Betten, Bauschutt, Geräte Städte gehen gegen illegale Müllhaufen vor

Sperrmüll und Bauschutt liegen unter Brücken, in Parks, an Straßenecken. In Frankfurt sind städtische Mitarbeiter im vergangenen Jahr rund 6.300 Mal wegen illegaler Müllhaufen angerückt. Auch in anderen Städten werden "Müllbuster" losgeschickt.

Illegal abgeladener Hausmüll liegt auf einem Grünstreifen im Stadtteil Rebstock.
Illegal abgeladener Hausmüll liegt auf einem Grünstreifen im Stadtteil Rebstock. Bild © picture-alliance/dpa
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Ein altes Kinderbett, eine zerlegte Couch, Bretter, ein Topf, Kissen und mehrere Flaschen, achtlos hingekarrt und liegengelassen in der Nähe einer Autobahnausfahrt in Frankfurt. Zwei Mitarbeiter der Stadtpolizei streifen sich Handschuhe über und inspizieren den Müllhaufen, um Hinweise auf den Urheber oder die Urheberin zu finden.

"Ich verstehe das nicht und es ärgert mich", sagt eine 49 Jahre alte Stadtpolizistin mit Blick auf den Abfallberg. Schließlich koste es in Frankfurt nichts extra, seinen Sperrmüll abholen zu lassen.

Die Polizistin gehört gemeinsam mit ihrem Kollegen der "Dienstgruppe Umwelt- und Naturschutz/Abfallrecht" an, die sich mit insgesamt zwölf Mitarbeitern in Frankfurt der Verfolgung solcher Taten widmet. Dazu fahren sie bekannte Hotspots ab, an denen immer wieder Sperrmüll abgelagert wird.

6.300 Einsätze in Frankfurt, mehr als 700 Anzeigen

Die Arbeit vor Ort kann ganz schön eklig sein. "Häufig sind Essensreste dabei, das zieht dann zusätzlich Ungeziefer an", sagt die Stadtpolizistin. Am Ende der Ermittlung steht der Anruf bei der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES), die den Abfall schließlich wegräumt und entsorgt. Im Jahr 2021 ermittelte die Stadtpolizei in insgesamt 1.818 Fällen, die mit Müll oder Abfall zu tun hatten.

721 mutmaßliche Verursacher wurden angezeigt. Vergangenes Jahr musste die FES insgesamt knapp 6.300 Mal - im Schnitt mehr als 17 Mal pro Tag - wegen sogenannter Wildablagerungen anrücken. Der Abfall liege unter Brücken, an Litfaß-Säulen, Glascontainern und an Orten, die nachts wenig ausgeleuchtet sind, sagt FES-Sprecher Stefan Röttele. Gleiches gelte für Gewerbegebiete, wo abends und am Wochenende keine soziale Kontrolle stattfinde.

Die Müllablagerungen werden laut FES-Sprecher so schnell wie möglich entsorgt, auch, um zu vermeiden, dass noch mehr dazugestellt wird. Der Abfall stamme oft aus Wohnungsauflösungen oder Zwangsräumungen. Oder es handele sich um Bauabfälle nach Renovierungen.

190 Tonnen illegaler Müll im Darmstadt

Mit wild abgelagertem Müll, Sperrmüll oder Baumaterial in Parks, an Straßenecken, auf Parkplätzen und am Waldrand hat auch Darmstadt zu kämpfen. Rund 190 Tonnen seien es im vergangen Jahr gewesen und damit weniger als im Vorjahr, teilt die Stadt mit. Vor allem handele es sich um Sperrmüll, aber auch um Baumaterial. Zwei bis vier wilde Müllablagerungen pro Tag seien im Schnitt zu verzeichnen. Bürger können entsprechende Beobachtungen per Mängelmelder weitergeben.

Sperrmüll auf Fuldas Grünflächen

"Umweltranger" hat die Stadt Fulda im Einsatz, die insbesondere Probleme rund um die Sperrmüllabfuhr im Blick haben. Drei Mitarbeiter wurden vor zwei Jahren dazu eingestellt. Sie gehen auch Spuren illegaler oder falscher Entsorgung nach, wie ein Stadtsprecher berichtet. Seit Jahren sei dies ein Problem. Besonders betroffen sind Grünflächen oder Waldstücke, abgelagert werden Sperrmüll, Altreifen oder in selteneren Fällen auch Gefahrstoffe und Öle. Insgesamt gebe es im Schnitt etwa zwei größere Fälle von Müllablagerungen pro Woche.

"Müllbuster" in Kassel unterwegs

In Kassel werden die "Müllbusters" losgeschickt: eine schnelle Einsatzgruppe, die von montags bis samstags unterwegs ist. Per Telefon oder App können Kasseler Bürger Hinweise auf Müllhaufen geben. Verursacher werden auch hier dokumentiert und verfolgt, wenn es Hinweise auf sie gibt.

Insgesamt rund 930 Tonnen Abfall wild abgelagerter Müll kamen im Kasseler Stadtgebiet vergangenes Jahr zusammen, wie ein Stadtsprecher berichtet - mit steigendem Trend. Vor allem war dies Sperrmüll, der an den Straßenrand, auf Gehwegen, öffentlichen Plätzen oder an Wertstoffbehälter-Standplätzen geworfen wurde - obwohl er an zwei Recyclinghöfen unentgeltlich abgegeben werden kann.

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Strafen im Zusammenhang mit Müll

Wenn Müll nicht ordnungsgemäß entsorgt wird, drohen Bußgelder. Die Höhe richtet sich nach der Menge und auch der Gefährlichkeit des abgelagerten Mülls - was etwa bei Chemikalien eine Rolle spielt. Möglich sind Bußgelder bis zu 100.000 Euro. Kleine Vergehen können dagegen mit einem Verwarnungsgeld von bis zu 55 Euro geahndet werden.

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Sendung: hr4, 3.4.2023, 9.30 Uhr

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Quelle: Isabell Scheuplein, dpa, hessenschau.de/Susanne Mayer