Nach Ekel-Urteil des ADAC Autobahn-Rastplätze bleiben vor allem eins: mangelhaft
Der ADAC hatte Hessens Autobahn-Rastplätzen katastrophale Zeugnisse ausgestellt. Einen Monat nach diesem Weckruf für die zuständige Behörde hat sich nicht viel getan. Besonders in Frankfurt ist die Lage nach wie vor "fürchterlich".
Stinkende Toiletten, herumliegender Müll und sicherheitsrelevante Bau-Mängel: Ein Autobahn-Rastplatz-Test hat mehreren Anlagen in Hessen miserable Noten eingebracht und Handlungsbedarf offenbart - am besten zügig.
Doch was hat sich rund einen Monat nach Veröffentlichung des ADAC-Tests getan: Wurden die größten Unzulänglichkeiten beseitigt? Hygiene verbessert? Der hr hat mit einem Fachmann des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) in Hessen-Thüringen die Ekel-Parkplätze besucht.
Zweiter Test mit Licht und Schatten
Verkehrsexperte Wolfgang Herda kommt zu einem durchwachsenen Fazit: Kosmetische Verbesserungen habe es gegeben. Er sieht aber noch große Defizite und Steigerungsbedarf - damit aus Rastenenden keine Ausrastenden bei der (Pinkel-)Pause werden.
Der ADAC testete bundesweit 50 unbewirtschaftete Rastplätze. Die vier aus Hessen belegten dabei die Plätze 42 und 48-50. Die Noten: "mangelhaft" und dreimal "sehr mangelhaft". Der Automobilclub bescheinigte "eklatante Mängel".
Der Schlimmste von allen und das Test-Schlusslicht, der Parkplatz Brühlgraben an der A5 bei Weiterstadt, konnte nicht erneut in Augenschein genommen werden. Denn die Zufahrt ist wegen Bauarbeiten am Autobahn-Abschnitt derzeit gesperrt.
Saubere Toiletten? Glückssache!
Befahrbar war dafür der Parkplatz Stadtwald an der A3 in Frankfurt. Dort hat sich seit Rang 49 im 50er-Ranking am wenigstens getan. Die aufgestellten Dixie-Toiletten sind teilweise völlig verdreckt. Ein großes Verkehrsschild liegt noch immer am Boden. Mittlerweile hat sich Laub darauf gesammelt.
Auch neben den versifften Mülltonnen, die man nur mit spitzen Fingern öffnen möchte, liegt Unrat. Eine Kunststoff-Mülltonne ist abgebrannt, nur noch die verkohlten Überreste sind zu sehen.
"Man möchte schnell wieder weg"
ADAC-Experte Herda sagt: "Die Situation ist dort von allen getesteten und derzeit zugänglichen Rastplätzen am schlechtesten. Dort sieht es so fürchterlich aus, dass man schnell wieder weg möchte." Deswegen bleibt der ADAC bei der Bewertung: sehr mangelhaft.
Am meisten getan hat sich bei den beiden in Osthessen erneut getesteten Rastanlagen. Sie verbesserten sich nun um eine Note, wie Experte Herda erklärte. Auf dem Parkplatz Am Pommer an der A7 (Kassel-Fulda) gibt es sogar ein Überangebot an funktionstüchtigen Mülleimern, alle paar Meter steht eine Tonne. Die Sitzgelegenheit könnten Besucher tatsächlich dazu veranlassen, Platz zu nehmen.
Doch auf den Toiletten warten dann die ersten Mängel. Das Wasser funktioniert nicht überall, die Seifenspender ebenso - Toilettenpapier natürlich Fehlanzeige. Die Gerüche auf den Toiletten sind wenigstens für kurze Zeit tolerierbar. Der ADAC plädiert dafür, dass auf Rastplätzen mehr Toiletten mit einer Selbstreinigungs-Automatik angebracht werden.
Keine Beleuchtung und Lärmschutzwände
Aber bauliche Mängel fallen auch am Parkplatz Pommer auf. Beleuchtung ist nur rund ums Toiletten-Häuschen vorhanden. Wer abends und nachts aussteigt, stolpert womöglich durch die Dunkelheit. "Das ist ein sicherheitsrelevanter Kritikpunkt", bemerkt ADAC-Experte Herda. Lärmschutzwände fehlen. Und wer in zentraler Lage eine Notrufsäule erwartet, wird enttäuscht.
Der für Hessen beste Parkplatz im Test, am Nadelöhr an der A4 (Bad Hersfeld-Erfurt), macht nun einen solideren Eindruck als zuletzt. Aufenthaltsqualität bietet aber auch er nicht. Neben einer Mülltonne stapelt sich der Abfall, die Sanitär-Anlagen sind annehmbar. Aber auch hier fehlen durchgängige Beleuchtung und Lärmschutzwände. Zudem sind laut ADAC die Behinderten-Parkplätze zu schmal.
Appell: Sauberkeit ist Gemeinschaftsaufgabe
Die Aufgabe, die Rastplätze in Schuss zu halten, liegt bei der Autobahn GmbH. Doch die schweigt. Anfragen von ADAC und Hessischem Rundfunk mit der Bitte um Stellungnahmen blieben unbeantwortet.
In der Mitverantwortung, die Rastanlagen sauber zu halten, sieht der ADAC aber auch die Nutzerinnen und Nutzer: "Man muss seinen Müll schließlich nicht aus dem Fenster werfen, sondern kann auch ein paar Meter zum nächsten Mülleimer laufen."
Sendung: hr4, 15.11.2022, 9.15 Uhr
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