Hessen am Abend Eine neue Arena, ein Grundsteuer-Schock und eine gefährliche Abkürzung
Frankfurt bekommt wohl endlich eine neue Arena, viele Kommunen verlangen mehr Grundsteuer als nötig und am Bahnhof in Niederweimar wird zu oft - und gefährlich - abgekürzt. Das und mehr in Sven-Oliver Schibats Blick auf den Tag.
Sollten Sie im vergangenen Jahr wegen überhöhter Geschwindigkeit geblitzt worden sein, können Sie jetzt rufen "Und ich war dabei!", denn dank Menschen wie Ihnen hat das Land Hessen 2024 beachtliche 77 Millionen Euro eingenommen.
Insgesamt hat Hessen vergangenes Jahr 103,3 Millionen Euro durch Ordnungswidrigkeiten "verdient" - etwas weniger als 2023, als es mehr als 105 Millionen Euro waren.
Dabei sind die Bußgelder, die zum Beispiel in Frankfurt eingenommen werden, noch nicht berücksichtigt, denn die fließen direkt in die Stadtkasse.
Unsere heutige Momentaufnahme kommt aus dem schönen Bad Vilbel, wo hessenschau.de-Nutzer Detlef Handloser einen Blick in die Glaskugel geworfen hat. Dabei herausgekommen ist dieses hübsche Motiv.
Eine neue Arena für Frankfurt?
Seit Jahrzehnten wird in Frankfurt über eine neue Multifunktionsarena diskutiert. Ideen und Konzepte gab es viele, aber an irgendetwas ist es immer gescheitert.
So weit wie jetzt war man dabei noch nie: Im Frankfurter Stadtwald soll eine Halle entstehen, die bis zu 15.000 Menschen Platz bieten und neben Konzerten auch für Eishockey und Bundesliga-Basketball geeignet sein soll.
Ganz billig wird der Spaß allerdings nicht: Die Baukosten sollen sich auf rund 250 Millionen Euro belaufen. Baubeginn könnte noch in diesem Jahr sein.
Die Skyliners und die Löwen sind begeistert, denn beide haben derzeit Spielstätten, die nicht mehr den aktuellen Anforderungen ihrer jeweiligen Liga entsprechen.
Der Magistrat hat dem Grundsatzbeschluss schon zugestimmt, jetzt muss nur noch die Stadtverordnetenversammlung zustimmen. Diese tagt am 30. Januar zum ersten Mal in diesem Jahr.
Mehr Grundsteuer als empfohlen
Wer eine Wohnung oder ein Haus besitzt, zahlt zwar keine Miete mehr, dafür aber Grundsteuer. Bei Elke Scheliu aus Königstein im Hochtaunus waren es bisher 127 Euro, jetzt muss sie 851 Euro zahlen - fast siebenmal so viel wie bisher.
Und das ist keine Seltenheit: Nach einer Umfrage des Bundes der Steuerzahler unter 421 Kommunen gilt das für sehr viele Menschen in Hessen. Obwohl der jetzige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) 2019 noch gesagt hatte, dass die Steuereinnahmen durch die Reform der Grundsteuer nicht steigen sollten und vom Land Hessen für alle Kommunen ein passender Hebesatz errechnet wurde, haben rund 60 Prozent der Kommunen den Hebesatz erhöht.
Unter den Spitzenreitern ist auch Löhnberg (Limburg-Weilburg). Sie wissen schon: Die Gemeinde mit dem Finanzskandal, den falschen Haushaltszahlen und den verschwundenen Akten. Aber es gibt auch Kommunen, die den Hebesatz unterschritten haben. Bad Homburg (Hochtaunus) zum Beispiel.
Allerdings kann die Grundsteuer innerhalb einer Kommune unterschiedlich hoch sein, weil Alter und Wert des Hauses oder die Lage der Immobilie Einfluss darauf haben.
Gefährliche Gleisüberquerungen in Niederweimar
Im Jahr 2020 starb eine junge Frau im Gleisbett des Bahnhofs Niederweimar (Marburg-Biedenkopf), weil sie einen herannahenden Zug überhörte, während sie versuchte, den Weg über die Gleise abzukürzen.
