Hessen am Abend Von frustrierten Mietern, teuren Polizeieinsätzen und brennenden Paketen
In Darmstadt gab es in vier Hochhäusern wochenlang kein warmes Wasser, Fußball-Bundesligisten können jetzt für Polizeieinsätze zur Kasse gebeten werden und auf der A7 ist ein Lkw mit Paketen abgebrannt. Das und mehr gibt es in Sven-Oliver Schibats Blick auf den Tag.
In den vergangenen Jahren habe ich mehr als einmal auf Züge gewartet, die nicht kamen, weil die GDL mal wieder zum Streik aufgerufen hatte. Und ich kann Ihnen sagen: Bei mir als Bahnpendler war der Name Claus Weselsky in dieser Zeit nicht gerade positiv besetzt.
Bei seinen Gewerkschaftsmitgliedern aber schon: Der inzwischen Ex-Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) fuhr damals einen ziemlich unerbittlichen Kurs gegenüber der Bahn, wenn es um so etwas wie die Bezahlung seiner Lokführer ging.
Inzwischen ist er pensioniert und genießt wohl seinen Ruhestand. Am Montagabend in der Frankfurter Jahrhunderthalle genoss er während der bislang kältesten Nacht dieses Winters aber etwas ganz anderes, nämlich tosenden Applaus. Er war einer der Überraschungsgäste beim Auftakt der "Eisern Ehrenfeld"-Tour von ZDF-Moderator Jan Böhmermann und dem Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld (RTO).
Böhmermann hatte vor Jahren im "ZDF Magazin Royale" ein satirisches Lied über den GDL-Chef gesungen. Und weil die GDL in Frankfurt sitzt, so Böhmermann gestern auf der Bühne, habe man dort einfach mal angerufen und gefragt, ob Weselsky nicht Lust hätte, beim Konzert vorbeizuschauen.
Er hatte Lust und feierte so sein Debüt als Dirigent des RTO. Ein sehr sympathischer Auftritt, der entsprechend vom Publikum honoriert wurde.
Unsere heutige Momentaufnahme führt uns an den schönen Diemelsee im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Genauer gesagt an die Diemeltalsperre.
Sie ist zwar nicht so groß und auch nicht so bekannt wie die Edertalsperre, aber dennoch ein schönes Ausflugsziel. Im Moment sogar ganz besonders, wie man auf dem Foto sehen kann: Dort gibt es etwas, was es zum Beispiel in Frankfurt zurzeit nicht gibt, nämlich Schnee.
Unsere gestrige Umfrage war übrigens recht spannend: Während zwischenzeitlich über 50 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Meinung waren, "biodeutsch" habe den Titel "Unwort des Jahres" verdient und sei daher eine gute Wahl, waren es am Ende nur noch 35,8 Prozent, während 31,5 Prozent das Thema schlicht egal war. 10,8 Prozent hätten "Heizungsverbot" auf Platz 1 gesehen und 21,8 Prozent hätten ein ganz anderes Wort bevorzugt.
Und damit zu den Themen des heutigen Tages:
"Menschenunwürdige" Zustände in Darmstädter Hochhäusern,
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen positiv stimmen. Zum Beispiel, wenn wieder lauwarmes Wasser aus dem Hahn kommt und wenigstens einer von zwei Aufzügen funktioniert.
Denn für die Bewohnerinnen und Bewohner von vier Hochhäusern in Darmstadt waren die vergangenen Wochen alles andere als lustig: Fast drei Wochen lang fuhren die Aufzüge nicht, noch länger war das Wasser kalt. Und das auch noch über Weihnachten.
Entsprechend groß ist der Frust bei den Menschen, der bei vielen schon in Wut umgeschlagen ist. Vom Vermieter, der Wohngesellschaft GWH, fühlen sie sich nicht ernst genommen.
Deren Geschäftsführer Michael Back versucht, die Wogen zu glätten. "Ich kann den Unmut der Leute verstehen und bitte um Entschuldigung", sagte er am Montag dem hr. Eine solche Häufung von Ausfällen habe er in 30 Jahren Berufstätigkeit noch nicht erlebt.
Back beteuerte, erst am 6. Januar von den Problemen erfahren zu haben. Dass zahlreiche Anfragen und Hilferufe seit der Zeit vor Weihnachten unbeantwortet geblieben seien, könne er sich nicht erklären. Man wolle die Kommunikation mit den Mietern künftig verbessern.
