Anschlag in Hanau: +++ Verdächtiger war psychisch schwer krank +++ Merkel: "Rassismus ist ein Gift" +++ Mahnwachen und Kundgebungen +++

Ein Rassist hat in Hanau zehn Menschen ermordet und mehrere verletzt. Die Entwicklungen und Ereignisse vom Donnerstag, 20. Februar, und Freitag, 21. Februar, können Sie hier im Ticker nachlesen.

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MELDUNGEN VOM FREITAG, 21. FEBRUAR

+++ Rechtsextrem, psychisch krank - trotzdem Waffenbesitzer +++

21 Uhr: Der mutmaßliche Attentäter von Hanau war seit Jahren im Schützenverein. Obwohl er sich rassistisch und mit wirren Verschwörungstheorien äußerte, durfte er legal zwei Waffen besitzen. Die Diskussion ums Waffenrecht ist einmal mehr entbrannt. Wie Kollegen im Schützenverein Tobias R. erlebten und wie Innenminister Horst Seehofer (CSU) gefährliche Waffenbesitzer künftig besser ausmachen möchte, lesen Sie hier.

+++ Aufruf zu Schutz und Solidarität +++

19.30 Uhr: Das Hanauer Bündnis "Solidarität statt Spaltung" hat bei einer Kundgebung am Freitagabend Solidarität und Einstehen gegen Rassismus gefordert. "Hanau ist die Stadt der Migration", sagte Bündnis-Sprecherin Newroz Duman. "Dass so eine Tat in dieser Stadt passiert ist, macht uns alle unfassbar wütend, unfassbar traurig." Das Attentat sei nicht vom Himmel gefallen, betonte sie. "Wir wissen, dass diese Tat einen Nährboden hatte." Die Menschen hätten Angst. Nötig sei echter Schutz vor Gewalt. "Und dafür brauchen wir eine solidarische Gesellschaft, eine Gesellschaft, die sagt: Wir akzeptieren das nicht und es reicht."

Nach der Kundgebung zogen etwa 600 Teilnehmer des Demonstrationszuges zu dem zweiten Tatort, angeführt von Freunden eines der Todesopfer, die Fotos der Getöteten vor sich trugen. Am Samstag und Sonntag wird es weitere Gedenkveranstaltungen geben.

Kerzen, die vor einem der Tatorte in Hanau aufgestellt wurden.
Kerzen vor einem der Tatorte in Hanau. Bild © Saskia Klingelschmitt/hr

+++ Tobias R. wollte Detektei beauftragen +++

19.10 Uhr: Der mutmaßliche Täter Tobias R. hat im Juni 2019 offenbar Kontakt zur Wuppertaler Kurtz Detektei aufgenommen. Er wollte die Detektei beauftragen, Kontakte zum BND, zu Nachrichtendiensten und der Bundeskanzlerin herzustellen. Detektei-Inhaber Patrick Kurtz erklärte dem hr, dass ein Ermittler sich im Oktober 2019 mit Tobias R. in Dortmund getroffen habe. Es sei aber nicht zu einer Beauftragung gekommen, da der Mann offenbar unter Verfolgungswahn litt. In einer Branche, die sich auch mit Abhörschutz und Lauschabwehr beschäftigt, sei der Mann jedoch kein Einzelfall gewesen. "Täglich rufen Leute an, die unter Verfolgungswahn leiden." Ausländerfeindlich habe er sich nicht geäußert.

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Hanau-Täter kontaktierte Detektei

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Bereits am Morgen hatte Generalbundesanwalt Peter Frank bestätigt, dass die Bundesanwaltschaft schon im vergangenen November Kontakt mit dem mutmaßlichen Attentäter von Hanau hatte. Damals sei bei seiner Behörde eine Anzeige des Mannes eingegangen. Er habe darin Strafanzeige gegen eine unbekannte geheimdienstliche Organisation gestellt.

+++ Untersuchung für Waffenbesitzer gefordert +++

18.45 Uhr: Der Attentäter von Hanau hatte einen Waffenschein. Er kam so problemlos an Waffen, obwohl Tobias R. offensichtlich auch psychisch krank war. Deshalb fordert Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) jetzt eine regelmäßige psychologische Untersuchung für Waffenbesitzer.

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Untersuchung für Waffenbesitzer gefordert

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+++ Makkabi: "Nazi raus"-Rufe sind "Meilenstein" +++

18.25 Uhr: Der Jüdische Turn- und Sportverband Makkabi Deutschland hat die "Nazis raus"-Rufe der Eintracht-Fans als "Meilenstein in der Bekämpfung von Rechtsextremismus" bezeichnet. "Ein großer und überwältigender Moment, der nicht nur jeden einzelnen anspricht, sondern Massen bewegt und ganz Sportdeutschland zur Verantwortung zieht", sagte Verbandspräsident Alon Meyer in einem Dankesschreiben am Freitag.

Am Donnerstagabend war die Gedenkminute für die Opfer der Gewalttat von Hanau vor dem Europa-League-Spiel gegen RB Salzburg durch Zwischenrufe gestört worden. Eintracht-Fans reagierten mit lautstarken Pfiffen, bevor sie "Nazis raus"-Rufe in das mit 47.000 Fans ausverkaufte Stadion riefen. "Es ist ein unbedingtes Muss und unsere Pflicht als Zivilgesellschaft, mit Entschlossenheit den Kampf gegen Menschenhass anzunehmen. Die Fans haben dies auf eine bemerkenswerte Weise gezeigt", erklärte Meyer.

Banner mit "Eintracht", "Hanau" und Trauerschleife
Schweigeminute vor der Partie in Frankfurt Bild © picture-alliance/dpa

+++ Die Geschichten der neun getöteten Hanauer +++

18.12 Uhr: Neun Menschen sind in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Hanau gestorben, weil ein Rassist das so wollte. Einer hatte gerade seine Lehre zum Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen, eine andere hinterlässt zwei Kinder. Einer "hat immer gelacht, konnte keiner Fliege etwas zuleide tun", ein anderer war in Hanau bekannt wie ein bunter Hund. Hier haben wir alle Informationen zusammengetragen, die uns bislang bekannt sind - über Ferhat Ünver, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kalojan Velkov, Vili Viorel Păun, Said Nesar Hashemi und Fatih Saraçoğlu (an dieser Stelle stand zuvor auch der Name Bilal Gökçe, was auf einer Fehlinformation beruhte).

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"Er war eine Stütze für die ganze Familie"

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+++ Menschenkette und Trauermarsch +++

17.35 Uhr: In Hanau gedachten am Freitag erneut viele Menschen der Opfer des Anschlags. Etwa 200 Teilnehmer versammelten sich auf dem Marktplatz vor dem Rathaus, fassten sich an den Händen und bildeten einen Kreis. Am Fuße des Brüder-Grimm-Denkmals auf dem Marktplatz legten Menschen immer wieder Blumen ab und entzündeten Kerzen. Ein vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) angemeldeter Aufzug führte am frühen Abend vom Heumarkt zum Kurt-Schumacher-Platz. Am Abend soll eine weitere Demonstration in Hanau stattfinden.

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Freunde und Verwandte der Opfer führen den Trauermarsch an.
Freunde und Verwandte der Opfer führen den Trauermarsch an. Bild © hr/Saskia Klingelschmitt
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+++ Gespräche mit Moscheegemeinden +++

17.10 Uhr: Der Frankfurter Polizeipräsident Gerhard Bereswill hat die Moscheegemeinden der Stadt zu einem Gespräch am Montag eingeladen. Dabei solle es um die aktuelle Lage gehen, Austausch und Vernetzung sollen gestärkt werden, erklärte ein Polizeisprecher am Freitag. Ein Sprecher der Abu Bakr-Moschee im Frankfurter Stadtteil Hausen sagte, beim ersten Freitagsgebet nach dem Anschlag in Hanau seien Verunsicherung und Angst bei den Gemeindemitgliedern zu spüren gewesen.

