Hessen am Abend 80 Jahre Auschwitz-Befreiung und fünf Jahre Corona-Pandemie

Heute vor 80 Jahren wurde Auschwitz befreit, heute vor fünf Jahren begann die Corona-Pandemie – der 27. Januar ist ein Datum, das innehalten lässt. Doch es gibt noch mehr Themen, die Sven-Oliver Schibat an diesem Tag für Sie im Blick hat.

Collage aus drei Fotos: Links ein Polizeiwagen mit demolierter Frondscheibe und kaputtem Blaulicht; in der Mitte ein Sujetbild für Coronaviren; rechts Visualisierung des Entwurfs für das Mahnmal in Hanau
Bild © Stadt Hanau/HHVISION, Polizeipräsidium Frankfurt am Main, Colourbox.de, Collage: hessenschau.de

Es gibt Tage, an denen irgendwelche Jahrestage begangen werden, die bestenfalls unterhaltenden Charakter haben. Gestern war zum Beispiel der Versteck-einen-Kuchen-Tag und im Februar erwartet uns der Tag des Riesenrads. Und ich sehe gerade: Am 24. Januar war der Ehrentag der Bierdose. Tage also, die man im Grunde direkt wieder vergessen kann.

Und dann gibt es den 27. Januar, den die Menschen in Deutschland vermutlich nie vergessen werden. Denn heute ist einerseits der Holocaust-Gedenktag, andererseits ist es aber auch der Tag, an dem vor fünf Jahren der erste Corona-Fall in Deutschland bestätigt wurde.

Erinnern ist Pflicht

Wir beginnen mit dem Tag, an dem die Rote Armee 1945 die überlebenden Häftlinge des größten NS-Konzentrationslagers Auschwitz befreite. Laut einer aktuellen Studie (Link führt zu ndr.de) wissen viele Deutsche nicht, dass in der Zeit des Nationalsozialismus etwa sechs Millionen Jüdinnen und Juden ermordet wurden. Oder was es mit dem Todesmarsch auf sich hatte.

Dazu passend mahnte Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) heute bei einer Veranstaltung zum Gedenken der Opfer des Holocaust in Bad Arolsen (Waldeck-Frankenberg): "Nun ist es unsere Verpflichtung, deren Zeugnis weiterzutragen und die Erinnerung an die dunkelste Phase unserer Geschichte wachzuhalten."

Und Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) sagte dort: "Ich weiß, dass es Menschen gibt, die sagen, Veranstaltungen wie diese sind nichts als bloße Erinnerungsrituale. Ich will Ihnen aber sagen, Veranstaltungen wie diese und ritualisiertes Gedenken sind mir lieber als planvolles Vergessen."

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Bild © picture alliance/dpa | Swen Pförtner| zur Audio-Einzelseite
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In Darmstadt haben sich Jugendliche der Justus-Liebig-Schule dem Kampf gegen das Vergessen angenommen: Das Programm einer Veranstaltung der Stadt zum Holocaust-Gedenktag wurde maßgeblich von ihnen mitgestaltet.

Sie berichten dabei unter anderem über die besondere Rolle ihrer Schule in den Jahren 1942 bis 1943, in der mehr als 3.000 Juden vor ihrer Deportation in Konzentrationslager vorübergehend inhaftiert waren.

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Auf tagesschau.de gibt es ein Interview mit einem Mann, der als Jugendlicher den Todesmarsch überlebt hat: Michael Goldman-Gilad schildert darin die schrecklichen Dinge, die er erleben musste. Am Ende sagt er unter anderem: "Mensch zu sein heißt: Wir sind nicht wie die Nazis. Das habe ich versucht, zu leben."

Eine weitere Zeitzeugin kommt im Podcast "11KM" zu Wort: "Holocaust überlebt - und jetzt? Irene Butters Blick auf die Welt"

Und in der ARD-Mediathek geht es um Dany Dattel, der als Kind in Auschwitz war und nach 77 Jahren zum ersten Mal wieder dorthin zurückgekehrt ist. Die Dokumentation "Verfolgt: Die sieben Leben des Dany Dattel" erzählt seine Geschichte.

Fünf Jahre Coronavirus

Am 27. Januar 2020 begann, was uns mehrere Jahre beschäftigen sollte: die Corona-Pandemie in Deutschland. Die "mysteriöse Lungenkrankheit" war aus China nach Europa gekommen und erreichte Ende Januar Bayern. Knapp einen Monat später, am 28. Februar 2020, wurde der erste Fall in Hessen bestätigt.