Dass jetzt Bewegung in die Sache gekommen ist und die GWH begonnen hat, die Probleme zu beheben, liegt nach Ansicht von Mieter Zeyrek aber nur daran, dass sich neben der Presse auch Oberbürgermeister Hanno Benz (SPD) in den Konflikt eingeschaltet hat.
Bei einem Treffen des OB mit rund einem Dutzend Bewohnerinnen und Bewohnern war auch Back anwesend. Benz wertete dies als guten Anfang für eine bessere Zukunft.
Hessen prüft Kostenbeteiligung der Fußballvereine an Polizeieinsätzen
Wer soll die Mehrkosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen der Deutschen Fußball Liga (DFL) bezahlen? Das jeweilige Bundesland oder die Vereine? Heute hat das Bundesverfassungsgericht entschieden: Die Bundesländer dürfen die Mehrkosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen der DFL in Rechnung stellen.
Der hessische Innenminister Roman Poseck (CDU) begrüßte das Urteil. Es schaffe die notwendige Klarheit, dass eine Beteiligung der Vereine der Bundesliga an den Polizeikosten grundsätzlich möglich sei. "Wir werden die Entscheidung nun sorgfältig auswerten und unter Einbeziehung aller Gesichtspunkte Schlussfolgerungen für Hessen ziehen", sagte Poseck.
Der Rechtsstreit hatte sich über zehn Jahre hingezogen. Im Jahr 2015 hatte das Land Bremen der DFL erstmals 425.000 Euro für einen Polizeieinsatz nach dem Derby zwischen Werder und dem Hamburger SV in Rechnung gestellt.
Die DFL wehrte sich dagegen, musste aber vor dem Oberverwaltungsgericht Bremen, dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig und nun auch vor dem Bundesverfassungsgericht juristische Niederlagen einstecken.
Was halten Sie von dieser Entscheidung?
Paketlaster auf A7 in Flammen aufgegangen - Fahrer verletzt
Viele Menschen in Norddeutschland warten möglicherweise vergeblich auf ihre Bestellung aus dem Internet, denn ihr Paket könnte auf der A7 in Flammen aufgegangen sein. Dort ist nämlich am Montagabend gegen 23 Uhr auf der Steigungsstrecke zwischen der Anschlussstelle Bad Hersfeld-West und dem Parkplatz Fuchsrain in Fahrtrichtung Kassel ein DHL-Laster in Brand geraten.
Nach Angaben der Polizei ist das Feuer durch einen technischen Defekt im Motorraum des Lkw entstanden. Der 39 Jahre alte Fahrer konnte den Lkw noch auf den Standstreifen lenken und aussteigen, verletzte sich dabei aber an der Hand und atmete Rauchgase ein. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Der Lkw war auf dem Weg von einem Paketzentrum in Rodgau (Offenbach) nach Bremen. Für die Dauer der Löscharbeiten war die A7 in beide Richtungen gesperrt.
Gegen 3.15 Uhr war der linke Fahrstreifen wieder frei, der rechte und der mittlere Fahrstreifen blieben für die Bergungsarbeiten bis in die Morgenstunden gesperrt.
Nach Angaben der Polizei entstand bei dem Brand an Zugmaschine und Anhänger ein Schaden von etwa 40.000 Euro.
Weitere Themen des Tages
- Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) bei einer Büffelherde in Brandenburg fordert der Kreis Kassel Tierhalter auf, besondere Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Der Kreisbauernverband Kassel sorgt sich um wirtschaftliche Folgen für die Landwirte. Auch die Tierparks und Zoos in Hessen haben bereits auf den Ausbruch der Seuche reagiert.
- In der Innenstadt von Viernheim darf nächstes Silvester kein Feuerwerk mehr gezündet werden. Das hat der Magistrat beschlossen. Damit reagiert die Stadt an der Bergstraße auf die Geschehnisse in den frühen Morgenstunden des 1. Januar 2025, als es auf dem Apostelplatz zu einem enormen Abbrennen von Feuerwerkskörpern mit mehreren kleineren Bränden kam.
