Demos in drei Städten Bauern setzen ihre Proteste fort - 1.700 Demonstranten bei Kundgebung in Kassel
Auch am Mittwoch protestierten Landwirte an mehreren Orten in Hessen gegen die Subventionskürzungen der Bundesregierung. Die größte Demonstration fand in Kassel statt. Auch in Ost- und Südhessen gab es große Traktor-Konvois.
Hessische Landwirte haben am Mittwoch an mehreren Orten ihre Proteste gegen angekündigte Kürzungen der Bundesregierung fortgesetzt. Nach dem Auftakt am Montag mit einer Kundgebung in Wiesbaden stand nun Nordhessen im Fokus: 500 Traktoren hatten sich zu einer Sternfahrt zum Regierungspräsidium (RP) in Kassel angekündigt, am Ende waren laut Polizei rund 900 Traktoren und etwa 1.700 Menschen bei der Kundgebung am RP.
Vor dem Regierungspräsidium im Steinweg war die Kundgebung mit einer halben Stunde Verspätung um 11.30 Uhr gestartet. Auf der Bühne hatten unter anderem der Kasseler Regierungspräsident Mark Weinmeister (CDU) und Vertreter des Regionalbauernverbands Kurhessen gesprochen.
Weinmeister versicherte dabei Solidarität mit den protestierenden Bauern, während Norbert Klapp, der Vorsitzende des Regionalbauernverbandes, die Kürzungen der Ampel-Regierung erneut kritisierte. Die Reden wurden von Applaus und Hupkonzerten begleitet. Gegen 13 Uhr wurde die Demonstration offiziell beendet.
Die Anreise sowie die Kundgebung seien problemlos verlaufen, vermeldete die Polizei auf X. Mittlerweile hat demnach die Abreise der Traktoren eingesetzt. Die Verkehrssperrungen im Bereich Kassel seien aufgehoben, auch der Steinweg sei wieder frei.
Plakate gegen rechts in Kassel
Zuletzt hatte es immer wieder Befürchtungen gegeben, dass die Proteste von rechtsextremen Gruppierungen unterwandert werden könnten. Davor hatte auch der Hessische Bauernverband (HBV) gewarnt und sich von "Reichsbürgern, Verschwörungstheoretikern, radikalen Randalierern, rechtsextremistischen Gruppen und Umsturzpropagandisten" distanziert.
In Kassel hatten sich Teilnehmer explizit mit Plakaten wie "Rechte Rüben unterpflügen" oder "Reiche melken, Nazis aufessen" gegen eine Unterwanderung der Proteste positioniert.
A66 bei Fulda wegen Demofahrt voll gesperrt
In Fulda hatten Demonstranten zudem eine Schlepper-Demofahrt angemeldet. Im Stadt- und Kreisgebiet kam es zu Einschränkungen im Verkehr, die B27 und die A66 wurden zeitweise voll gesperrt.
Wie die Polizei am Nachmittag mitteilte, wurden die Sperrungen im Zusammenhang mit den Protesten wieder aufgehoben. Die Veranstaltung mit rund 400 Fahrzeugen sei "ohne größere Störungen" verlaufen, an der Spitze sei der Konvoi aus Traktoren rund neun Kilometer lang gewesen.
Auffahrunfall nach Rückstau
Auf der A66 kam es in der Folge zu einem Rückstau und einem tödlichen Auffahrunfall. Für die Bergungsarbeiten wurde die A66 zwischen der Anschlussstelle Schlüchtern-Süd und Neuhof-Süd erneut für mehrere Stunden gesperrt.
Auch in Erbach (Odenwald) hatten sich Bauern um 15 Uhr zu einer Kundgebung auf dem Wiesenmarktgelände getroffen. Besonders betroffen von Verkehrsbehinderungen durch Traktor-Kolonnen waren die Hauptverkehrsadern B45 und die B47.
Laut Polizei nahmen rund 400 Traktoren an dem Konvoi teil, der bis zu drei Kilometer Länge erreichte. Zu einer anschließenden Kundgebung versammelten sich demnach 550 bis 600 Menschen.
Großdemo in Frankfurt am Donnerstag
Am Donnerstag ist auch in Frankfurt zwischen 9 und 15 Uhr eine Protestaktion angekündigt, an der sich rund 1.500 Landwirtinnen und Landwirte unter anderem aus dem Main-Kinzig-Kreis, dem Hochtaunuskreis und aus dem Kreis Darmstadt-Dieburg beteiligen wollen.
Das Frankfurter Ordnungsamt rechnet den ganzen Tag über mit einem Verkehrschaos, das durch den zeitgleich laufenden Lokführerstreik noch verschärft werde: Insgesamt seien so Busse, Straßenbahnen und S-Bahnen betroffen.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 10.01.2024, 19.30 Uhr
Redaktion: Anna Lisa Lüft, Stefanie Küster