Frustrierte Bürgermeister, Taubentöten in Limburg und ein Ü100-Boom

In Hessen gibt es immer mehr Hundertjährige, im Kreis Groß-Gerau schreiben Bürgermeister einen Brandbrief und in Limburg sollen schon bald 200 Tauben getötet werden. Das und mehr gibt es in Sven-Oliver Schibats Blick auf den Tag.

Collage aus drei Fotos:eine Taube vor blauem Himmel; in der Mitte Bürgermeister aus dem Kreis Groß-Gerau stehen nebeineinander und halten Stopp-Schilder hoch; rechts ein Stapel Akten
Bild © picture alliance / Zoonar | HGVorndran, Bürgermeisterkreisversammlung Groß-Gerau, picture-alliance/dpa (Archiv), Collage: hessenschau.de

Heute vor fünf Jahren war für lange Zeit mein letzter Tag im Büro, denn wenig später war Homeoffice angesagt. Auch heute schreibe ich von dort aus, diesmal allerdings freiwillig und nicht wegen eines Virus. Und auch die Themen sind heute zum Glück andere als damals:

Hessen immer öfter Ü100

Ich frage Sie jetzt nicht nach Ihrem Alter, aber die Wahrscheinlichkeit, dass jemand von Ihnen schon seinen 100. Geburtstag gefeiert hat, ist in den letzten Jahren stark gestiegen: Gab es Ende 1987 in Hessen nur 210 Menschen, die ein dreistelliges Alter erreicht hatten, so waren es Ende 2023 stolze 1.350.

Davon waren 84 Prozent Frauen und entsprechend 16 Prozent Männer. Den höchsten Anteil an über 100-Jährigen gab es in Offenbach, den niedrigsten im Vogelsbergkreis.

Die Zecken sind wieder da

Apropos Offenbach: Dort und in weiten Teilen Südhessens sowie in den Landkreisen Fulda, Main-Kinzig und Marburg-Biedenkopf sollte man im Frühjahr besonders auf Zecken achten. Denn diese Regionen wurden vom Robert-Koch-Institut (RKI) als FSME-Risikogebiete eingestuft.

FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis und ist eine Gehirn-, Gehirnhaut- oder Rückenmarksentzündung. Damit nicht genug, Zecken übertragen auch Borreliose. Diese Krankheit kann in seltenen Fällen auch das Herz und das Nervensystem angreifen.

Da man beides auf keinen Fall haben möchte, hilft nur eines: Aufpassen und sich nach dem Aufenthalt in Wald und Wiesen möglichst gründlich nach Zecken absuchen.

Und weil Zecken echt nicht hübsch sind, gibt es hier jetzt kein Bild von einer Zecke, sondern von einem Reh. Sie müssen allerdings etwas genauer hinsehen, um es zu erkennen. Aber das ist dann wiederum wie bei einer Zecke. Die sind ja auch sehr klein.

In jenem Foto hat sich ein Reh versteckt. Können Sie es entdecken? Die Aufnahme stammt von hessenschau.de-Nutzerin Ursula Weber.
In jenem Foto hat sich ein Reh versteckt. Können Sie es entdecken? Die Aufnahme stammt von hessenschau.de-Nutzerin Ursula Weber. Bild © Ursula Weber

Bergeweise unerledigte Verfahren liegen bei Staatsanwaltschaften

Raten Sie mal, wie viele unerledigte Verfahren so bei den hessischen Staatsanwaltschaften herumliegen. Ich sage es Ihnen: Ende 2024 waren es rund 108.000 Verfahren. Das sind 32 Prozent mehr als 2021.

Immerhin sind wir damit nicht auf Platz 1: In Nordrhein-Westfalen waren es 255.200 unerledigte Verfahren. Bundesweit waren es insgesamt 933.000 offene Ermittlungsverfahren.

Die Landtagsfraktion der Grünen bezeichnete die Situation als "dramatisch". "So darf es auf keinen Fall weitergehen", kritisierte die Grünen-Abgeordnete Lara Klaes in einer Mitteilung vom Dienstag.

Die Grünen hätten bereits im vergangenen Jahr mit einem Dringlichen Berichtsantrag auf die Situation aufmerksam gemacht. Justizminister Christian Heinz (CDU) müsse "endlich handeln und dafür sorgen, dass der Rechtsstaat funktioniert", so Klaes.

