Hessen am Abend Von Razzien, Lehrermangel und einem Triumph für Darmstadt
Rund 230 Schulleiterinnen und Schulleiter fehlen in Hessen, bei Eintracht Frankfurt hat es eine Razzia gegeben und in Darmstadt gibt es einen Grund zu feiern. Das und mehr in Sven-Oliver Schibats Blick auf den Tag.
Das schöne Wetter am Wochenende hat sicher so einige von Ihnen vor die Tür gelockt. In Frankfurt waren die Spielplätze und Parks voller Menschen und am Main hatte man das Gefühl, die EM-Fanmeile sei wieder eröffnet worden, so voll war es.
In Kassel hingegen haben am Samstag laut Polizeiangaben etwa 7.000 Teilnehmende für die Werte der Demokratie und gegen Rechtsextremismus demonstriert. Auch in anderen Städten gab es am Samstag Kundgebungen, etwa in Limburg.
Vor der Bundestagswahl sind weitere Demonstrationen dieser Art von verschiedenen Bündnissen in Gießen, Gelnhausen, Fulda, Frankfurt und Wiesbaden geplant.
Während ich diese Zeilen schreibe, sieht es auf unseren Wetterkameras übrigens fast überall gleich aus, nämlich sehr grau. Außer in Willingen, Bad Sooden-Allendorf und auf der Wasserkuppe.
Und so bleibt es auch die ganze Woche: Es kann immer mal sonnig und freundlich sein, aber Regen und Nebel sind quasi gleich um die Ecke. Und weil es kalt bleibt, droht mit dem Regen dann auch direkt wieder Glatteis.
Während gefrorenes Wasser auf den Straßen für Menschen mit und ohne Fahrzeug gar nicht schön ist, macht es sich in Form von zugefrorenen Seen richtig gut - wie unsere heutige Momentaufnahme wieder einmal zeigt.
Vor allem mit Kindern sollte man aber immer darauf achten, wie dick das Eis wirklich ist. In flachen Gewässern gibt es sonst nasse Schuhe und Hosen, in tieferen Gewässern kann es jedoch schnell richtig gefährlich werden.
Unbesetzte Schulleitungen, Lehrermangel und steigende Belastung
Wollten Sie schon immer mal Schulleiter oder Schulleiterin werden? Dann könnte jetzt vielleicht der richtige Moment dafür sein, denn in Hessen stehen viele Schulen ohne Leitung da.
Doch Spaß beiseite, denn diese Einleitung wird dem Ernst der Lage nicht gerecht: Eine aktuelle Studie zeigt, dass zum Stichtag 31. Oktober 2024 rund 230 Stellen Schulleiterinnen und Schulleitern sowie deren Stellvertretungen vakant waren.
Denn auch wenn man sich den Job des Direktors oder der Direktorin vielleicht ganz entspannt vorstellen mag: Laut einer bundesweiten Befragung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften arbeiten 84 Prozent der Schulleitungen häufig oder immer den ganzen Tag in hohem Tempo. 76 Prozent gaben an, selten oder nie Pausenzeiten einhalten zu können.
Dementsprechend schlecht schätzen die Schulleitungen ihren Gesundheitszustand ein. Sie berichten häufiger über Symptome von Burnout, und 19 Prozent denken mehrmals im Monat über einen Jobwechsel nach.
Aber auch sonst sieht nicht gut aus, was die personellen Ausstattungen der Schulen angeht: An etwa 1.800 öffentlichen Schulen in Hessen sind mehr als 1.000 Lehrerstellen unbesetzt. Laut Kultusministerium sieht es an Grundschulen, Förderschulen, Gesamtschulen und Berufsbildenden Schulen besonders kritisch aus.
Razzia wegen Schwarzer Kasse bei Eintracht Frankfurt
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat nach einer Selbstanzeige von Eintracht Frankfurt insgesamt fünf Räumlichkeiten des Vereins durchsuchen lassen. Der Grund: In der Tennisabteilung des Vereins soll es Schwarze Kassen gegeben haben.
Wie der Verein mitteilte, waren im Februar 2024 Hinweise auf Unregelmäßigkeiten aufgetaucht, woraufhin das Präsidium "die im Raum stehenden Sachverhalte" prüfen ließ. Im März 2024 sei es dann zur Selbstanzeige gekommen.
Sechs Beschuldigte sollen über einen Zeitraum von sieben Jahren einen geheimen Sonderfonds mit einem jährlichen Volumen von etwa 25.000 Euro außerhalb der regulären Buchführung geführt haben. Über die Gelder sollen sie regelmäßig im Interesse des Vereins, aber nach eigenem Ermessen verfügt haben.
Bei den Durchsuchungen soll der Verein nach Angaben der Staatsanwaltschaft umfassend kooperiert haben.
Haftbefehl bei Razzia wegen sexueller Gewalt an Kindern
Eine weitere Razzia fand in der vergangenen Woche in 85 Wohnungen und Häusern in nahezu ganz Hessen statt.
Dabei ging es um sexualisierte Gewalt gegen Kinder. Ein 34-jähriger Mann aus dem Main-Kinzig-Kreis wurde festgenommen. Die 79 Beschuldigten im Alter von 14 bis 78 Jahren, darunter eine Frau, sollen Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen besessen, verbreitet oder selbst fotografiert oder gefilmt haben.
In zwölf Fällen werfen die Ermittler den Beschuldigten sexuellen Missbrauch von Minderjährigen vor. In drei Fällen sollen sich die Tatverdächtigen an Kindern oder Jugendlichen vergangen haben, wobei auch der Vorwurf der Vergewaltigung im Raum stehe.
Das Landeskriminalamt weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass sexuelle Gewalt an Kindern bei schweren Taten erst nach 20 Jahren verjährt. Opfer können also auch im Erwachsenenalter noch Taten aus der Kindheit anzeigen.
