Hessen am Abend Betrug bei Briefwahl, Schüsse im Park und Abschied von X
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt wegen Wahlbetrug, hessische Parks sind auch Jagdreviere und zahlreiche Hochschulen verlassen die Plattform X. Das und mehr gibt es in Sven-Oliver Schibats Blick auf den Tag.
"Gude, Steinmeier hier. Hätten sie zufällig Zeit und Lust, am 10. auf einen Sekt bei mir vorbeizukommen?" Vielleicht war es nicht ganz so, als Karl Heinz Damm aus Buseck (Gießen), Bettina Fauth aus Hanau und Svenja Frey und Stefan Hermenau aus Ahnatal (Kassel) zum Neujahrsempfang ins Schloss Bellevue in Berlin eingeladen wurden, aber auf jeden Fall waren sie zusammen mit anderen Bürgerinnen und Bürgern heute zu Gast bei unserem Bundespräsidenten.
Natürlich wurden sie nicht ohne Grund ausgewählt: Karl Heinz Damm ist ehrenamtlich in Steinmetzverbänden auf Landes- und Bundesebene aktiv, Bettina Fauth ist seit ihrem 18. Lebensjahr erblindet und kämpft seitdem für mehr Barrierefreiheit und gegen Diskriminierung.
Svenja Frey und Stefan Hermenau machen Jugendarbeit im Handball und motivieren schon kleine Kinder zum Sport. Und wer sich engagiert, bekommt mit etwas Glück eben auch mal Schnittchen im Schloss Bellevue gereicht.
Würden Sie auch gerne mal zum Mittagessen bei unserem Bundespräsidenten vorbeischauen?
Keine Schnittchen, aber einen Platz in unserer Rubrik Momentaufnahme bekommt das Foto von hessenschau.de-Nutzerin Ursula Weber aus Haiger-Langenaubach (Limburg-Weilburg). Von solchen Landschaften kann ich als jemand, vor dessen Bürofenster nicht die Spur einer Schneeflocke zu sehen ist, nur träumen.
Wie ich seit heute weiß, könnten sich 49,1 Prozent der Personen, die an unserer Umfrage von Donnerstag teilgenommen haben, durchaus einen Urlaub in einem Pub vorstellen. Für 33,2 Prozent hingegen wäre das gar keine Option. Vielleicht bietet sich hier eine Marktlücke für Reiseveranstalter ...
Und damit zu den aktuellen Themen:
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugsverdacht bei Briefwahl
Im Jahr 2023 wurde in Frankfurt ein neuer Oberbürgermeister gewählt. An dieser Wahl wollte auch ein Mann teilnehmen, der zu diesem Zweck in ein Wahllokal ging und dort aber mitgeteilt bekam, dass er bereits gewählt habe - und zwar per Briefwahl.
Doch der Mann war nicht einfach unglaublich vergesslich und hatte seine bereits abgegebene Stimme einfach vergessen, sondern Betrüger hatten sich die Wahlunterlagen in seinem Namen zuschicken lassen.
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt deshalb wegen des Verdachts der Wahlfälschung. 2024 soll es bereits im Juni Hausdurchsuchungen in diesem Zusammenhang gegeben haben.
Der Betrug ist tatsächlich gar nicht so schwer. Über ein Online-Formular kann man sich nämlich die Wahlunterlagen an eine andere Adresse als die Meldeadresse schicken lassen. Man braucht dafür nur wenige Daten der Person, deren Unterlagen man haben möchte. Allerdings gibt es eine Schutzmaßnahme, die Missbrauch an dieser Stelle verhindern soll.
Obwohl solche Fälle in den vergangenen Jahren immer wieder bekannt geworden sind, sieht das hessische Innenministerium keinen Handlungsbedarf. Die Regelung biete "einen ausreichenden Schutz vor Missbrauchsgefahren".
Schüsse auf Enten erschrecken Spaziergänger
Anfang 2024 hatten 26.000 Menschen in Hessen einen Jagdschein und Jäger machen das, was Jäger nun einmal machen - nämlich jagen. Normalerweise bekommt man davon nicht so viel mit, weil das meistens irgendwo abseits von Orten passiert, an denen besonders viele Menschen unterwegs sind.
Bei einem 13-jährigen Jungen aus dem Frankfurter Stadtteil Riedberg war das anders. Dort waren am Weiher neben der Wohnsiedlung erst Schüsse zu hören, dann fiel wenige Meter vor dem Jungen eine tote Ente zu Boden. Denn: Der zwölf Hektar große Park ist nicht nur Naherholungsgebiet mit Basketball- und Spielplätzen, sondern auch Jagdrevier.
Ungewöhnlich ist das nicht. In Kassel zum Beispiel wird auch im Bergpark Wilhelmshöhe und im Auepark gejagt - wobei im Bergpark aufgrund seiner Größe von 560 Hektar kaum jemand etwas davon mitbekommen dürfte. Und auch der Auepark ist mit 150 Hektar nicht gerade überschaubar.
Dass Stockenten in Hessen überhaupt bejagt werden dürfen, wurde in der Vergangenheit bereits von Naturschützern kritisiert. Ab Mitte Januar ist damit vorerst wieder Schluss, denn dann beginnt die Schonzeit, in der sie nicht bejagt werden dürfen.