Das Problem gerade an diesem Bahnhof ist, dass der legale Weg über die Gleise äußerst umständlich ist: Wer von einem Gleis zum anderen will, muss einen 800 Meter langen Umweg in Kauf nehmen. Auch wer zum angrenzenden Badesee will, müsste eigentlich diesen Weg nehmen. Weil das aber vielen zu weit ist, führen bereits Trampelpfade von den Gleisen zum See.
Solche Gleisüberquerungen sind aber nicht nur gefährlich, sondern auch illegal. Wer dabei erwischt wird, muss mit einem Bußgeld rechnen. Und wenn es ganz dumm läuft, wie kürzlich in Vellmar, wird anschließend sogar wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr ermittelt.
In Niederweimar lässt sich ein Umweg zwar nicht ganz vermeiden, aber zumindest verkürzen: Die Gemeinde will die bestehende Brücke abreißen und mit einem beidseitigen Treppenaufgang neu bauen. Das würde zumindest den Weg verkürzen. Ende des Jahres soll mit dem Bau begonnen werden, sagt Bürgermeister Markus Herrmann (parteilos). "Wir sind damit sehr zufrieden."
Auch Darmstadt 98 zieht sich von X zurück
Es wird leerer auf X, ehemals Twitter: Die Fußball-Bundesligisten FC St. Pauli und Werder Bremen haben es bereits getan, das Verteidigungsministerium und die Bundeswehr auch, ebenso das Bundesumweltministerium und rund 60 Universitäten und Forschungseinrichtungen - und jetzt hat sich auch noch Darmstadt 98 von der Online-Plattform des Tesla-CEOs Elon Musk zurückgezogen.
Die Begründung fiel eindeutig aus: "Wir möchten nicht mehr auf einer Plattform auftreten, welche in ihrer Gesamtheit immer mehr in die rechts-populistische Ecke abdriftet und mittlerweile sogar versucht, aktiv den Wahlkampf der nahenden Bundestagswahl zu beeinflussen", teilten die Darmstädter mit.
Man habe die Entwicklung der Plattform in der jüngeren Vergangenheit verfolgt, doch zuletzt seien Rote Linien überschritten worden, die nicht mehr mit den Werten des Vereins vereinbar seien.
Mehr als 100.000 Follower sind nun eingeladen, den Lilien auf einer anderen Plattform zu folgen. Bei X wurde das Spiel jedenfalls abgepfiffen. Noch mehr zu X gibt es gleich auch noch beim Blick über den Tellerrand.
Weitere Themen des Tages
- Beim Entladen eines Lkws in der Sulzbacher Hauptstraße (Main-Taunus-Kreis) ist am Freitagmorgen ein giftiges Lösungsmittel ausgetreten, nachdem ein 1.000-Liter-Fass mit einem Hubwagen beschädigt worden war. Drei Personen wurden verletzt und in Krankenhäuser eingeliefert.
- Manchester City will unbedingt Frankfurts Omar Marmoush verpflichten. Es soll dabei um ein Ablösepaket in Höhe von 80 Millionen Euro gehen. Die Eintracht hatte beim Poker gute Karten, da der zuletzt arg schwächelnde Spitzenclub aus der englischen Premier League den Transfer anscheinend unbedingt und so schnell wie möglich über die Bühne bringen wollte. Mein Kollege Ron Ulrich kennt die Hintergründe.
- Das "Prädikat wertvoll" ist für viele Cineasten ein Grund, sich einen Film anzusehen. Doch damit könnte bald Schluss sein, denn die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) fürchtet aus finanziellen Gründen um ihre Existenz. Branchenvertreter wie Regisseur Volker Schlöndorf zeigen sich solidarisch.
Ein kurzer Blick über den Tellerrand
- Die EU-Kommission hat ihre Ermittlungen gegen die Online-Plattform X ausgeweitet. Sie verlangt nun Zugang zu internen Dokumenten über Algorithmen. X muss die entsprechenden Daten einfrieren und aufbewahren und hat bis zum 15. Februar Zeit, alle kürzlich vorgenommenen Änderungen an den Algorithmen zu übermitteln. Außerdem soll der Behörde Zugang zu bestimmten Programmierschnittstellen gewährt werden.