Die Gemeinde habe aber den Wunsch nach stärkerem Polizeischutz geäußert. "Sie wollen sich geschützt fühlen." Einige Männer hätten "für alle Fälle" während des Freitagsgebets vor der Moschee gestanden, um die Betenden bei Bedarf vor einem Angriff warnen zu können. "Wenn so etwas wie in Hanau geschieht, spüren die Leute, dass es immer näher kommt", sagte der Moscheesprecher.

+++ Zwei Menschen in Autos erschossen +++

16.29 Uhr: Der mutmaßliche Attentäter Tobias R. soll während seiner Fahrt durch Hanau zwei der Todesopfer in ihren Autos erschossen haben. Das sagten Behördenvertreter am Freitag in einer Telefonkonferenz Mitgliedern des Innenausschusses des Bundestages. Nicht beantwortet worden sei hingegen die Frage, wann am Mittwochabend der erste Notruf bei der Polizei eingegangen sei.

+++ Hessen bestellt Opferbeauftragten +++

16.22 Uhr: Für die Angehörigen der Opfer hat die hessische Landesregierung Generalstaatsanwalt Helmut Fünfsinn als Ansprechpartner benannt. Fünfsinn soll sich um die Anliegen Betroffener kümmern und Kontakte mit Behörden koordinieren, wie die Landesregierung am Freitag mitteilte. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) betonte, der Jurist solle "schnell und unbürokratisch helfen". Er werde auch mit den beiden Opferbeauftragten der Stadt Hanau und dem Beauftragten der Bundesregierung in engem Austausch stehen. Der hessische Opferbeauftragte ist unter den Rufnummern 0611-32 28 35 und 0174-24 78 856 zu erreichen.

Helmut Fünfsinn
Der hessische Opferbeauftragte Helmut Fünfsinn. Bild © hessenschau.de

Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Edgar Franke (SPD), hat den Angehörigen schnelle finanzielle Hilfe zugesichert. "Aus dem Fonds für Härteleistungen können innerhalb von zwei Wochen Soforthilfen ausgezahlt werden." Das seien für Ehepartner, Kinder und Eltern von Getöteten 30.000 Euro, für Geschwister 15.000 Euro. "Das kann das schreckliche Leid des Verlusts der eigenen Eltern oder Kinder nicht lindern", so Franke. Aber zumindest sei es eine Hilfe für die nötigsten Dinge, die in diesem Moment wichtig seien. Franke ist seit 2018 Opferbeauftragter der Bundesregierung.

+++ Staatsangehörigkeiten der Opfer +++

16.15 Uhr: Das Landeskriminalamt (LKA) hat die Nationalitäten der Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau aufgelistet. Drei der Toten haben eine deutsche Staatsangehörigkeit, zwei eine türkische. Ein Opfer kam aus Bulgarien, eines aus Rumänen, ein weiteres aus Bosnien-Herzegowina. Ein Opfer hat eine deutsche und afghanische Staatsangehörigkeit.

Hinzu kommen bei den Toten die deutsche Mutter (72) des Attentäters und der 43-jährige Tobias R., der nach den tödlichen Attacken in Hanau seine Mutter und sich umbrachte. Unter den Verletzten sind laut LKA je zwei Menschen mit deutscher und türkischer Staatsangehörigkeit und einer mit deutsch-afghanischer Zugehörigkeit.

+++ "Ich erlebe jeden Tag, wie uns Hass entgegenschlägt" +++

15.50 Uhr: Die Tat von Hanau habe ihn nicht überrascht, sagt hr-iNFO-Redakteur Nasir Mahmood. Den Abzug in Hanau habe wohl ein einzelner Mann betätigt. Die ideologische Waffe hätten ihm viele andere schon vorher in die Hand gedrückt. Ein Kommentar.

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Nasir Mahmood
Nasir Mahmood Bild © hr
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+++ Fastnacht im Zeichen des Anschlags +++

15.31 Uhr: Der Hanauer Faschingszug fällt nach dem Anschlag mit zehn Toten aus. Mehrere Rathauserstürmungen finden ebenso wenig statt. Andere Städte halten an ihren Umzügen fest. Eine Übersicht - und warum viele Narren sich den Spaß nicht verderben lassen wollen. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hat seine Teilnahme an allen Fastnachtsveranstaltungen, unter anderem in Mainz und Kassel, abgesagt.

+++ Muslime mahnen mehr Schutz an +++

15.10 Uhr: Die Muslime in Deutschland mahnen nach dem Anschlag in Hanau mehr Schutz und Anerkennung an. Islamfeindlichkeit müsse klar als Problem benannt und ihr entgegengetreten werden, verlangten der Zentralrat sowie der Koordinationsrat der Muslime am Freitag in Berlin. Sie kritisierten, dass nach dem Anschlag zwar Rassismus und Rechtsextremismus angeprangert wurden, aber kaum über den islamfeindlichen Charakter der Tat gesprochen worden sei.

Der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, Zekeriya Altug, wies darauf hin, dass die muslimischen Verbände nur drei Tage vor der Tat anlässlich der Aufdeckung der rechtsextremen Terrorzelle S eindringlich vor der Gefahr durch Islamfeindlichkeit gewarnt hatten. Genau solche Anschläge auf Muslime, wie sie die Gruppe S geplant habe, seien nun von dem Täter von Hanau ausgeführt worden. "Ihr müsst endlich handeln, die Muslime in diesem Land haben Angst, nicht nur um ihre Moscheen, auch um sich selbst und ihre Kinder", sagte Altug.

Freitagsgebet in einer Hanauer Innenstadt-Moschee zwei Tage nach dem Anschlag von Hanau. Männer knien auf einem roten Teppich, ein weiß gekleideter Imam steht in ihrer Mitte.
Freitagsgebet in einer Hanauer Innenstadt-Moschee zwei Tage nach dem Anschlag von Hanau. Bild © picture-alliance/dpa

+++ Weitere Mahnwachen und Kundgebungen +++

14.35 Uhr: In Hanau sind weitere Kundgebungen, Mahnwachen und Demonstrationen geplant. Zu den Anmeldern gehören Initiativen, der Deutsche Gewerkschaftsbund oder Privatpersonen, teilte die Stadt Hanau mit. Am Freitagnachmittag soll es zunächst eine Kundgebung am Marktplatz geben, außerdem ist ein Demonstrationszug zu den Tatorten des Anschlags geplant.

Am Samstag (14 Uhr) will ein Bündnis gegen Hetze und Menschenverachtung auf die Straße gehen. Für die Demonstration vom Freiheitsplatz zu den beiden Tatorten erwarten die Veranstalter bis zu 2.000 Teilnehmer. Die Kurdische Gemeinde Deutschland (KGD) wird am Samstag um 14.30 Uhr am Heumarkt einen Kranz niederlegen und anschließend zum zweiten Tatort gehen. Für Sonntag, 14 Uhr, ist ein Trauermarsch vom Kurt-Schumacher-Platz zum Marktplatz geplant. Anschließend wird es eine Kundgebung geben.

Die Stadt Marburg hat für Samstag zu einer Demonstration und einer Mahnwache aufgerufen. "Diese Tat ist der größte rechtsextremistische Anschlag seit der Wiedervereinigung. Hier sind verbrecherische Gedanken zu verbrecherischen Taten geworden, sagte Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD) am Freitag. Die Demonstration beginnt um 12 Uhr am Erwin-Piscator-Haus am Fuß der Oberstadt. Sie endet mit einer Mahnwache am Marktplatz.

In Büdingen (Wetterau) haben Kirchengemeinden, Initiativen und die Stadt für Sonntag, 18 Uhr, zu einer Menschen- und Lichterkette aufgerufen. "Wir haben in Büdingen ein braunes Image und wir müssen als Stadt deutlich zeigen, dass wir diese feigen Morde, den alltäglichen Rassismus und die Einschüchterungen nicht mehr hinnehmen werden", heißt es in dem Aufruf.

