Lehrerin aus Bad Arolsen getötet Amokfahrer von Berlin soll in Psychiatrie

Nach der Todesfahrt am Berliner Ku’damm soll der Angeklagte dauerhaft in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht werden. Bei der Tat war eine Lehrerin aus Bad Arolsen getötet und mehrere Schüler verletzt worden. Ein Urteil fällt noch in dieser Woche.

In einem Gerichtssaal stehen mehrere Menschen hinter Pulten.
Prozess am Landgericht Berlin nach der Amokfahrt. Bild © picture-alliance/dpa
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Der Mann, der im Juni 2022 in eine Menschengruppe in Berlin gefahren sein soll und dabei eine Lehrerin aus Bad Arolsen (Waldeck-Frankenberg) tötete, soll dauerhaft in der forensischen Psychiatrie untergebracht werden. Das haben Staatsanwaltschaft und Nebenklage vor dem Berliner Landgericht beantragt.

Der 30-Jährige sei in einem psychotischen Zustand in Fußgängergruppen gefahren, hieß es am Mittwoch in den Plädoyers. Zum Schutz der Allgemeinheit sei seine Unterbringung erforderlich. In dem Prozess wegen Mordes und 16-fachen Mordversuchs soll am Freitag ein Urteil verkündet werden. 

Wahrscheinliche Schuldunfähigkeit aufgrund von Schizophrenie

Der Beschuldigte sei am 8. Juni 2022 mit einem Auto auf dem Kurfürstendamm und der Tauentzienstraße mit Absicht in Menschengruppen gefahren, sagte Staatsanwältin Silke van Sweringen in ihrem Plädoyer. Arg- und wehrlose Passanten seien ihm ausgeliefert gewesen – "eine albtraumhafte Tat".

Der laut einem Gutachten an einer chronischen paranoiden Schizophrenie erkrankte Mann sei bei der Tat schuldunfähig gewesen und könne nicht bestraft werden. Ohne Behandlung sei zu befürchten, dass der Beschuldigte weitere gefährliche Taten begehe. Die Anklägerin beantragte zudem eine lebenslange Führerscheinsperre gegen den Mann. 

Schulklasse aus Hessen am schwersten betroffen

Bei der Amokfahrt kam eine 51 Jahre alte Lehrerin ums Leben. Sie war mit einer zehnten Abschlussklasse der Bad Arolser Kaulbachschule in Berlin. Die Schulklasse war besonders von der Tat betroffen: Ein weiterer Lehrer sowie elf Schülerinnen und Schüler wurden verletzt.

Im Prozess sei kein Motiv für die Tat gefunden, hieß es in den Plädoyers. Ohne erkennbaren Anlass habe der Beschuldigte auf das Gaspedal getreten. Möglicherweise habe er sich entschlossen, "gegen seine vermeintlichen Dämonen vorzugehen", so die Staatsanwältin.

Beschuldigter schweigt vor Gericht

Der Beschuldigte hatte im Prozess geschwiegen. Sein Verteidiger sagte, aus seiner Sicht seien wegen der schweren psychischen Erkrankung seines Mandanten keine Mordmerkmale anzunehmen: "Es hat sich im Prozess kein Motiv ergeben, dieses Ereignis ist wie aus dem Nichts entstanden." Der Anwalt erklärte in seinem Plädoyer weiter, er trete einer Anordnung der Unterbringung seines Mandanten in einem psychiatrischen Krankenhaus nicht entgegen. 

"Zu wissen, warum, ist wichtig für die Betroffenen", sagte zuvor Jürgen van der Horst, Landrat des Landkreises Waldeck-Frankenberg: "Auch wenn wir ahnen, dass uns die Antwort darauf nicht gefallen wird." Gar keine Antwort zu erhalten, wäre "ernüchternd und enttäuschend", sagte der parteilose Politiker.

Betroffene Schüler haben Abschluss gemacht

Im laufenden Prozess ginge es auch darum, die Opfer möglichst zu schonen. "Es soll ihnen, soweit das geht, eine Aussage vor Gericht erspart werden", sagte der Verteidiger des Beschuldigten.

Die Schülerinnen und Schüler aus Bad Arolsen haben zwischenzeitlich ihren Abschluss gemacht und die Kaulbachschule verlassen. Schulleiter Wölker erklärte: "Ich würde mir für die Betroffenen wünschen, dass sie das Urteil akzeptieren können - wie immer es auch ausfallen wird."

Quelle: hessenschau.de/Emal Atif, dpa/lhe