Bedrohung für Honigbienen? Asiatische Hornisse ist jetzt auch in Hessen zu Hause
Durch Importware aus Südostasien wurde sie eingeschleppt. Heimische Imker sind ihretwegen in Sorge - ob die Asiatische Hornisse aber tatsächlich Honigbienen gefährdet, will das Land nun herausfinden.
Jetzt im Frühling ist die Zeit, in der die Asiatische Hornisse mit dem Nestbau beginnt. In Südhessen wurde sie wegen des milden Wetters in diesem Jahr bereits im Februar gesichtet. Seit sie 2004 in Frankreich und damit erstmals in Europa nachgewiesen worden ist, breitet sie sich auf dem Kontinent aus.
Durchschnittlich rückt sie dabei jedes Jahr 78 Kilometer weit vor, wie der Naturschutzbund (Nabu) Hessen herausgefunden hat. Das zeigt: Die Asiatische Hornisse kommt mit dem europäischen Klima gut zurecht. Über Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz kam Vespa velutina vor wenigen Jahren nach Hessen. Vor allem entlang des Rheins war sie anfangs zu finden.
Starke Ausbreitung in Hessen
Nach Angaben des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) wurden im Land seit der ersten Sichtung 2019 bis 2022 insgesamt 44 Tiere nachgewiesen - alle in Südhessen. Allein im vergangenen Jahr lag die Zahl der gesichteten Tiere bereits bei 250 - zunehmend auch im Norden. In Frankfurt kommt sie schon vor, auch im Lahn-Dill-Kreis und in Waldeck-Frankenberg.
"Invasive Arten können sich rasch ausbreiten und verdrängen dabei zum Teil heimische Arten", sagt Katharina Albert vom HLNUG. Zusammen mit dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen und anderen Projektpartnern möchte das HLNUG nun Daten über das Insekt sammeln. Sie wollen unter anderem herauszufinden, ob eine Gefahr von der Asiatischen Hornisse ausgeht und wie groß diese ist.
Asiatische Hornissen fressen auch Honigbienen
Denn außer von Baumsäften, Nektar und Fallobst ernährt sich die Asiatische Hornisse von Insekten, darunter Honigbienen. Berichte, dass sie ganze Bienenvölker frisst, bereiten Imkern und Imkerinnen Sorgen. Ob diese Sorgen berechtigt sind, ist noch nicht klar. Daher sei es wichtig zu erforschen, welche Auswirkungen das invasive Insekt auf Bienenvölker oder die Europäische Hornisse hat, sagt Albert. Eine Entwarnung gebe es aber für andere Insekten.
Nach derzeitigen Erkenntnissen gehe von der Asiatischen Hornisse keine Gefahr für die Bestände von Wildbienen und Hummeln aus, berichtet die HLNUG-Sprecherin. "Wildbienen und andere Beute-Insekten kommen im Regelfall nicht in Massen an einem Punkt vor, anders als zum Beispiel die Honigbiene in der Imkerei", sagt sie.
Hornissen für Menschen meist nicht gefährlich
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) ist kleiner als ihre europäische Verwandte (Vespa crabro). Beide gehören zur Familie der Wespen. Einem weit verbreiteten Irrglauben zum Trotz ist weder die Asiatische noch die Europäische Hornisse gefährlicher als Wespen.
Der schlechte Ruf hat dazu geführt, dass die Europäische Hornisse in Deutschland mittlerweile als bedroht gilt. Die invasive Art aus Asien hingegen darf zum Schutz der Biodiversität in der EU bekämpft werden. Berthold Langenhorst vom Nabu Hessen rät dazu, "die Entfernung von Nestern unbedingt einem Fachmann zu überlassen, da Hornissen bei Annäherung an das Nest aggressiv reagieren".
Stiche der Hornisse können schmerzhaft sein, stellen aber nur für diejenigen Menschen ein Risiko dar, die allergisch reagieren. Das betrifft nur etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung. Laut Naturschutzbund ist das Gift beider Hornissenarten sogar weniger toxisch als das der Honigbiene. Die Asiatische Hornisse gilt überdies als friedlich und defensiv. Ihr Nest baut sie in Baumkronen in über zehn Metern Höhe.
Hornisse bleibt: Verbreitung wird verfolgt
Eines scheint festzustehen: Die Asiatische Hornisse ist Teil der hessischen Fauna geworden. Dass sie in Deutschland ausgerottet wird, hält Berthold Langenhorst für unwahrscheinlich. Es gelte jetzt, Wege zu finden, mit dem Tier zusammenzuleben. Eine Möglichkeit sei, Eingänge von Bienenstöcken so umzubauen, dass keine Hornisse eindringen kann.
Andererseits sind die Behörden EU-weit dazu angehalten, die Verbreitung der invasiven Art zu verfolgen und nach Möglichkeit einzuhegen. Ein Weg, bei dem alle Menschen in Hessen helfen können, ist das Nutzen von Meldeportalen. Hier können Sichtungen von Einzeltieren oder Nestern direkt an das HLNUG übermittelt werden.
Redaktion: Sara Willems, Stephan Loichinger
Sendung: hr4 für Südhessen, 12.04.2024, 8.30 Uhr