+++ Fünf Verletzte in Behandlung +++

14.27 Uhr: Über die Zahl der Verletzten nach dem Anschlag von Hanau gibt es unterschiedliche Angaben. Das Landeskriminalamt erklärte auf Nachfrage, dass es sich um fünf Verletzte handelt. Über die Schwere der Verletzungen machte ein LKA-Sprecher keine Angaben.

+++ Bus fährt von Halle nach Hanau +++

13.45 Uhr: Als Zeichen der Anteilnahme für die Angehörigen der Anschlagsopfer von Hanau sind rund 30 Menschen von Halle in  Sachsen-Anhalt nach Hessen gefahren. "Wir wollen den Menschen vor Ort nah sein. Das ist wichtig, dass wir ihnen zuhören, miteinander reden und ihnen unsere Hilfe anbieten", sagte Mamad Mohamad, Geschäftsführer des Landesnetzwerkes Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt am Freitag bei der Abfahrt des Reisebusses.

In Halle hatte vor vier Monaten ein schwer bewaffneter Rechtsextremist bei einem Anschlag auf die jüdische Synagoge versucht, mehr als 50 Menschen in dem Gotteshaus zu töten. Als dies misslang, erschoss der Deutsche auf der Straße eine unbeteiligte 40 Jahre alte Frau und einen 20 Jahre alten Gast in einem nahen Dönerladen.

+++ Umzüge in Frankfurt und Gelnhausen finden statt +++

13.30 Uhr: Nach der Absage des Hanauer Fastnachtsumzugs halten Frankfurt und Gelnhausen an ihren Veranstaltungen fest. Der Magistrat der Stadt Gelnhausen beschloss am Donnerstagabend, den für Samstag geplanten Umzug nicht abzusagen, wie eine Sprecherin der Stadt am Freitag bestätigte. "Wir wollen damit ein Zeichen setzten", begründete sie die Entscheidung. Nach Informationen des Großen Rats der Karnevalvereine in Frankfurt finden auch dort beide Umzüge, am Sonntag in der Innenstadt und am Dienstag im Stadtteil Heddernheim, statt. Zu möglicherweise geänderten Sicherheitsvorkehrungen gab die Polizei keine Auskünfte.

+++ Hanau setzt Opferbeauftragte ein +++

13.15 Uhr: Die Stadt Hanau setzt zwei Opferbeauftragte ein, die sich um die Angehörigen der neun Opfer des rechtsextremistischen Anschlags kümmern sollen. Das kündigte Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) am Freitag an. Das Gespräch mit den Hinterbliebenen seien die "schlimmsten Minuten in meinem politischen Leben gewesen", sagte das sichtlich erschütterte Stadtoberhaupt auf einer Pressekonferenz.

Zudem teilte die Stadt mit, dass am Freitag ein Bürgertelefon (06181/277570) eingerichtet werden soll. Es gebe aber auch bereits ein Opfertelefon der Bundesregierung (0800/0009546).

Hanaus OB Claus Kaminsky
Hanaus OB Claus Kaminsky Bild © picture-alliance/dpa

+++ Ermittler: Todesschütze weihte niemanden ein +++

13.00 Uhr: Der mutmaßliche Täter von Hanau hat nach derzeitigem Erkenntnisstand vor seinem Anschlag mit niemandem über seine Pläne gesprochen. Bislang gebe es keine Erkenntnisse, dass der 43-Jährige vorher "mit anderen Personen geredet oder um Unterstützung gebeten hat", sagte Generalbundesanwalt Frank. Es sei aber noch Gegenstand der Ermittlungen herauszufinden, ob der mutmaßliche Täter sich "in der realen Welt" oder virtuell über das Internet über seine Pläne ausgetauscht oder Unterstützung bekommen habe, fügte Frank hinzu.

+++ Kein Verdacht gegen Vater von Tobias R. +++

12.45 Uhr: Der Vater des Hanauer Todesschützen Tobias R. ist kein Beschuldigter im laufenden Ermittlungsverfahren. Das stellte Generalbundesanwalt Peter Frank am Freitag fest. Zuvor hatte es Gerüchte über eine zwischenzeitliche Festnahme des Vaters gegeben. Laut Frank gilt der Mann nur als Zeuge. Allerdings sei der Vater in der Vergangenheit im Kontakt mit Behörden aufgefallen, durch verschiedene Schreiben, wie Beschwerden. Der Mann sei bei der "Wohnungsöffnung" des mutmaßlichen Täters in der Nacht zum Donnerstag angetroffen worden, erklärte Frank.

+++ Hanauer Täter erstattete Anzeige +++

11.58 Uhr: Generalbundesanwalt Peter Frank hat bestätigt, dass die Bundesanwaltschaft schon im vergangenen November Kontakt mit dem mutmaßlichen Attentäter von Hanau hatte. Damals sei bei seiner Behörde eine Anzeige des Mannes eingegangen. Er habe darin Strafanzeige gegen eine unbekannte geheimdienstliche Organisation gestellt und darin zum Ausdruck gebracht, dass es eine übergreifende große Organisation gebe, die vieles beherrsche, "sich in die Gehirne der Menschen einklinkt und dort bestimmte Dinge dann abgreift, um dann das Weltgeschehen zu steuern". In der Anzeige waren nach Franks Angaben keine rechtsextremistischen oder rassistischen Ausführungen enthalten. Man habe aufgrund dieses Schreibens kein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Generalbundesanwalt Frank, BKA-Chef Münch, Bundesjustizministerin Lambrecht (SPD) und Bundesinnenminister Seehofer (CSU) (v.l.) äußern sich vor der Bundespressekonferenz in Berlin zu Hanau.
Generalbundesanwalt Frank, BKA-Chef Münch, Bundesjustizministerin Lambrecht (SPD) und Bundesinnenminister Seehofer (CSU) (v.l.) äußern sich vor der Bundespressekonferenz in Berlin zu Hanau. Bild © picture-alliance/dpa

+++ BKA-Chef: Hanauer Täter war psychisch schwer krank +++

11.35 Uhr: Die Ermittler gehen nun auch offiziell davon aus, dass der mutmaßliche Todesschütze von Hanau psychisch krank war. Der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, sprach am Freitag in Berlin auf Grundlage erster Einschätzungen von einer offensichtlich "schweren psychotischen Krankheit" bei Tobias R. Der 43-Jährige hatte in einem von ihm im Internet publizierten Text neben seinem rassistischen Weltbild auch über einen "Geheimdienst" in seinem Kopf, Satan und Folterstätten für Kinder fabuliert.

+++ Seehofer: "Mehr Polizeipräsenz in Deutschland" +++

10.50 Uhr: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will nach dem Anschlag von Hanau die Polizeipräsenz in ganz Deutschland erhöhen. Seehofer kündigte am Freitag in Berlin an, zum Schutz der Bevölkerung "sensible Einrichtungen" wie insbesondere Moscheen verstärkt zu überwachen. Zudem solle die Präsenz an Bahnhöfen, Flughäfen und im grenznahen Raum erhöht werden. Der Innenminister verwies insbesondere auf die Gefahr von Nachahmungstaten und sprach von einer "sehr hohen" Gefährdungslage durch den Rechtsextremismus.

Die Gewalttat von Hanau bezeichnete Seehofer deutlicher als zuvor als eindeutig "rassistisch motivierten Terroranschlag". Es sei der "dritte rechtsterroristische Anschlag in wenigen Monaten". Die Gefährdungslage durch Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus sei in Deutschland sehr hoch.

+++ Eine Chronik rechtsextremer Gewalttaten in Hessen +++

10.01 Uhr: Halit Yozgat, Walter Lübcke, Wächtersbach - und nun Hanau. Immer wieder werden Menschen in Hessen Opfer rechtsextremer Gewalttaten. Hier haben wir Morde, Verletzungen und Brandstiftungen seit 1974 in einer Übersicht zusammengestellt.

+++ Trauer in Hanau +++

9.29 Uhr: So sieht es am zweiten Tag nach dem Anschlag von Hanau vor einem der beiden Tatorte aus. Vor der Shisha-Bar Midnight liegen zahlreiche Blumen und Kerzen von Menschen aus, die so ihre Anteilnahme an den Folgen der rassistischen Bluttat ausdrücken möchten.