Zu welchem Tatzeitraum die Ermittlungen der vergangenen Woche gehören, hat das LKA nicht mitgeteilt.
LIO Bigband aus Darmstadt gewinnt "Jugend jazzt Hessen für Bigbands"
Herzlichen Glückwunsch an die Justus-Liebig-Schule Darmstadt! Die LIO Bigband der Schule hat am Sonntag das Finale des Landeswettbewerbs "Jugend jazzt Hessen für Bigbands" im hr-Sendesaal in Frankfurt gewonnen. Den zweiten Platz belegte die Tile Bigband der Tilemannschule aus Limburg, den dritten die IKS Swing Kids aus Rüsselsheim. "Das Niveau war heute Abend insgesamt sehr hoch", betonte Jury-Sprecher und hr-Bigband-Manager Olaf Stötzler. Die LIO Bigband erhält nun neben einem Geldpreis eine zweitägige Studioproduktion beim Hessischen Rundfunf. Außerdem wird sie in einem Workshop von Musikern der hr-Bigband auf die Teilnahme am Deutschen Orchesterwettbewerb im Juni in Wiesbaden vorbereitet.
Weitere Themen des Tages
- Virtual-Reality-Brillen sind nicht nur etwas für das heimische Wohnzimmer, sondern auch für die hessische Polizei. In Wiesbaden kann ab sofort mit VR-Brillen für reale Einsätze geübt werden. Die neue Anlage gehöre bundesweit zu den modernsten Trainingsstätten aller Polizei- und Sicherheitsbehörden, sagte Innenminister Roman Poseck (CDU) bei der Eröffnung am Montag.
- In Lollar (Gießen) hat es seit September mindestens fünfmal auf einem Anwesen gebrannt. Allein am Samstag entstand ein Schaden in Millionenhöhe. "Das Herzstück unseres Betriebes ist zerstört", sagte der betroffene Landwirt am Montag dem hr. Die Feuerwehr habe ein Übergreifen auf das Wohnhaus und die Stallungen verhindern können, sagte ein Polizeisprecher. Der Schaden sei aber enorm.
- Eine 82-jährige Autofahrerin war am Samstag bei Alsfeld aus noch ungeklärter Ursache in falscher Richtung auf die A5 aufgefahren und trotz entsprechenden Gegenverkehrs rund 20 Kilometer weitergefahren. Dabei kam es zu einem Unfall mit einer leicht verletzten Person und einem Sachschaden von rund 23.000 Euro. Die 82-Jährige war eigentlich auf dem Weg von Süddeutschland nach Mainz. Ihr eigentliches Ziel hatte sie also längst verfehlt.
Ein kurzer Blick über den Tellerrand
- Angesichts des Zeitpunkts der Veröffentlichung dieses Beitrags ist es wahrscheinlich, dass Sie diese Zeilen während der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten lesen. Hier geht es zum Liveticker. Dort finden Sie viele wichtige Informationen, Links und Videos des Tages.
- Und wir bleiben in den USA, denn während eine Kältewelle in Teilen der USA für Temperaturen von bis zu minus 40 Grad sorgt und die Amtseinführung Trumps deshalb ins Kapitol verlegt werden musste, könnten in Los Angeles die Brände wieder aufflammen. Dort werden Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern erwartet, die für Funkenflug und damit für neue Brände sorgen könnten.
- Da wir vorhin schon über die Schulen gesprochen haben, werfen wir auch noch kurz einen Blick auf die Zeit danach: Ein Drittel der Studierenden in Deutschland lebt in Armut, weil die BAföG-Sätze zu niedrig und die Mieten zu hoch sind. Hinzu kommen oft marode Gebäude, die das Studium zusätzlich erschweren – ähnlich wie in vielen Schulen.
Streaming-Tipp: Bärtierchen - Winzig, aber hart im Nehmen
Mein heutiger Streaming-Tipp für Ihren Feierabend kommt eigentlich gar nicht von mir, sondern von dem Musiker Olli Schulz. Ich habe nämlich gestern das sonnige Wetter für einen ausgedehnten Spaziergang genutzt und dabei die aktuelle Folge des Podcasts "Fest und flauschig" mit Jan Böhmermann und Olli Schulz gehört, in der letzterer diese Dokumentation in der Arte-Mediathek empfohlen hat. Und da ich Bärtierchen schon vorher sehr faszinierend fand, gebe ich das einfach mal direkt an Sie weiter.
Und wem nicht nach Bärtierchen ist, für den habe ich auch noch einen Krimi-Tipp in der ARD-Mediathek: Gestern habe ich nach langer Zeit mal wieder einen Tatort geschaut und "Verblendung" war dann auch direkt ziemlich gut. Für Krimifans auf jeden Fall eine Empfehlung.
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Eins noch ...
Manche Dinge brauchen einfach etwas länger. So gibt es zum Beispiel immer wieder Geschichten von Briefen, die mehrere Monate oder gar Jahre brauchten, um ihren Empfänger oder ihre Empfängerin zu erreichen. Umso erstaunlicher, dass sie dann überhaupt angekommen sind.
Im niedersächsischen Bad Grund wurde kürzlich eine Zeitung mit ein wenig Verspätung zugestellt. Eigentlich heißt es ja immer: "Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern", aber wenn eine Zeitung so alt ist wie dieses Exemplar, dann ist sie eigentlich schon wieder spannender als die Zeitung von heute.
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Und damit verabschiede ich mich bis morgen und wünsche Ihnen einen schönen Abend!
Ihr Sven-Oliver Schibat (teilt das Entsetzen seines Kollegen Simon Rustler, was diese kulinarische Kreation angeht)