Einen großen Teil dessen, was dann folgte, haben wir damals in unserem Corona-Ticker dokumentiert. Die Geschichte dieses Tickers mit am Ende über 10.000 Einträgen hat meine Kollegin Tanja Stehning in diesem sehr lesenswerten Artikel zusammengefasst.

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Eine Zusammenfassung der Pandemie hingegen hat mein Kollege Abdullah Al Samman für Sie geschrieben, während meine Kollegin Katrin Kimpel mit Kulturschaffenden über ihr Leben während der Pandemie gesprochen hat und was sich für sie dadurch verändert hat.

Übrigens: Diesen Text, den Sie gerade lesen, hätte es ohne Corona nie gegeben, denn was heute unser Newsletter "Hessen am Abend" ist, begann 2020 als "Corona-Newsletter". Ich weiß nicht, was ich heute ohne diese Pandemie machen würde - aber ich würde wahrscheinlich keinen täglichen Newsletter schreiben.

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Corona in Hessen: Der Beginn einer Pandemie

Grafik Erster Lockdown
Bild © hr
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Zum Thema Corona habe ich noch zwei Podcast-Tipps für Sie: In unserer Sendung "Der Tag" ging es am 23. Januar um die Frage, warum das Thema Corona auch heute noch eines ist, das die Gesellschaft in Gegner und Befürworter der Maßnahmen spaltet.

Und in "11KM" ging es am 24. Januar um die Entstehung des "Coronavirus-Update"-Podcasts mit Christian Drosten und wie die ebenfalls aus diesem Podcast bekannte Wissenschaftsjournalistin Korinna Hennig heute auf die Kommunikation von Politik, Wissenschaft und Medien in dieser beispiellosen Krise blickt. Übrigens: Ab morgen gibt es eine neue Staffel des "Coronavirus-Update" in der ARD-Audiothek.

Und falls Sie jetzt wissen möchten, ob wir für die nächste Pandemie gerüstet sind: Dieser Frage sind meine Kolleginnen und Kollegen vom Bayerischen Rundfunk auf tagesschau.de nachgegangen.

Bevor wir uns den weiteren Themen des Tages zuwenden, gibt es zur Entspannung nach diesen beiden schweren Themen erst einmal die heutige Momentaufnahme. Sie stammt diesmal von hessenschau.de-Nutzer Günther Appich und zeigt landschaftliche Idylle in Hessen.

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"Hinter den Wolken zeigt sich der blaue Himmel" schreibt uns hessenschau.de-Nutzer Günther Appich zu seiner Aufnahme. Bild © Günther Appich

E-Scooter auf Polizeiwagen geworfen – öffentliche Fahndung

Nach Holocaust und Corona klingt dieses Thema jetzt beinahe banal, ist es aber ganz und gar nicht: In der Silvesternacht gegen 23.30 Uhr krachte in Frankfurt-Heddernheim ein rund 30 Kilogramm schwerer Elektroroller auf einen fahrenden Funkstreifenwagen. Das Fahrzeug wurde schwer beschädigt, die Insassen verletzt.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft fahndet nun gemeinsam mit der Polizei nach einem 16 bis 22 Jahre alten Mann, der im Verdacht steht, den E-Scooter "zielgerichtet" von einer Fußgängerbrücke am Nordwestzentrum geworfen zu haben. Der Angriff wird als versuchter Mord eingestuft.

Von der Tat existieren Aufnahmen einer Überwachungskamera. Der Mann, der in einer Gruppe unterwegs gewesen sein soll, wohnt vermutlich in der Nordweststadt. Aus der Gruppe heraus sollen neben dem E-Scooter auch Böller, ein Fahrrad und andere Gegenstände auf Einsatzfahrzeuge geworfen worden sein.

Für Hinweise, die zur Ermittlung des Gesuchten führen, wurde eine Belohnung von 3.000 Euro ausgesetzt.

Ein Polizeiwagen mit zerstörter Frontscheibe und demoliertem Dach-Blaulicht.
Bild © Polizeipräsidium Frankfurt am Main

Mahnmal in Hanau: Entscheidung über Standort getroffen

Die Entscheidung steht: Das Mahnmal für die Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau wird künftig vor dem geplanten "Haus für Demokratie und Vielfalt" errichtet. Die Hanauer Stadtverordneten stimmten am Abend dafür, den Platz vor dem Gebäude "Platz des 19. Februar" zu nennen und dort das Mahnmal aufzustellen.

Die Hinterbliebenen der Opfer hatten sich bereits mit der Stadt auf den Standort geeinigt, der Magistrat hatte auch schon zugestimmt - jetzt gab es die endgültige Bestätigung durch die Stadtverordneten. Die Zustimmung galt im Vorhinein als sicher.