Akten
Jede Menge unerledigte Akten. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

Frustrierte Bürgermeister aus Kreis Groß-Gerau schreiben Brandbrief

Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Kreises Groß-Gerau sind sich einig: "Es reicht!" steht über einem Brandbrief, den sie gemeinsam verfasst haben.

Dabei geht es vor allem ums Geld: Die Kreisstadt Groß-Gerau beispielsweise müsste nach dem neuen Haushaltsentwurf bis 2028 rund 1,6 Millionen Euro mehr für die Kreisumlage aufbringen, Stockstadt am Rhein - mit rund 6.000 Einwohnern die kleinste Kommune im Kreis - hätte rund 620.000 Euro Mehrausgaben auf der Rechnung.

Insgesamt geht es für alle Kommunen um Mehrkosten von 14,5 Millionen Euro, die zu Lasten der Infrastruktur gehen würden.

Schuld daran seien Anforderungen von Land und Bund sowie steigende Sozialleistungen, heißt es in dem Schreiben. Entscheidungen auf Landes- und Bundesebene müssten am Ende oft über kommunale Steuern finanziert werden.

Auch Landrat Thomas Will (SPD) hat an dem Brief mitgewirkt und sagt, er stehe voll hinter dem Anliegen der Kommunen, mit denen er sich nach eigenen Angaben alle vier Wochen austauscht. "Wir sitzen in einem Boot." Will versteht den Brandbrief als deutliches Zeichen der Kommunalpolitik in Richtung Wiesbaden und Berlin. Sein Urteil ist eindeutig: "Die kommunalen Aufgaben sind nicht mehr zu bewältigen."

Videobeitrag

Videobotschaft an Bund und Land

Porträtfoto von Lisa Gößwein, Bürgermeisterin von bischofsheim
Lisa Gößwein und die anderen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus dem Kreis Groß-Gerau haben ein Video gedreht. Bild © Screenshot/Kreisversammlung Groß-Gerau
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Im April soll das Taubentöten in Limburg beginnen

In Limburg hält man unbeirrt an dem Plan fest, die Stadttauben töten zu lassen. Jetzt hat die Stadt eine Ausschreibung für das Einfangen und Töten von 200 Tauben veröffentlicht. Ab dem 22. April soll der Auftrag ausgeführt werden. Innerhalb von 90 Tagen sollen dann möglichst 200 Tauben weniger in Limburg leben.

Schon einmal hatte es eine Ausschreibung gegeben, damals allerdings nur für das Einfangen der Tiere. Das einzige Angebot war der Stadt damals zu teuer. Nun wird sich zeigen, ob Fangen und Töten günstiger ist.

Da es bereits zahlreiche Proteste gegen die Pläne der Stadt gab, rechnet man in Limburg auch weiterhin mit Gegenwind. Man bereite sich derzeit auf rechtliche Schritte gegen die Stadt vor, hieß es.

Tierschutzorganisationen hatten bereits nach dem Bürgerentscheid im Juni 2024 von Verstößen gegen das Tierrecht gesprochen und Strafanzeigen und Klagen angekündigt.

Tauben
Stadttauben (Archiv) Bild © picture alliance / Zoonar | HGVorndran

Weitere Themen des Tages

  • Die neue Warnstreikwelle von Dienstag bis Donnerstag hat begonnen: In Frankfurt stehen U- und Straßenbahnen still, in Wiesbaden und Marburg fahren keine Busse. Auch drei Kliniken und zahlreiche Kitas sind betroffen. In Frankfurt demonstrierten nach Verdi-Angaben 8.000 Menschen. Hintergrund der Aktionen ist der Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen. Die Verhandlungen werden am 14. März in Potsdam fortgesetzt.
Videobeitrag

Streik legt Nahverkehr lahm - Demo in Frankfurt

Streikende am Straßenbahndepot in Frankfurt.
Streikende am Straßenbahndepot in Frankfurt. Bild © Jutta Nieswand (hr)
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  • Bei einem Polizeieinsatz in Darmstadt ist ein 61-jähriger Mann getötet worden. Nach Polizeiangaben hatte er die Einsatzkräfte durch das Fenster seiner Wohnung mit einer Schusswaffe bedroht. Daraufhin hätten die Beamten geschossen. Der Mann sei noch vor Ort gestorben. Wie viele Schüsse abgegeben wurden, ist nicht bekannt.
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Mann bei Polizeieinsatz in Darmstadt erschossen

