Große Teile Südhessens haben dadurch keinen direkt gewählten Abgeordneten. Deswegen denkt der Landrat über ein Berlin-Büro nach, um Themen wie Glasfaserausbau, ICE-Strecken und Straßenbau in der Hauptstadt platzieren zu können.
Ein kurzer Blick über den Tellerrand: Zu späte Briefwahl im Ausland, Österreich vor Dreier-Koalition und ein angeblicher Amoklauf, der keiner war
Viele Deutsche im Ausland konnten am vergangenen Sonntag nicht an der Bundestagswahl teilnehmen, weil ihnen Briefwahlunterlagen nicht oder verspätet zugestellt wurden. Recherchen von NDR und Süddeutscher Zeitung haben jetzt ergeben, dass das teilweise an schlechter Organisation lag:
In zahlreichen Fällen gab es demnach Nachlässigkeiten, Planungsfehler oder es wurden besonders langsame Versandarten gewählt. Druckereien, die erst mit Verzögerung drucken konnten, seien beauftragt, Briefwahlzettel nicht mit hoher Priorität versandt worden. In mehreren Fällen beauftragten Kommunen nicht die schnellere Deutsche Post, sondern private Dienstleister, die über Umwege durch Drittländer verschickt haben. So konnten manche Deutsche im Ausland ihr Wahlrecht nicht mehr wahrnehmen. Hier können Sie die ganze Recherche lesen.
Wenn wir schon im Ausland sind, dann schauen wir auf unseren Nachbarn: In Österreich scheint sich eine Regierungsbildung abzuzeichnen. Die konservative Volkspartei ÖVP, die sozialdemokratische SPÖ und die liberalen NEOS haben sich darauf geeinigt. Zuvor waren Gespräche der rechtspopulistischen FPÖ mit der ÖVP gescheitert.
Vom Ausland ins Internet: Sollten Sie heute in irgendwelchen Main-Kinzig- oder Hanau-Facebookgruppen von einem angeblichen Amoklauf im Stadtteil Klein-Auheim gelesen haben - das ist Quatsch. Gestern Abend soll ein 49-jähriger Mann betrunken (wir sprechen von 1,1 Promille) zunächst etwas aus einem Kleidungsgeschäft gestohlen haben, um dann mit einem Golfschläger die Scheiben einer Apotheke kaputt zu machen.
Dabei sind insgesamt laut Polizei 1.500 Euro Sachschaden entstanden. Der Mann verbrachte die Nacht und Teile dieses Tages in der Polizeiwache - und sollte jetzt hoffentlich ausgenüchtert sein. Wegen Diebstahl und Sachbeschädigung wird jetzt gegen ihn ermittelt. Verletzte gab es zum Glück nicht.
Eins noch ... Weiberfastnacht!
Wir blicken hier ja auf den zurückliegenden Tag - und wenn dabei eines nicht fehlen darf, dann ist es Karneval bzw. Fasching bzw. Fastnacht. Seit heute - natürlich seit 11.11 Uhr - ist die fünfte Jahreszeit so richtig angelaufen. Stichwort: Weiberfastnacht!
Das heißt aber auch, dass ab sofort die närrische Zeit auf die Gass’ verlagert wird. In den nächsten Tagen beginnen die großen Umzüge durch unsere Fastnachtshochburgen - etwa durch Frankfurt oder Fulda. Dafür wurde in den letzten Tagen viel vorbereitet, Wagen gebaut, Kamelle geordert, Straßensperren aufgestellt. Ganz viel Spaß Ihnen - wo auch immer Sie feiern!
Aber falls Sie’s eher gemütlich angehen wollen, schauen Sie doch mal in der ARD-Mediathek vorbei. Da gibt es eine eigene hr-Mediathek mit allen hessischen Karnevalshighlights: Hessen lacht zur Fassenacht, Flörsheim feiert Fassenacht und die Rosa Wölkchen sind auch am Start. Das ist so viel Stoff - mit diesen drei Veranstaltungen alleine könnten Sie sich siebeneinhalb Stunden lang in den närrischen Wahnsinn schunkeln. Heißt: Wenn Sie heute Abend um 23.30 Uhr beginnen, sind Sie pünktlich morgen früh zum Morgenticker auf hessenschau.de fertig. Helau!
Haben Sie einen schönen Abend!
Liebe Grüße
Simon Rustler (der über den Sturm der Narren aufs Funkhaus des Hessischen Rundfunks im Jahr 1963 doch sehr belustigt ist)