- Laut RKI hat die Grippewelle offiziell begonnen. Dabei geht es nicht einfach nur um Erkältungen, sondern um Infektionen mit Influenza-Viren. Wer sich jetzt noch impfen lassen möchte, sollte bedenken, dass es etwa zwei Wochen dauert, bis der Körper den vollen Schutz aufgebaut hat. Die Impfung wird für die bereits von Corona bekannten Risikogruppen empfohlen. In der Saison 2017/18 starben in Deutschland mehr als 25.000 Menschen an Influenza, in der vergangenen Saison waren es mehr als 1.100.
Streaming-Tipps für das Wochenende
Am kommenden Montag tritt Donald Trump zum zweiten Mal das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika an. Doch nicht nur er wird uns dann noch häufiger in den Nachrichten begegnen, sondern wahrscheinlich auch der Milliardär Elon Musk, der Trump seit dessen Wahlkampf nicht mehr von der Seite zu weichen scheint und möglicherweise sogar ein eigenes Büro im Weißen Haus bekommt. In unserer Sendung "Der Tag. Ein Thema, viele Perspektiven" haben wir uns deshalb in dieser Woche mit der Frage "Superreich, supermächtig - Geld regiert die Welt?" beschäftigt. Den Podcast dazu gibt es in der ARD-Audiothek.
Und wo wir gerade bei Donald Trump sind: In der ARD-Mediathek gibt es die Doku-Serie "Donald Trump – Schicksalsjahre eines Präsidenten", die in drei Folgen erzählt, wer dieser Mann eigentlich ist, was ihn geprägt hat und was der Schlüssel zu seinem Erfolg ist.
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Den Musikfreunden unter Ihnen möchte ich an dieser Stelle nicht nur eine Sendung empfehlen, sondern generell die Mediathek von 3sat. Dort gibt es in der Rubrik "Pop Around the Clock" jede Menge Live-Konzerte von Take That, AC/DC, Eric Clapton, Billie Eilish, Clueso, Herbert Grönemeyer und so vielen anderen, dass ich sie hier gar nicht alle aufzählen kann. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall!
Wer auf schrägen englischen Humor steht und verrückte Geschichten mag, könnte an der Serie "Extraordinary" in der ZDF-Mediathek Gefallen finden. Die Serie spielt in einer alternativen Version unserer Welt, in der wirklich jeder Superkräfte hat - bis auf die 25-jährige Jen. Sie ist ganz normal und findet das gar nicht gut. Alle Folgen der ersten Staffel sind jetzt online verfügbar. Eine zweite Staffel gibt es bereits und die dritte Staffel ist in Produktion.
Und einen Klassiker habe ich noch für Sie: Billy Wilders "Manche mögen's heiß" mit Marilyn Monroe, Jack Lemmon und Tony Curtis ist die vielleicht berühmteste Komödie der Filmgeschichte. Sicher: Tempo und Machart entsprechen nicht mehr den heutigen Sehgewohnheiten, aber wer wissen möchte, aus welchem Film die Redewendung " Nobody's perfect" stammt oder woher die Ärzte das Sample "Männer? Diese schrecklichen, haarigen Biester..." aus ihrem Song "Männer sind Schweine" haben, sollte unbedingt bei Arte vorbeischauen.
Eins noch ...
In Bayern gibt es einen Berg, den Wank. Und weil der in der Region so beliebt ist, steht auf den Gondeln der Seilbahn "I love Wank". Für die Weltcuprennen Ende Januar und Anfang Februar wollte man diesen Slogan sogar in den Schnee fräsen, damit die Kameras ihn einfangen können.
Doch daraus wird nichts: Der Ski-Weltverband FIS hat den Partenkirchenern das Vorhaben untersagt. Nicht, weil man keine Werbung im Schnee sehen wollte, sondern weil der Slogan im Ausland vielleicht missverstanden werden könnte ...
Und damit verabschiede ich mich für diese Woche und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Ihr Sven-Oliver Schibat (hat so etwas noch nie gesehen)