Flatterband, dahinter ein Wohnhaus und verschwommen eine Person der Spurensicherung zu erkennen.
Der Einsatzort in Darmstadt. Bild © Keutz TV
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Türkischer SV Wiesbaden Ramadan still
Bild © hr
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Ein kurzer Blick über den Tellerrand

  • Sechs Krankheitsarten sind für den anhaltend hohen Krankenstand in Deutschland verantwortlich: Muskel-Skelett-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Verletzungen, psychische Störungen und Verhaltensstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Erkrankungen der Verdauungsorgane. Die Krankheitsdauer ist dabei sehr unterschiedlich. Das hat eine Auswertung der AOK ergeben.
  • Es sieht nicht gut aus für Volkswagen: Steigende Kosten und Absatzeinbrüche in China haben dem Konzern im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch von fast 31 Prozent beschert. Volkswagen hatte bereits zuvor einen massiven Stellenabbau angekündigt. In diesem Jahr peilt der Konzern ein Umsatzwachstum von bis zu fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr an.

Streaming-Tipp: Spillover - Planet der Viren

Heute vor fünf Jahren erklärte die WHO Covid-19 zur weltweiten Pandemie. Nur zwei Tage später, am 13. März 2020, wurden in Deutschland die Schulen und Kitas geschlossen, fünf Tage später die Grenzen. Am 22. März 2020 begann der erste Lockdown. Das Virus, das das alles ausgelöst hat, stammt höchstwahrscheinlich von Fledermäusen und ist über einen Zwischenwirt auf den Menschen übergesprungen. Es gab einen sogenannten Spillover-Effekt.

Und das nicht zum ersten Mal: Das Marburg-Virus und Ebola kamen ursprünglich von Affen, das Hanta-Virus von Mäusen - und alle haben den Sprung zum Menschen geschafft. In der Dokumentation "Spillover - Planet der Viren" geht es in der ARD-Mediathek um genau diese Übersprünge von Viren auf den Menschen und um die Fragen, warum sie immer häufiger vorkommen und welche Rolle unser Verhalten dabei spielt.

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Und passend zu dem Thema: In der zweiten Staffel des Podcasts "CUT" geht es in der ARD-Audiothek um "Das Virus, das uns trennt". ​​Wie konnte ein Virus bis heute so viele Menschen spalten? Wie finden wir wieder zusammen? Und wie blickt der Virologe Christian Drosten oder der Politiker Michael Müller heute auf die Maßnahmen? Einen ergänzenden Artikel zum Podcast gibt es auf tagesschau.de.

Eins noch ...

Clapham ist ein Londoner Stadtteil südlich der Themse. Dort ereignete sich vor einigen Tagen ein großes Drama: Der Stoffelefant des dreijährigen Sohnes der Familie Wilson war verschwunden. Und schnell war klar, dass er nicht irgendwo in der Wohnung oder im Auto lag, sondern wirklich weg war.

Mutter Catherine wusste nur einen Ausweg: Sie bat das Internet um Hilfe und stellte ein Foto des vermissten Elefanten ins Netz. Ihr Mann war zwar der Meinung, dass sich nie jemand melden würde, aber er irrte sich: Der Elefant war beim Metzger gesehen worden.

Das klingt jetzt allerdings blutrünstiger, als es war, denn jemand hatte das Stofftier auf dem Zebrastreifen vor der Metzgerei gefunden und Garry Moen, der Besitzer des Ladens, hatte ihn ins Schaufenster gesetzt.

Nun sind Kind und Elefant wieder vereint und alle sind glücklich. Das Internet ist doch zu irgendetwas gut. Die ganze Geschichte können Sie bei der BBC nachlesen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend. Bis morgen!

Ihr Sven-Oliver Schibat (würde auch nicht so viel Geld für eine Erdbeere ausgeben)

Sven-Oliver Schibat
Sven-Oliver Schibat Bild © hr/Jan-Niclas Grömling
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Quelle: hessenschau.de