- Auch nach der Anzeige von Niculescu Păun, dem Vaters des getöteten Vili-Viorel Păun, wird es keine weiteren Ermittlungen gegen führende Polizeibeamte im Zusammenhang mit dem rassistischen Anschlag von Hanau geben. Die Ermittlungen würden eingestellt, teilte die Staatsanwaltschaft Hanau am Montag mit. Es sei kein "strafrechtlich relevantes Fehlverhalten" festzustellen.
Ein kurzer Blick über den Tellerrand
- Bei der Bundestagswahl sind 41 Parteien grundsätzlich zugelassen. Sie erfüllen die formalen Voraussetzungen für diese Wahl. 2021 waren es noch 53 Parteien. Für viele von ihnen gibt es aber noch eine Hürde: Sie brauchen Unterstützungsunterschriften für ihre konkreten Wahlvorschläge. Dafür haben sie bis zum 20. Januar um 18 Uhr Zeit.
- Bei Aldi Süd darf keine Dubai-Schokolade mehr verkauft werden. Der Grund: Die Schokolade kommt in dem Fall nicht aus Dubai, sondern aus der Türkei und das könnte die Verbraucher in die Irre führen. Geklagt hatte ein Süßwarenimporteur, der in Dubai hergestellte Schokolade importiert. Das gleiche Schicksal könnte nun auch Lidl und Lindt treffen.
Aufräumen leicht gemacht
Viele Menschen haben die Lockdowns während der Pandemie genutzt, um ihre Wohnung zu entrümpeln. Auch der Jahresbeginn ist ein beliebter Zeitpunkt dafür, und irgendwann kommt dann auch noch der große Frühjahrsputz. Menschen räumen offensichtlich gerne auf oder wollen sich zumindest von Überflüssigem trennen.
Doch manchmal steht man vor einem Berg von Dingen und weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Wenn es Ihnen auch so geht, habe ich heute einen Tipp aus der ARD-Mediathek für Sie: In unserer Serie "Die Aufräumexpertin" nimmt sich Sabine Nietmann Keller, Küche und Kleiderschrank vor - und hat natürlich auch jede Menge Tipps für Sie. Schauen Sie doch einfach mal rein.
Noch mehr von Sabine Nietmann gibt es übrigens im Podcast der Sendung "Der Sonntagstalk in hr3" mit Bärbel Schäfer:
Warum sehen wir oft nur das Schlechte?
Maul- und Klauenseuche in Brandenburg, Vogelgrippe, Kriege u.a. in Gaza und der Ukraine, Facebook und Instagram hebeln Faktenchecks aus, Feuer in Los Angeles, Trump hätte gerne den Panamakanal, Kanada und Grönland - es gibt viele Gründe, warum man derzeit denken könnte, die Welt sei durchgedreht und alles werde immer schlimmer.
Tatsächlich gibt es aber auch viel Gutes in der Welt - nur unser Gehirn konzentriert sich lieber auf das Schlechte. Warum das so ist und wie man den Negativitätseffekt austricksen kann, verrät ein Artikel der Kolleginnen und Kollegen von mdr.de.
Den letzten Satz des Artikels möchte ich Ihnen aber schon hier mit auf den Weg geben: "Mehr als 90 Prozent der Sorgen, die sich Menschen täglich machen, seien völlig nutzlos - denn die Probleme, um die sie kreisen, träten niemals ein." Den Rest des sehr interessanten Artikels finden Sie hier.
Eins noch ...
Es gibt Menschen, die frösteln schon, wenn das Thermometer unter 20 Grad fällt. Andere hingegen drehen die Heizung erst auf, wenn die Temperatur im einstelligen Bereich liegt.
Doch in einem sind sich wohl die meisten Menschen hierzulande einig: Der Winter ist nicht unbedingt die beste Jahreszeit, um in kurzen Hosen vor die Tür zu gehen - und schon gar nicht ohne Hosen.
Nun sind die Briten, was Kälte angeht, im Allgemeinen schon deutlich weniger empfindlich als wir Deutschen, aber einmal im Jahr übertreffen sie sich selbst. Und ich sage Ihnen ganz ehrlich: Bei der Nummer hier wäre ich definitiv raus.
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Und damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Ihnen einen schönen Abend!
Ihr Sven-Oliver Schibat (würde Ihnen diese Art der Weihnachtsbaum-Entsorgung nicht empfehlen)