Niedergelegte Blumen vor einem der beiden Tatorte in Hanau
Niedergelegte Blumen vor einem der beiden Tatorte in Hanau Bild © Tobias Weiler/hr
Niedergelegte Blumen und Kerzen vor einem der beiden Tatorte in Hanau
Niedergelegte Blumen und Kerzen vor einem der beiden Tatorte in Hanau Bild © Tobias Weiler/hr

+++ Hilfe für Betroffene eingerichtet +++

8.48 Uhr: Die Polizei hat nach dem Anschlag von Hanau ein Informationszentrum für Betroffene eingerichet. Darauf wies das Polizeipräsidium Südosthessen am Morgen auf Twitter hin.

+++ Pressestimmen zum Anschlag in Hanau +++

7.28 Uhr: Die Zeitungen kennen heute Morgen nur ein Thema. Alle machen mit den Vorfällen in Hanau auf der Titelseite auf. In vielen Kommentaren werden Konsequenzen im Kampf gegen Rechts gefordert. Hier haben wir Pressestimmen aus verschiedenen Zeitungen von heute zusammengestellt.

+++ Experte: Hessen nicht überdurchschnittlich rechts +++

7.11 Uhr: Hessen ist nach der Einschätzung eines Experten trotz mehrerer aufsehenerregender Gewalttaten nicht rechtsextremer als andere Bundesländer. "Man kann zwar sagen 'schon wieder Hessen', aber das ist jetzt nicht unbedingt etwas strukturell Spezifisches", sagte der Extremismus-Experte Reiner Becker von der Universität Marburg der dpa. Aber: Es könne selbstverständlich ein subjektives Empfinden geben, dass Hessen ein größeres Problem mit Rechtsextremismus hat als anderswo. In Hessen hatten sich zuletzt mehrfach rechte Gewalttaten ereignet: Im Juni tötete ein Rechtsextremist den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, im Juli schoss ein Mann in Wächtersbach aus rassistischen Motiven auf einen Eritreer und verletzte diesen schwer.

+++ Zwei Kitas und eine Schule bleiben geschlossen +++

6.58 Uhr: Wegen der noch laufenden Ermittlungen der Polizei bleiben auch am Freitag zwei Kindertagesstätten und eine Grundschule noch geschlossen. Betroffen sind die Heinrich-Heine-Grundschule sowie die Kinderburg West und das Kinderhaus West im Hanauer Stadtteil Kesselstadt. In der Kita Dresdner Straße wurde ein Notdienst eingerichtet.

+++ Eintracht-Fans setzen Zeichen +++

6.13 Uhr: Die Fans der Frankfurter Eintracht haben vor dem 4:1-Hinspielsieg in der Europa League gegen Salzburg der Opfer von Hanau gedacht. In der Nordwestkurve hielten die Anhänger vor dem Anpfiff ein schwarz-weißes Banner mit einer Trauerschleife hoch. Beide Mannschaften spielten im Trauerflor. Vor der Partie gab es eine Schweigeminute, die durch Rufe aus Richtung Gästekurve gestört wurde. Das Stadion reagierte mit "Nazis raus"-Rufen.

Banner mit "Eintracht", "Hanau" und Trauerschleife
Schweigeminute vor der Partie in Frankfurt Bild © picture-alliance/dpa

+++ Evangelische Kirche: Rassismus im Alltag widersprechen +++

5.28 Uhr: Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat zum gesellschaftlichen Zusammenhalt aufgerufen. Zur Überwindung der Gewalt sei es jetzt notwendig, "dass die Menschen in unserem Land zusammenstehen", sagte der Landesbischof der Rheinischen Post (Freitag) nach den Vorfällen in Hanau mit insgesamt elf Toten. Die Gottesdienste, zu denen die Kirchen nach der Gewalttat eingeladen haben, gäben Raum, um Erschrecken, Betroffenheit und Trauer zum Ausdruck zu bringen. Bedford-Strohm sagte, im Vorgehen gegen Rechtsextremismus komme es "auf jeden Einzelnen" an: "Wir sind alle gefordert, Rassismus und Antisemitismus in den konkreten Situationen des Alltags vehement zu widersprechen."

+++ Staatspräsident: Rumäne unter den Toten +++

5.05 Uhr: Eines der Todesopfer von Hanau stammt offenkundig aus Rumänien. Das bestätigte der rumänische Staatspräsident Klaus Iohannis in der Nacht zum Freitag auf Twitter. Er habe mit Bestürzung vom Tod eines rumänischen Staatsbürgers erfahren, schrieb Iohannis, der sich wegen des mehrtägigen EU-Gipfels in Brüssel aufhielt. Rumänischen Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem Todesopfer um einen 23 Jahre alten Mann.

Nach Angaben der türkischen Botschaft aus Berlin sind unter den Opfern fünf türkische Staatsbürger. Ob sie auch die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen, ist bisher nicht bekannt.

+++ Frankfurt: Fastnachtsumzüge wie geplant +++

4.55 Uhr: Nach dem mutmaßlich rechtsradikalen Anschlag in Hanau soll sich in vielen Städten nichts an den geplanten Karnevalsumzügen ändern. In Frankfurt finden wie geplant zwei Umzüge statt, wie ein Sprecher des Großen Rats der Karnevalvereine der Nachrichtenagentur dpa sagte. Dort – wie auch andernorts – planten die Karnevalisten aber, wie in den vergangenen Jahren mit der Polizei Rücksprache zur Sicherheitslage zu halten. Der Hanauer Carnevalszug Verein (HCV) hatte am Donnerstag mitgeteilt, den für Samstag geplanten Faschingsumzug in der Stadt abzusagen.

MELDUNGEN VOM DONNERSTAG, 20. FEBRUAR

+++ Polizei: Falschmeldungen über angebliche Aufmärsche +++

21:53 Uhr: Das für Hanau zuständige Polizeipräsidium Südosthessen hat auf Falschmeldungen hingewiesen. Es gebe Mitteilungen und Videos über angebliche Massenschlägereien und Aufmärsche in der Hanauer Innenstadt. "Dies können wir nicht bestätigen."

+++ Mahnwachen in ganz Hessen +++

20:53 Uhr: In ganz Hessen sind am Donnerstagabend tausende Menschen zu Mahnwachen zusammengekommen. Eine Zusammenfassung lesen Sie hier.

+++ Filmfestival "Berlinale" mit Schweigeminute gestartet +++

20:44 Uhr: Die 70. Berlinale ist mit einer Schweigeminute für die Opfer der Gewalttat von Hanau gestartet. Man sei in Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen, sagte die Geschäftsführerin der Internationalen Filmfestspiele, Mariette Rissenbeek, am Donnerstagabend in Berlin: "Die Berlinale wendet sich wirklich gegen Gewalt, gegen Rassismus." Sie stehe für Freiheit, Toleranz, Respekt, Offenheit und Gastfreundschaft. Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den wichtigsten Filmfestivals der Welt.

+++ Wer war der mutmaßliche Attentäter von Hanau? +++

20:34 Uhr: Tobias R. hat in Hanau zehn Menschen und dann sich selbst getötet. Im Internet hinterließ er irrsinnige Verschwörungstheorien - und ein eindeutig faschistisches Weltbild. In der Abi-Zeitung wurde er vor 24 Jahren mit "schwankt zwischen lieb und hyperaggressiv" beschrieben. Eine Spurensuche über den mutmaßlichen Attentäter lesen Sie hier.