Nach dem Anschlag am 19. Februar 2020 war zunächst das Brüder-Grimm-Denkmal auf dem zentralen Marktplatz zu einer Gedenkstätte geworden. Da das Denkmal anlässlich des 125. Geburtstags der Brüder Grimm im Sommer 2021 restauriert wurde, war es dann von den Hinterbliebenen geräumt worden.

Bereits im Vorfeld hatte es damals Diskussionen gegeben, ob das Grimm-Denkmal und der Marktplatz für das Gedenken an die Anschlagsopfer überhaupt geeignet seien. Anfang November 2024 konnte man sich dann auf den jetzigen Vorschlag einigen.

3D-Visualisierung eines Platzes in einer Innenstadt. In der Mitte ist eine Skulptur aus Metall zu sehen, die aus Buchstaben besteht.
"Platz des 19. Februar": Entwurf für das Mahnmal für die Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau, es soll vor dem geplanten Haus für Demokratie und Vielfalt errichtet werden. Bild © Stadt Hanau/HHVISION

Weitere Themen des Tages

  • Mit einem eigens in Auftrag gegebenen Liederzyklus aus über 400 Briefen erinnert das Staatstheater Darmstadt an den Holocaust. Musik und Text passen oft nicht zusammen, und das ist gewollt, erklärt die Komponistin: "Ich wollte es auch auf eine ironische Weise aufführen, damit die Zuhörer merken: Hier stimmt etwas nicht."
  • Erst vor wenigen Wochen zogen Hunderttausende Kraniche in den Süden - jetzt kommen die ersten schon wieder zurück. Normalerweise machen sich Kraniche erst Ende Februar auf die Rückreise. Bis dahin überwintern sie in milden Gegenden wie Frankreich und Spanien.
  • Fünf Mal hat es auf einem Bauernhof in Lollar (Gießen) gebrannt. Zuletzt am 17. und 18. Januar. Nach ersten Schätzungen der Polizei entstand dabei ein Schaden von bis zu zwei Millionen Euro. Nun wurde ein Tatverdächtiger festgenommen: Ein 21-Jähriger soll alle fünf Brände gelegt haben.
Bei einem Brand in Lollar ist ein Millionenschaden entstanden.
Bei einem Brand in Lollar ist ein Millionenschaden entstanden. Bild © Mike Seeboth

Ein kurzer Blick über den Tellerrand

  • Die Bundestagswahl steht vor der Tür und viele fragen sich, wem sie ihre Stimme geben sollen. Ist es sinnvoll, eine Partei zu wählen, die vielleicht nicht genug Stimmen bekommt, um die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen? Sollte man die Erst- und Zweitstimme vielleicht unterschiedlichen Parteien geben? Dieser Frage ist mein Kollege Jasper Ruppert vom Bayerischen Rundfunk nachgegangen.
  • Auf dem Weg zum Supermarkt in der Mittagspause hatte ich eine Herbstjacke an. Für die Winterjacke war es mit 11 Grad einfach zu warm. Am Wochenende waren es in Baden-Baden sogar 19,5 Grad. Ist das noch Winter? Roland Vögtlin vom ARD-Wetterkompetenzzentrum hat dazu eine ganz klare Meinung ...
  • Nach der Tat von Aschaffenburg spielt das Thema Migration im Wahlkampf eine große Rolle. Zuletzt hatten Äußerungen von CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz zu diesem Thema für hitzige Diskussionen gesorgt. Nun bringt die SPD entsprechende Gesetzesentwürfe in den Bundestag ein. Diese sind allerdings nicht ganz neu - und bisher unter anderem am Widerstand der Union gescheitert.

Eins noch ...

Wittlich an der Lieser ist die Kreisstadt des Landkreises Bernkastel-Wittlich in Rheinland-Pfalz. Das ist für die folgende Geschichte eigentlich nicht wichtig, aber wir haben hier ja auch einen Bildungsauftrag zu erfüllen. Jedenfalls staunte eine Autofahrerin in besagtem Wittlich am Samstag nicht schlecht, als sie aus ihrem Fahrzeug stieg und feststellte, dass sie unbemerkt einen unfreiwilligen Anhalter mitgenommen hatte. Der saß aber nicht irgendwo außerhalb des Fahrzeugs, sondern direkt hinter dem Kühlergrill. Und seinem Blick auf den Fotos nach zu urteilen, fand er die Situation auch nicht gerade optimal.

Und damit sind wir am Ende der heutigen Ausgabe angekommen. Bis morgen!

Ihr Sven-Oliver Schibat (findet Elias, Emma und Paul großartig)

Sven-Oliver Schibat
Sven-Oliver Schibat Bild © hr/Jan-Niclas Grömling
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Quelle: hessenschau.de