Hochschulen verlassen X
Twitter startete 2006 als sogenannter Microblogging-Dienst, bei dem die Leute posteten, was sie gerade so trieben. Das war nicht immer spannend, aber meistens harmlos. Mit der Zeit entwickelte sich Twitter zu einer Nachrichtenplattform, auf der Stars, Politiker und Medien ihre Neuigkeiten verbreiteten.
Und dann kam Elon Musk. Der Milliardär kaufte die Plattform, benannte sie in X um, rief die bedingungslose Meinungsfreiheit aus und sorgte damit dafür, dass die Stimmung dort kippte und immer mehr Hass und Fake-News verbreitet wurden. Seitdem kehren weltweit immer mehr Institutionen, Medienschaffende, Politiker und Vereine dem Kurznachrichtendienst den Rücken.
Nun ziehen sich auch noch insgesamt 60 Hochschulen in Deutschland von X zurück. Die Goethe-Universität in Frankfurt teilte mit, Werte wie Vielfalt, Freiheit und Weltoffenheit müssten respektiert und bewahrt werden. Dies sei bei X nicht mehr der Fall.
Die am koordinierten Ausstieg beteiligten Hochschulen lassen ihre X-Accounts zunächst im "eingefrorenen" Zustand - ohne aktive Inhalte, aber weiterhin sichtbar. Damit soll auch der Missbrauch ihrer Account-Namen durch Dritte verhindert werden.
Neben der Universität Frankfurt ziehen sich die Hochschule Darmstadt, die Hochschule RheinMain in Wiesbaden, die Justus-Liebig-Gesellschaft Gießen, die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Philipps-Universität Marburg und die Technische Universität Darmstadt von der Plattform zurück.
Weitere Themen des Tages
- Auf der A3 bei Idstein (Rheingau-Taunus) war am Donnerstagabend ein mit 26 Tonnen Mandarinen beladener Lkw von der Autobahn abgekommen und die Böschung hinuntergestürzt. Der 52 Jahre alte Fahrer wurde im Führerhaus des umgekippten Lasters eingeklemmt und verletzt.
- Wer regelmäßig mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs ist, braucht oft viel Geduld. Der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) konnte seine Pünktlichkeitsquote 2024 leicht verbessern, doch im Rhein-Main-Gebiet tat sich wenig. Grund dafür waren unter anderem Personalausfälle in den Stellwerken.
- Der Verkauf von Omar Marmoush scheint nur noch eine Frage der Zeit. Eine Ablösesumme von 80 Millionen Euro soll angeblich im Raum stehen. Doch wer wird sein Nachfolger beim Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt? Drei Kandidaten könnten da besonders gute Chancen haben.
Ein kurzer Blick über den Tellerrand
- 2024 war das wärmste Jahr seit 1850. Die globale Durchschnittstemperatur lag dabei 1,6 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Laut dem Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst war die Steigerungsrate der Kohlendioxidemissionen, die als Hauptverursacher des Klimawandels gelten, höher als in den Vorjahren.
- US-Milliardär Elon Musk diskutierte am Donnerstag auf seiner Plattform X mit AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel. Der ARD-faktenfinder hat die dabei gemachten Aussagen unter die Lupe genommen und zahlreiche Falschaussagen gefunden.
- Apropos K-Frage: Im aktuellen ZDF-Politbarometer liegen Friedrich Merz (CDU) und Robert Habeck (Grüne) bei der Frage, wen die Befragten am liebsten als Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin sehen würden, mit 27 Prozent der Stimmen inzwischen gleichauf auf dem ersten Platz. Der amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kommt mit 14 Prozent nur noch auf Platz 3 hinter Alice Weidel (AfD) mit 15 Prozent. Bei den Stimmen für die jeweiligen Parteien sieht das Bild allerdings anders aus.
Dirty Little Secrets - Warum wir immer weiter trinken
Alkohol ist ungesund. Extrem ungesund. Damit erzähle ich Ihnen vermutlich nichts Neues, denn schließlich hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung im vergangenen Jahr verkündet, dass es "keine risikofreie Menge für einen unbedenklichen Konsum" gibt. Wirklich interessiert hat das allerdings kaum jemanden, sonst wären allein auf dem Oktoberfest 2024 nicht rund sieben Millionen Maß Bier getrunken worden.
Doch warum ist Alkohol in Deutschland so beliebt? Welche Rolle spielt dabei die Alkohollobby? Und ab wann hat man eigentlich ein Alkoholproblem? Diesen Fragen geht die dreiteilige Dokumentation "Dirty Little Secrets" nach, die jetzt in der ARD-Mediathek abrufbar ist.
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Eins noch ...
Einmal im Jahr wird gezählt, was man eigentlich im Laden hat und ob das auch das ist, was da sein sollte. Das nennt man Inventur und kein Supermarkt zum Beispiel kommt daran vorbei. Das ist keine besonders lustige Aufgabe, vor allem nicht in den richtig großen Läden. Dort reicht es aber meistens, wenn die Sachen einfach nur gezählt werden.
Es gibt allerdings auch Inventuren, da muss man nicht nur zählen, sondern auch wiegen. Und was ist, wenn das, was man wiegen muss, sich bewegt und gar nicht gewogen werden will? Dann sind Schnelligkeit und Kreativität gefragt.