+++ Menschenkette um Brandenburger Tor +++

Gedenken der Opfer von Hanau am Brandenburger Tor in Berlin.
Gedenken der Opfer von Hanau am Brandenburger Tor in Berlin. Bild © picture-alliance/dpa

19:11 Uhr: Mehrere hundert Menschen, darunter etliche prominente Politiker, haben in Berlin am Brandenburger Tor der Opfer des Anschlags von Hanau gedacht. Sie bildeten eine große Menschenkette rund um das Tor. Zuvor hatten sich rund 20 Politiker verschiedener Parteien an den Händen gefasst und eine Schweigeminute abgehalten. Zu ihnen zählten die beiden Bundes- und Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Annalena Baerbock und Katrin Göring-Eckardt, FDP-Chef Christian Lindner sowie SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil.

+++ UN-Generalsekretär "entsetzt" über rassistischen Angriff +++

19:01 Uhr: UN-Generalsekretär António Guterres hat mit Bestürzung auf den mutmaßlich rechtsradikal motivierten Angriff von Hanau reagiert und einen verstärkten Kampf gegen Rassismus gefordert. "Der Generalsekretär ist entsetzt über die Schüsse von Hanau", sagte ein UN-Sprecher am Donnerstag in New York. Guterres spreche den Familien der Opfer und der deutschen Regierung sein Beileid aus.

+++ Bundespräsident in Hanau: "Wir stehen als Gesellschaft zusammen" +++

Bundespräsident Steinmeier und Ministerpräsident Bouffier mit ihren Ehefrauen auf der Hanauer Mahnwache.
Bundespräsident Steinmeier und Ministerpräsident Bouffier mit ihren Ehefrauen auf der Hanauer Mahnwache. Bild © picture-alliance/dpa

18:45 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Abend in Hanau vor rund 5.000 Menschen bei einer Mahnwache gesprochen. Nichts könne diese sinnlose Tat erklären, nichts werde sie ungeschehen machen können, sagte er auf dem Marktplatz. Gerade jetzt müssten wir alle zeigen: "Wir stehen als Gesellschaft zusammen. Wir laufen nicht auseinander." Er forderte einen sorgsamen Umgang mit der Sprache - in Politik, Medien und überall in der Gesellschaft.

Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) sagte auf der Mahnwache, dieser Tag, diese Stunden gehörten zu den schwärzesten der Stadtgeschichte. Er sprach den Familien und Freunden der Opfer sein Mitgefühl aus. "Die Stadt Hanau ist stolz darauf, dass sie seit Jahrhunderten immer wieder Menschen unterschiedlichen Glaubens und nationaler Herkunft integriert hat." Man lebe in der Stadt ein friedliches Miteinander Tag für Tag.

Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte, gerade jetzt gelte es zusammenzustehen. Dieses Verbrechen, das unter anderem "rassistischen Wahnvorstellungen" gefolgt sei, müsse Menschen Angst machen. An die Besucher gerichtet sagte Bouffier: "Wir lassen uns nicht spalten."

Rund 5.000 Menschen hören Bundespräsident Steinmeier bei einer Trauerveranstaltung auf dem Marktplatz zu.
Rund 5.000 Menschen hören Bundespräsident Steinmeier bei einer Trauerveranstaltung auf dem Marktplatz zu. Bild © picture-alliance/dpa

Bundesweit kamen am Donnerstagabend in zahlreichen Städten Menschen zu Mahnwachen zusammen - unter anderem in Berlin, Kassel und Darmstadt. In Frankfurt versammelten sich rund 3.500 Menschen an der Paulskirche.

+++ Bundespräsident Steinmeier gedenkt Opfer +++

Bundespräsident Steinmeier (Mitte) hat in Hanau der Opfer gedacht.
Bundespräsident Steinmeier (Mitte) hat in Hanau der Opfer gedacht. Bild © picture-alliance/dpa

17:57 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Tatorte des mutmaßlich rassistisch motivierten Anschlags in Hanau besucht. Gemeinsam mit anderen Politikern, darunter Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), und seiner Frau Elke Büdenbender gedachte er dort mit einer Schweigeminute der Opfer. Anschließend wollte Steinmeier bei der Mahnwache der Stadt Hanau auf dem Marktplatz eine kurze Ansprache halten. Dort versammelten sich am Abend nach ersten Schätzungen mehrere tausend Menschen.

+++ Religionsvertreter rufen zum Kampf gegen Hass auf +++

17:53 Uhr: Vertreter der Kirchen und anderer Religionsgemeinschaften haben erschüttert und fassungslos auf die Gewalttat von Hanau reagiert. Zugleich forderten sie einen entschiedeneren Kampf gegen Hass und Rassismus. Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, kritisierte "eine Tendenz zu einem ausgrenzenden und aggressiven Nationalismus und Rassismus", der aus christlicher Perspektive durch nichts zu rechtfertigen sei. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, erklärte, wenn sich bewahrheite, was bisher bekannt geworden sei, "dann ist diese Gewalttat ein trauriger Beleg für die brutalen Konsequenzen des Gifts, das rechtspopulistische und rechtsextreme Kreise zu streuen versuchen".

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kritisierte, "zu lange ist die Gefahr durch den wachsenden Rechtsextremismus verharmlost und vernachlässigt worden". Polizei und Justiz schienen zudem häufig "auf dem rechten Auge eine Sehschwäche zu haben. Das rächt sich jetzt." Der Zentralrat der Muslime in Deutschland rief Muslime zu erhöhter Wachsamkeit auf. Sie sollten "eigene Schutzmaßnahmen" für sich, ihre Familien, ihre Gotteshäuser und Einrichtungen ergreifen, erklärte der Vorsitzende Aiman Mazyek. Er forderte die Innenbehörden und Innenminister der Bundesländer auf, "unsere Gotteshäuser sichtbar und qualitativ zu schützen".

+++ Hilfe-Telefon für Betroffene +++

17:43 Uhr: Wenn Betroffene der Gewalttat von Hanau Unterstützung benötigen, können sie sich an ein Hilfetelefon wenden. Unter der Nummer 0800-0009546 können Betroffene ihr Anliegen vorbringen, wie der Beauftragte der Bundesregierung für die Opfer terroristischer Taten, Edgar Franke, auf Twitter schrieb. Er wies zugleich auf weitere Hilfsangebote auf der Internetseite des Bundesjustizministeriums hin.

+++ Mahnwache in Hanau im Livestream +++

17:25 Uhr: In Hanau findet ab 18 Uhr eine öffentliche Gedenkfeier für die Opfer des rassistischen Anschlags statt. Unter den Rednern sind Bundespräsident Steinmeier und Ministerpräsident Bouffier. Wir übertragen die Mahnwache live.

+++ Schule und zwei Kitas bleiben auch Freitag zu +++  

17:13 Uhr: Die Heinrich-Heine-Schule, die Kinderburg West und das Kinderhaus West in Hanau bleiben auch am Freitag geschlossen. Das teilte die Stadt am Nachmittag mit. Grund seien die laufenden Ermittlungsarbeiten der Polizei. Für Eltern und Kinder wurde ein Notdienst in einer Kita in der Nähe eingerichtet. Andere Schulen und Kitas sind laut Stadt nicht betroffen.

+++ Mutmaßlicher Täter war Mitglied in Frankfurter Schützenverein +++

16:58 Uhr: Tobias R. war seit 2012 in einem Frankfurter Schützenverein aktiv. Laut dem Verein selbst war er ein "eher ruhiger Typ", der in keiner Weise auffällig geworden sei. "Er hat keinerlei ausländerfeindliche Sprüche geklopft", sagte der Vereinsvorsitzende. Auch im Umgang mit Vereinsmitgliedern mit Migrationshintergrund habe der 43-Jährige kein auffälliges Verhalten gezeigt. Dass Tobias R. im Internet wirre Gedanken und abstruse Verschwörungstheorien äußerte, sei nicht bekannt gewesen.

Er habe mit eigenen Waffen geschossen, was aber üblich sei. Laut Auskunft der zuständigen Kreisbehörde hatte der mutmaßliche Täter 2013 eine waffenrechtliche Besitzerlaubnis bekommen. Ein Jahr später sei die erste Waffe darauf eingetragen worden, sagte ein Sprecher des Main-Kinzig-Kreises. Zuletzt seien zwei Waffen eingetragen gewesen.

