Verbreitung von Krankheiten Wie Sie helfen können, die Asiatische Tigermücke zu bekämpfen
Sie ist deutlich kleiner als heimische Stechmücken, aber um einiges gefährlicher: Die Asiatische Tigermücke breitet sich in Hessen immer weiter aus. Beim Kampf gegen das Insekt kann jeder helfen.
Als eine Art blinder Passagier im Handels- und Reiseverkehr hat sie es in den vergangenen Jahrzehnten von Südostasien bis nach Hessen geschafft - und sich in Zeiten des Klimawandels und immer milderer Winter richtig gut eingelebt: Die Asiatische Tigermücke breitet sich hierzulande weiter aus.
Das sei eine Gesundheitsgefährdung, sagt die hessische Gesundheitsministerin Diana Stolz (CDU). Denn das schwarz-weiß gemusterte Insekt kann gefährliche Krankheitserreger wie das Dengue- und Chikungunya-Virus übertragen.
Noch keine Infektionen in Deutschland
Zwar ist in Deutschland bislang kein Fall bekannt geworden, bei dem eine Erkrankung durch den Stich einer hier lebenden Tigermücke übertragen wurde. Experten halten das wegen des Klimawandels aber nur für eine Frage der Zeit.
In Südfrankreich etwa wurden schon mehrfach Zika-Infektionen durch dort heimische Tigermücken gemeldet, Dengue-Infektionen zum Beispiel auf Madeira sowie in Kroatien und Frankreich nachgewiesen. Im Mittelmeerraum kam es schon zu Chikungunya-Ausbrüchen.
Wasseransammlungen als Brutstätte
Jetzt, da die erste neue Generation des Jahres aus den Eiern schlüpft, ruft Stolz deshalb zum Kampf gegen die Tigermücke auf. Experten versuchten, die Verbreitung der Insekten mit entsprechenden Fallen im Blick zu behalten. Aber auch alle Hessinnen und Hessen könnten einen Beitrag leisten, indem sie mögliche Brutstätten - schon kleinste Wasseransammlungen - beseitigten.
Das Hessische Landesamt für Gesundheit und Pflege (HLfGP) ruft dazu auf, nicht nur Eimer, Gießkannen und Regentonnen unzugänglich zu machen. Auch Gegenstände, in denen sich bei Regen kleine Wasseransammlungen bilden können, sollten umgedreht, trocken gelagert oder entfernt werden - beispielsweise Spielzeug, Plastikverpackungen wie Joghurtbecher, Schuhe oder Gartenutensilien.
Geplante Wasseransammlungen wie Vogeltränken sollten regelmäßig mit frischen Wasser versehen werden und mindestens einmal pro Woche gereinigt werden. Dies ermögliche im Sommer Vögeln, Bienen und anderen Wildtieren ein Versorgung mit Trinkwasser, ohne dass sich die Asiatische Tigermücke vermehren kann.
Nicht in den Abfluss
Abgestandenes Wasser sollte nicht einfach in den Abfluss gegeben werden, sondern wenn möglich direkt vergossen werden. Dies verhindert, dass sich Eier und Larven über das Abwasser verbreiten können.
Auch naturnahe Gartenteiche können demnach hilfreich sein: Dort leben natürliche Gegenspieler der Tigermücke wie beispielsweise Libellenlarven, Wasserkäfer und Wasserwanzen, die die Stechmückenlarven fressen.
Große Ausbreitung der Tigermücke in Bürstadt
In Deutschland ist die Stechmücke etwa in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen, Berlin und eben auch in Hessen nachgewiesen. Sichtungen gab es zum Beispiel in Frankfurt, Flörsheim (Main-Taunus), Wiesbaden sowie in den Kreisen Bergstraße, Groß-Gerau, Darmstadt-Dieburg, Main-Kinzig, Main-Taunus und Rheingau-Taunus. Wer eine Asiatische Tigermücke entdeckt, ist angehalten, sie dem HLfGP per Mail zu melden.
In Bürstadt (Bergstraße) ist sie sogar schon so weit verbreitet, dass sie nicht mehr einzeln bekämpft werden kann. Ab Mitte April soll die Ausbreitung deshalb punktuell verhindert werden, vor allem rund um Kindergärten, Schulen und Altersheimen.
Oestrich-Winkel 2023 "tigermückenfrei"
Einen Teilerfolg im Kampf gegen die Asiatische Tigermücke kann dagegen Oestrich-Winkel (Rheingau-Taunus) vermelden. Im vergangenen Jahr sei dort kein Fund gemeldet worden, sagt Xenia Augsten, Sprecherin der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs).
In dem Verband am Oberrhein haben sich mehr als 90 Kommunen in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zusammengeschlossen. Er zieht gegen verschiedene Blutsauger - darunter Tigermücken - mit einem Wirkstoff ins Feld, der Larven tötet.
Kabs: Mühsames Vorgehen
Im Gegensatz zu etwa der Auwaldstechmücken am Rhein könne die Tigermücke aber nicht großflächig per Helikopter bekämpft werden: Sie komme vor allem in besiedelten Gebieten vor und müsse deshalb mühsam am Boden nacheinander auf einzelnen Flächen ins Visier genommen werden, wie Augsten erklärt.
Gartenbesitzer in betroffenen Gebieten würden vorab informiert und gefragt, ob ihr Garten betreten werden dürfe. Im Kampf gegen die Tigermücke komme der Kabs nun auch personell an seine Grenzen. "Wir stellen nun auch Saisonkräfte ein", sagt Augsten.
Sendung: hr4, 12.04.2024, 17.15 Uhr
Redaktion: Anna Lisa Lüft