"Bahnbabo" über nahende Rente "Chillen, grillen, Kiste killen" - und Gutes tun

Noch ist er Frankfurts bekanntester Tramfahrer. Doch im Oktober ist Schluss. Für Peter Wirth alias "Bahnbabo" steht die Rente an. Im Interview freut er sich auf noch mehr Charity für Kinder und sorgt sich um den Nachwuchs in der Tram.

Bahnbabo mit heller Strickjacke, im Hintergrund fährt eine Straßenbahn
Im Oktober geht Frankfurts bekanntester Straßenbahnfahrer, der Bahnbabo, in Rente. Bild © hr
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"Bahnbabo" will in Ruhestand gehen

hs 20.02.2024
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Der "Bahnbabo" ist bekannt in Frankfurt: Peter Wirth ist der bekannteste Straßenbahnfahrer, Ex-OB-Kandidat, Menschenfreund und Social-Media-Star. Wirth arbeitet bei der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF), bei der Oberbürgermeisterwahl im vergangenen Jahr belegte der damals 61-Jährige aus dem Stand den vierten Platz - über 10.300 Frankfurter wählten ihn.

Im Oktober geht das Frankfurter Urgestein in Rente und verlässt seine geliebte Linie 21 auf der Stammstrecke von Nied über das Gallus nach Niederrad und zum Stadion. Warum er dann erst einmal neue Freunde suchen muss, wie er weiter Kindern letzte Wünsche erfüllt und warum er sich um den Nachwuchs in der Tram sorgt erzählt der "Bahnbabo" im Interview.

hessenschau.de: Die Rente steht ab Oktober an. Was kommt danach?

Bahnbabo: Chillen, grillen, Kiste killen. Am Strand liegen. Im Oktober steige ich nach 36 Jahren aus der Kabine aus, und dann ist Ende. Und das ist auch gut so. Und dann wird der Bahnbabo sein Leben chillen und viel Gutes tun.

hessenschau.de: Sie engagieren sich seit Jahren für Herzenswünsche von Kindern. Was genau bedeutet das?

Bahnbabo: Ich erfülle im Frankfurter Verein MainLichtblick schwersteingeschränkten und schwerstkranken Kindern Wünsche und auch letzte Wünsche. Das kann ich dann noch weiter ausbauen und auch für diesen Verein öffentlich in Aktion treten. Für mich ist das die Möglichkeit, diesem Leben das zurückzugeben, was es mir gegeben hat. Ich versuche das jeden Tag.

Bahnbabo hält eine große Tafel mit seiner 500-Euro-Spende an den Verein MainLichtblick in die Höhe.
Sein Engagement für den MainLichtblick e.V. will der Bahnbabo nach dem Ende seiner Berufstätigkeit noch intensivieren. Bild © hr

hessenschau.de: Welcher Fall beschäftigt Sie aktuell?

Bahnbabo: Da ist zum Beispiel Mia: Sie ist vier Jahre alt und hat zehn Operationen hinter sich. Sie hat an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit und erhebliche Entwicklungsverzögerungen. Sie kann nicht selbstständig laufen. Sie wünscht sich, dass ihre wöchentliche Reittherapie fortgesetzt wird. Die wird ihre Muskeln kräftigen und die Koordinationsfähigkeit erhöhen. Das ist ganz wichtig für das Kind. Und sie liebt Pferde. Das möchte ich fördern. Diese Wunscherfüllungen gehen mir immer sehr nah.

Eine Hand hält einen Zettel auf dem Mias Wunsch für die Fortsetzung der Reittherapie notiert ist. Auch ein Foto von Mia auf einem Pony ist zu sehen.
Der Verein MainLichtblick e.V. erfüllt Herzenswünsche und auch letzte Wünsche von Kindern. Bild © hr

hessenschau.de: Was ist Ihnen in ihrem Job als Straßenbahnfahrer besonders wichtig?

Bahnbabo: Ich würde mir wünschen, dass die Menschen mehr auf Menschen mit Behinderung eingehen. Da sind wir beim Thema Inklusion. Wenn Menschen in der Bahn mobilitätseingeschränkten Menschen helfen, zum Beispiel auch einen Sitz freimachen, dann habe ich für sie ein kleines Gedicht am Start: Ohne Liebe, Menschlichkeit und Zuversicht, da funktioniert unsere Gesellschaft nicht.

Wir alle zusammen können es schaffen, diese Welt jeden Tag ein Stück besser zu machen. Ich wünsche uns allen eine bessere Welt.

hessenschau.de: Sind nach der Kandidatur für die OB-Wahl im vergangenen Jahr weitere Ausflüge in die Politik geplant?

Bahnbabo: Ich bin ein Kind dieser Stadt und Ihr werdet mich immer wieder sehen - entweder in der Politik oder in irgendeinem Nachrichtenblatt. Ich werde im Gespräch bleiben und versuchen, ein bisschen in der Politik meine Ohren aufzumachen und eine laute Stimme zu haben. Vielleicht weckt das ja jemanden auf.

hessenschau.de: Der Einstieg in die Rente ist nicht immer so einfach. Sie sind über drei Jahrzehnte lang im Schichtdienst gefahren …

Bahnbabo: Ich werde versuchen, mich zu resozialisieren und mir einen Freundes- und Bekanntenkreis aufzubauen. Denn das muss man ehrlicherweise sagen: Wenn man 36 Jahre in unregelmäßigen Diensten arbeitet, dann hat man auch wenige soziale Kontakte. Das ist klar. Das möchte ich mir aufbauen und auch eine Vereinstätigkeit. Auch dazu kommt man nicht so richtig, wenn man auch sonn- und feiertags arbeiten muss.

Ich denke, das Ende muss man dann erst mal sacken lassen und psychisch und physisch verarbeiten. Auch physisch! Du sitzt in der Kabine 8,5 Stunden am Tag. Ich mache schon viel Sport, aber das ist zum Beispiel eine Sache, die ich dann noch viel ausgedehnter machen kann. In meinem Alter ist es ganz, ganz wichtig, dass man sich bewegt.

hessenschau.de: Derzeit mangelt es an Nachwuchs bei der VGF. Belastet Sie das?

Bahnbabo: Ich appelliere an die Menschen in dieser Stadt und darüber hinaus: Bitte wirkt dem Personalmangel entgegen. Wenn Ihr einen geilen Job sucht, dann fangt bei uns an. Werdet Schienenbahnfahrer bei der VGF und macht diese Stadt und den ÖPNV stabil.

hessenschau.de: Was bleibt hängen von 36 Jahren Schienenbahn fahren?

Bahnbabo: Menschen. Ganz, ganz viele Menschen in dieser Stadt. Und die Urbanität und dieses tolle Miteinander, das wir hier in Frankfurt haben, das ich 36 Jahre lang erleben durfte. Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

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Das Gespräch führte Koray Elele.

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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 20.02.2024, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Katrin Kimpel