+++ Seehofer: "Eine Menge besorgniserregender Entwicklungen" +++

Christine Lambrecht (SPD), Bundesjustizministerin, und Horst Seehofer (CSU), Bundesinnenminister, stehen am Heumarkt in unmittelbarer Nähe eines Tatortes mit Blumen in den Händen.
Gedenken in Hanau: Bundesjustizministerin Lambrecht (SPD), Bundesinnenminister Seehofer (CSU) und Hanaus Oberbürgermeister Kaminsky (SPD) (v.r.). Bild © picture-alliance/dpa

16:45 Uhr: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat am Nachmittag einen der Tatorte in Hanau besucht und Blumen niedergelegt. Er kündigte an, dass es noch am Abend ein Gespräch mit allen Innenministern Deutschlands geben werde. Man wolle beraten, wie die Sicherheitslage in den nächsten Tagen noch besser gewährleistet werden könne - vor dem Hintergrund vieler öffentlicher Veranstaltungen.

"Wir werden auch darüber reden müssen, wie wir sensible Einrichtungen in Deutschland einem noch besseren Schutz unterziehen." In den letzten Tagen habe es im Feld des Rechtsextremismus eine Menge sehr besorgniserregender Entwicklungen gegeben. "Deshalb ist die große Aufgabe für uns, mit aller Entschiedenheit den Gegnern der freiheitlichen rechtsstaatlichen Ordnung die Stirn zu bieten", sagte der Minister.

+++ Mahnwachen in vielen hessischen Städten +++  

15:45 Uhr: In ganz Hessen finden heute Abend Mahnwachen zum Gedenken an die Opfer statt. Hier eine Übersicht:  

  • 18 Uhr:  Hanau (Marktplatz) - Frankfurt (Paulskirche) - Kassel (Rathaus) - Gießen (Kirchenplatz) - Dietzenbach (Europaplatz) - Darmstadt (Luisenplatz) - Fulda (Universitätsplatz)  
  • 18:30 Uhr: Wetzlar (Herkules-Center)  
  • 19 Uhr: Seligenstadt (Marktplatz)  
  • 20 Uhr: Marburg (Erwin-Piscator-Haus)
Tabllarische Übersicht über die Mahnwachen in Hessen nach dem Anschlag in Hanau
Bild © hr

Die Gedenkminute auf dem Marktplatz in Hanau wird ab 18 Uhr auf allen hr-Radiosendern und im hr-fernsehen übertragen.

+++ Chronologie der Tat: Was wann geschah +++

15:37 Uhr: Gegen 22 Uhr stürmt der mutmaßliche Täter Tobias R. in eine Shisha-Bar am Hanauer Heumarkt - danach überschlagen sich die Ereignisse. Hier haben wir die Ereignisse der Tat noch einmal im Minutenprotokoll zusammengefasst.

Tatorte in Hanau
Am Heumarkt befindet sich die Shisha-Bar, die der Täter stürmte, danach fuhr er weiter zum Kurt-Schumacher-Platz. Bild © OpenStreetMap-Mitwirkende, Bearbeitung: hessenschau.de

+++ Generalbundesanwalt: Täter hatte "zutiefst rassistische Gesinnung" +++

15:12 Uhr: Der mutmaßliche Täter von Hanau hatte nach Angaben von Generalbundesanwalt Peter Frank eine "zutiefst rassistische Gesinnung". Das habe die Auswertung von Videobotschaften und einer Art Manifest auf dessen Internetseite ergeben, sagte Frank in Karlsruhe.

Ziel der Ermittlungen werde es sein, herauszufinden, ob es Mitwisser gab oder gibt. Man müsse das Umfeld und die Kontakte des mutmäßlichen Täters abklären. Mit den Ermittlungen sei nun das Bundeskriminalamt beaufragt, das Hessische Landeskriminalamt werde dabei unterstützen. "Es ist ein Tag, eine Nacht, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird und unsere weitere Ermitltungsarbeit stark prägen wird", sagte Frank.

+++ Tobias R. lebte früher in Oberbayern und Oberfranken +++

15:02 Uhr: Der mutmaßliche Täter von Hanau hat früher auch an verschiedenen Orten in Bayern gelebt. Wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mitteilte, hat Tobias R. zeitweilig in Oberfranken und in Oberbayern gewohnt. "Zuletzt hat er sich wohl 2018 im südbayerischen Raum aufgehalten", sagte Herrmann. Es habe aber damals keine Erkenntnisse gegeben, dass der Mann ein Extremist sei.

+++ Pressekonferenz der Bundesanwaltschaft im Livestream +++

14:52 Uhr: Um 15 Uhr äußert sich die Bundesanwaltschaft zu der Gewalttat in Hanau. Die Pressekonferenz können Sie bei uns im Livestream verfolgen.

+++ Neun Opfer haben Migrationshintergrund +++

14:47 Uhr: Bis auf die Mutter des mutmaßlichen Täters haben alle Opfer einen Migrationshintergrund. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Sicherheitskreise. Auch vier der fünf Verletzten sollen ausländische Wurzeln haben.

+++ Hanauer Kirchen stehen offen +++

14:45 Uhr: In Hanau stehen die Kirchen für besorgte Gläubige offen. Das teilten die katholische und die evangelische Kirche mit. "Die Kirchen in der Stadt sind offen. Die Seelsorgeteam stehen spontan für Gespräche zur Verfügung", hieß es in einer Pressemitteilung des katholischen Bistums Fulda. In allen Gottesdiensten solle das Geschehen aufgegriffen und ins Gebet gebracht werden. Auch die evangelische Kirche reagierte noch in der Nacht und schickte sieben Pfarrer als Notfallseelsorger nach Hanau.

+++ Bundesminister in Hanau eingetroffen +++

14:23 Uhr: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) sind am Donnerstag in Hanau eingetroffen, um sich über die Hintergründe der Gewalttat mit elf Toten zu informieren. Sie wollen am Nachmittag auf dem Heumarkt, einem der Tatorte, über aktuelle Erkenntnisse informieren, kündigte ein Sprecher der hessischen Staatskanzlei an. Die Minister treffen sich auch mit dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU).

Bundesinnenminister Seehofer (l.) mit OB Kaminsky vor Ort in Hanau
Bundesinnenminister Seehofer (l.) mit OB Kaminsky vor Ort in Hanau Bild © picture-alliance/dpa

+++ Fünf türkische Staatsbürger unter den Toten +++  

13:49 Uhr: Unter den Todesopfern sind nach Angaben der türkischen Botschaft in Berlin auch fünf türkische Staatsbürger. Ob sie auch die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen, ist bisher nicht bekannt. Das türkische Außenministerium in Ankara verurteilte den "niederträchtigen Anschlag". Er sei eine "neue und schwere Auswirkung von wachsendem Rassismus und Islamfeindlichkeit".

+++ OB Kaminsky: "Eine der traurigsten Stunden" +++

12:46 Uhr: Tief bestürzt trat Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) am Mittag vor die Presse: "Dies ist eine der traurigsten Stunden, die diese Stadt in Friedenszeiten erlebt hat." Bundeskanzlerin Merkel habe ihn bereits angerufen und ihre Anteilnahme ausgedrückt. Im Laufe des Tages würden noch Bundespräsident Steinmeier sowie Bundesinnenminister Seehofer und Bundesjustizministerin Lamprecht in die Stadt kommen. "Dies sind starke und wichtige, leider auch bitter notwendige Signale", betonte Kaminsky. "In unserer Gesellschaft darf kein Platz für Rassismus und Hetze sein," Er kündigte an, dass der Bundespräsident und der Ministerpräsident bei der geplanten Mahnwache um 18 Uhr in Hanau sprechen wollten. Im Rathaus werde zudem ein Kondolenzbuch ausgelegt.

Pressekonferenz mit OB Kaminsky (l.) und Ministerpräsident Bouffier
Pressekonferenz mit OB Kaminsky (l.) und Ministerpräsident Bouffier Bild © Bodo Weissenborn/hr

+++ Kanzlerin Merkel: "Rassismus ist ein Gift" +++

12:27 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach den Angehörigen und Freunden der Opfer am Mittag ihre Anteilnahme aus. "Niemand kann ermessen, welches Leid der Täter über sie gebracht hat." Es sei ein trauriger Tag für unser Land.

Für eine abschließende Bewertung sei es noch zu früh, doch es weise vieles darauf hin, dass der Täter aus rechtsextremistischen und rassistischen Motiven gehandelt habe. "Rassismus ist ein Gift. Hass ist ein Gift." Dieses Gift existiere in unserer Gesellschaft und sei schuld an viel zu vielen Verbrechen, sagte Merkel.

Videobeitrag
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+++ Sondersendung im Video +++

12:20 Uhr: Hier können Sie die Extra-Ausgabe von hessenschau kompakt im Video anschauen. Im Laufe des Tages gibt es mehrere weitere Sondersendungen zur Tat in Hanau.

Videobeitrag

hessenschau kompakt extra: Gewalttat in Hanau

Polizisten beim Einsatz in Hanau
Polizisten beim Einsatz in Hanau Bild © picture-alliance/dpa
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+++ Eintracht spielt mit Trauerflor +++  

12:10 Uhr: Eintracht Frankfurt wird beim Euro-League-Spiel am Donnerstagabend gegen RB Salzburg mit Trauerflor spielen. Vor dem Anpfiff in der Commerzbank-Arena wird es außerdem eine Schweigeminute geben, wie der Fußball-Bundesligist mitteilte -  "in Gedenken an die Betroffenen und als klares Zeichen gegen jegliche Form von Rassismus und Extremismus".

+++ Bouffier in Hanau angekommen +++

12:07 Uhr: Ministerpräsident Bouffier besucht aktuell Hanau und macht sich vor Ort ein Bild von der Lage. Er sei in der Stadt, um den Angehörigen Solidarität zu zeigen. "Das macht sprachlos, das macht traurig und zornig zugleich", sagte er dem hr. Es sei nun eine herausragende Verpflichtung, "alles zu tun, um so etwas nach Möglichkeit zu verhindern". Am Nachmittag ist noch ein gemeinsamer Besuch von Bouffier mit Bundesinnenminister Seehofer vor Ort geplant.

Bouffier vor Ort in Hanau
Bouffier vor Ort in Hanau Bild © Bodo Weissenborn/hr

+++  Sondersendungen im hr-fernsehen +++  

12:03 Uhr: Das hr-fernsehen berichtet heute in mehreren Sondersendungen über die Ereignisse in Hanau. Um 12:15 Uhr gibt es eine Sonderausgabe von hessenschau kompakt. Die Sendung maintower um 18 Uhr wird verlängert. Außerdem sendet der hr um 20:15 Uhr einen ARD-Brennpunkt und im Anschluss, um 20:30 Uhr, ein hessen extra.

+++ Türkei fordert schnelle Aufklärung +++  

11:42 Uhr: Die Türkei hat auf die Gewalttaten mit mehreren Toten in Hanau reagiert und eine schnelle Aufklärung gefordert. "Wir erwarten von den deutschen Behörden maximale Anstrengungen, um den Vorfall aufzuklären", twitterte der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Ibrahim Kalin.

Er sprach von einem "rassistischen Angriff" und "unseren Bürgern", die bei der Tat ums Leben gekommen seien. Unter den Todesopfern sind nach ersten Erkenntnissen der deutschen Sicherheitsbehörden viele Menschen mit Migrationshintergrund, wie die Nachrichtenagentur dpa erfuhr. Ob unter ihnen auch ausländische Staatsbürger sind, war zunächst nicht bekannt.

+++ Hanauer Faschingsumzug abgesagt +++

11:30 Uhr: Aufgrund der Vorfälle in Hanau wird der traditionelle Faschingsumzug am Samstag abgesagt. Das teilte der Veranstalter, der Hanauer Carnevalszug Verein 1954, auf seiner Faceboookseite mit. "Wir drücken hiermit den Hinterbliebenen der Opfer unser tiefstes Mitgefühl aus!", schreibt der Verein.

+++ Aufruf zu Mahnwache am Brandenburger Tor +++

11:26 Uhr: Auch in Berlin soll der Opfern von Hanau gedacht werden. Die SPD rief zu einer Mahnwache am Brandenburger Tor am Donnerstagabend um 18 Uhr auf. "Wir müssen ein Zeichen setzen. Gegen den rechten Terror, gegen den rechten Hass, gegen Faschismus", schrieb SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil auf Twitter.

+++ Zahlreiche Reaktionen auf Hanau +++

11:22 Uhr: Immer mehr Politiker und Amtsträger reagieren mit Bestürzung und großem Bedauern auf die Bluttat von Hanau. Hier haben wir eine Auswahl von Reaktionen zusammengefasst.

+++ Merkel kündigt Erklärung an +++

11:14 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will um 12:15 Uhr in Berlin eine Erklärung "zu den Morden von Hanau" abgeben. Das kündigt das Pressereferat des Kanzleramts an.

+++ Viele der Opfer mit Migrationshintergrund +++  

11:00 Uhr: Unter den Todesopfern von Hanau sind nach ersten Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden viele Menschen mit Migrationshintergrund. Ob unter ihnen auch ausländische Staatsbürger sind, war zunächst nicht bekannt. Das erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Sicherheitskreisen.

+++ Mahnwache und Kundgebung zur Tat geplant +++

10:47 Uhr: Anlässlich des rechtsradikalen Gewaltverbrechens von Hanau hat Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) zu einer Mahnwache für die Opfer aufgerufen. Die Gedenkveranstaltung soll am Abend um 18 Uhr auf dem Marktplatz von Hanau beginnen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) will zudem um 18 Uhr eine Kundgebung vor der Paulskirche in Frankfurt abhalten.

+++ Verschwörungsmythen und Rassismus von Tobias R. +++

10:40 Uhr: Der mutmaßliche Täter von Hanau, Tobias R., hatte vor knapp einer Woche ein Video sowie auf seiner Webseite mehrere Schiften veröffentlicht. Diese stecken voller Verschwörungsmythen und Rassismus. tagesschau.de-Investigativreporter Patrick Gensing hat die Dokumente ausgewertet.

+++ Trauerbeflaggung vor dem Landtag +++

10:35 Uhr: Der Hessische Landtag hat vor dem Parlamentsgebäude in Wiesbaden Trauerbeflaggung gehisst. Der Landtag hatte zuvor bereits seinen heutigen Sitzungstag komplett abgesagt.

Trauerbeflaggung vor dem Landtag
Trauerbeflaggung vor dem Landtag Bild © Wolfgang Türk/hr

+++ hessen extra zur Gewalttat von Hanau +++

10:24 Uhr: Das hr-fernsehen berichtet heute ab 10:45 Uhr über die Ereignisse in Hanau. Zunächst gibt es eine Extra-Ausgabe der tagesschau, danach folgt um 11:15 Uhr ein hessen extra, in dem das Geschehen zusammengefasst wird. Mehr dazu erfahren Sie hier.

+++ SPD-Chefin: "Nicht wachsam genug"

10:20 Uhr: Auch Hessens SPD-Chefin Nancy Faeser zeigte sich bestürzt über den Anschlag von Hanau. "Wir waren nicht wachsam genug", sagte sie am Morgen. Heute stünde die Trauer im Vordergrund, ab morgen aber der Kampf gegen den Rechtsextremismus.

+++ Bouffier und Beuth im Video +++

10:16 Uhr: Hier äußern sich Ministerpräsident Bouffier und Innenminister Beuth (beide CDU) im Video zum Gewaltverbrechen von Hanau.

Videobeitrag
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Bild © hr
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+++ Tatorte weiträumig abgesperrt +++

10:12 Uhr: So sieht es aktuell vor einem der beiden Tatorte, der Shisha-Bar Midnight, in Hanau aus. Die Ermittlungen laufen dort auf Hochtouren. Die Tatorte wurden weiträumig abgesperrt.

So sieht es aktuell vor einem der Tatorte in Hanau aus
So sieht es aktuell vor einem der Tatorte in Hanau aus Bild © Bodo Weissenborn/hr

+++ Bouffier zeigt sich schockiert +++

9:58 Uhr: Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) zeigte sich schockiert über die Vorfälle in Hanau. Er könne sich nicht erinnern, dass der Landtag auf ein Ereignis mal so reagieren musste. Das Parlament hatte zuvor seine geplanten Sitzungen für heute abgesagt. Er habe zuvor bereits mit Bundeskanzlerin Merkel telefoniert und sie über die Lage informiert, sagte der Ministerpräsident. Bouffier kündigte zudem an, dass er am Nachmittag mit Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) den Tatort in Hanau besuchen wolle.

+++ Beuth: Täter war bisher nicht aufgefallen +++

9:49 Uhr: Innenminister Beuth bestätigte im Landtag den Verdacht eines rechtsradikalen Hintergrunds. "Erste Ergebnisse deuten auf ein fremdenfeindliches Motiv", sagte er. Es bestehe der Verdacht auf eine terroristische Tat. Der Generalbundesanwalt, der die Ermittlungen übernommen habe, stufe das Verbrechen als Verdacht einer terroristischen Gewalttat ein. Nach bisherigen Erkenntnissen sei der mutmaßliche Täter weder dem Verfassungsschutz bekannt gewesen noch sei er bisher polizeilich in Erscheinung getreten.  Aus Respekt vor den Opfern wurde die Sitzung des Landtags anschließend geschlossen.

+++ Minister Beuth zur Bluttat in Hanau +++

9:40 Uhr: Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) äußerte sich am Morgen im Landtag zu den Vorfällen von Hanau. Der mutmaßliche Täter soll ein 43 Jahre alter deutscher Staatsbürger gewesen sein, der in Hanau wohnte. Beuth bestätigte auch, dass der Mann tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde. Neben ihm habe die Leiche seiner 72-jährigen Mutter gelegen. Beide wiesen Schussverletzungen auf. Auch eine Waffe wurde dort gefunden.

"Ich verurteile die Tat aufs Schärfste. Das ist ein Anschlag auf unsere freie Gesellschaft", sagte Beuth weiter. Zuvor hatte der Landtag eine kurze Gedenkminute abgehalten. Die für heute geplanten Plenardebatten wurden abgesagt.

+++ Merkel sagt Termine ab +++

9:29 Uhr: Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reagierte auf die Tat in Hanau. Sie sagte am Morgen einen geplanten Termin in Sachsen-Anhalt ab. "Die Bundeskanzlerin lässt sich fortlaufend über den Stand der Ermittlungen in Hanau unterrichten", teilte Regierungssprecher Steffen Seibert über Twitter mit.

+++ Landtag hält Gedenkminute ab +++

9:23 Uhr: Seine Sitzung hat der Hessische Landtag für heute zwar abgesagt, die Abgeordneten sollen aber kurz für eine Gedenkminute zusammenkommen, hieß es am Morgen aus dem Parlament. Landtagspräsident Boris Rhein (CDU) teilte zur Absage des Plenartages mit: "Das ist ein schweres Verbrechen, das uns alle bestürzt. Heute ist nicht der Tag für politische Debatten."

+++ Täter soll 43 Jahre alter Mann gewesen sein +++

9:18 Uhr: Bei dem mutmaßlichen Täter von Hanau soll es sich nach Informationen von ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt um Tobias R., einen 43 Jahre alten Mann, handeln. Der mutmaßliche Täter hatte vor dem Gewaltverbrechen eine umfangreiche Sammlung von Erklärungen und Weltanschauungs-Theorien im Internet verbreitet. In einem knapp einstündigen Video, das er auf YouTube veröffentlichte, behauptet er unter anderem, Deutschland werde von einem Geheimdienst mit weitreichenden Fähigkeiten gesteuert. Außerdem äußert er sich negativ über Migranten aus arabischen Ländern und der Türkei.

Tobias R., Täter von Hanau
Tobias R. in einem seiner kruden Videos. Bild © Screenshot YouTube

Hinweis: Wir zeigen das auch uns vorliegende Bekennervideo zur Tat in Hanau nicht in Gänze, sondern nur verpixelt als Standbild oder als nur wenige Sekunden lange Sequenz und ohne die Stimme des mutmaßlichen Attentäters. Wir wollen Tätern keine offene Bühne geben, die mit ihren Taten bewusst auf diesem Weg die Öffentlichkeit suchen.

+++ Polizei bittet um Hinweise +++

9:12 Uhr: Die Polizei hat eine Sonderseite im Internet eingerichtet, auf der sie um Hinweise zur Bluttat von Hanau bittet. Zeugen können dort anonym Fotos und Videos, die zur Aufklärung beitragen, einreichen.

+++ Landtag sagt Sitzungstag ab +++

9:06 Uhr: Der Wiesbadener Landtag hat seine für heute geplante Plenarsitzung abgesagt. Das sei man den Opfern schuldig, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Günter Rudolph, am Morgen.

+++ Bundespolitiker drücken Bedauern aus +++

9:01 Uhr: Außenminister Heiko Maas (SPD) drückt den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. "Die schrecklichen Ereignisse in Hanau schmerzen uns alle", twittert der SPD-Politiker. "Nach dieser grausamen Nacht sind unsere Gedanken bei den Toten, ihren Familien und Angehörigen. Wir hoffen mit den Verletzten, dass sie bald wieder gesund werden." SPD-Parteichefin Saskia Esken sprach auf Twitter von "rechtem Terror" und ergänzte: "Viel zu lange haben wir uns davor gescheut, es mit klaren Worten zu benennen: Rechter Terror in Deutschland."

+++ Innenminister äußert sich im Landtag +++

8:55 Uhr: Der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) will sich in Kürze im Landtag in Wiesbaden zu den Vorfällen in Hanau äußern. Gegen 9:15 Uhr wird seine Ansprache im Parlament erwartet. Hier können Sie das Geschehen im Landtag im Livestream verfolgen.

+++ Was wir bisher über die Tat wissen +++

8:49 Uhr: Sehr vieles ist bisher noch unklar zum Gewaltverbrechen in Hanau. Was wir bisher wissen und was nicht, haben wir hier zusammengefasst.

+++ Mutter tot neben mutmaßlichem Schützen +++

8:41 Uhr: Bei der Frau, die neben dem mutmaßlichen Täter in dessen Wohnung lag, soll es sich um die Mutter des Tatverdächtigen handeln. Dies teilte der ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt über Twitter mit.

+++ Täter offenbar rechtsradikal +++

8:36 Uhr: Der Täter von Hanau handelte offenbar aus rechtsradikalen Motiven. Das geht aus Informationen hervor, die dem hr vorliegen. Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe hat inzwischen die Ermittlungen übernommen. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen wurden ein Bekennerschreiben und ein Video gefunden. Das Video hat er wenige Tage vor der Tat bei Youtube veröffentlicht. In diesem Video spricht der Mann in fließendem Englisch von einer "persönlichen Botschaft an alle Amerikaner". Der Clip, der am Donnerstagmorgen weiter im Internet zu sehen war, wurde offensichtlich in einer Privatwohnung aufgenommen.

+++ Liveticker zur Tat in Hanau +++

8:30 Uhr: Wir berichten im Liveticker über die Ereignisse aus Hanau. Dort hat sich am späten Mittwochabend ein Gewaltverbrechen ereignet. Durch Schüsse in zwei Shisha-Bars sind insgesamt neun Menschen getötet worden, weitere wurden teils schwer verletzt. Auch der mutmaßlich Täter sowie eine weitere Person wurden in der Wohnung des Mannes tot aufgefunden. Die bisherige Zusammenfassung der Ereignisse finden Sie hier.

Quelle: hessenschau.de/huf/tst/alb/cawo/anen/suma, epd, dpa/lhe, KNA

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