Blauzungenkrankheit in Hessen: Das Wichtigste zur Tierseuche

In Hessen grassiert neben der Afrikanischen Schweinepest eine weitere Tierseuche. Die Blauzungenkrankheit befällt Wiederkäuer wie Rinder und Schafe. Für die Tiere ist sie gefährlich, für Landwirte folgenreich.

Kuh mit Blauzungenkrankheit
Eine von der Blauzungenkrankheit betroffene Kuh. Bild © picture-alliance/dpa
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In Hessen ist die Blauzungenkrankheit (BT) ausgebrochen. Anfang Juli berichtete das Landwirtschaftsministerium in Wiesbaden von einem ersten erkrankten Rind. Zuvor hatte eine Laboruntersuchung den Verdacht einer Infektion bestätigt. Der Ausbruch hat weitreichende Folgen für Landwirte. Fragen und Antworten zum Thema:

Die Blauzungenkrankheit ist eine virusbedingte, hauptsächlich akut verlaufende Erkrankung bei Wiederkäuern. Sie befällt zum Beispiel Rinder, Schafe und Ziegen. Verursacht wird sie durch das Bluetongue-Virus (BTV), ein Orbivirus aus der Familie der Reoviren. Mehr zu der Tierseuche auf der Seite des Friedrich-Loeffler-Instituts.

Anzeichen der Erkrankung sind Entzündungen der Schleimhäute, Gefäßstauungen, Schwellungen und Blutungen. Betroffene Schafe und Ziegen zeigen häufig starke Symptome wie Fieber und Abgeschlagenheit. Todesfälle sind nicht selten.

Bei Rindern verläuft die Erkrankung größtenteils milder. Milchkühe geben häufig weniger Milch, wie Veterinäre des betroffenen Vogelsbergkreises erklärten.

Das Virus wird nicht von Tier zu Tier übertragen, sondern über blutsaugende Stechmücken, sogenannte Gnitzen, wie das Landwirtschaftsministerium mitteilte. Die Krankheit tritt saisonal auf, verstärkt in der warmen Jahreszeit bei feuchtwarmem Wetter.

Das Virus ist für Menschen ungefährlich. Der Erreger ist nach Auskunft des Landwirtschaftsministeriums in Wiesbaden nicht auf den Menschen übertragbar. Fleisch und Milch sowie daraus hergestellte Erzeugnisse können ohne Bedenken verzehrt werden. Die Produkte unterliegen auch keinen Handelsbeschränkungen, wie das Ministerium mitteilte.

Nach dem Bekanntwerden eines Falls in Alsfeld (Vogelsberg) ist die Zahl der mit dem Virus infizierten Tiere in Hessen bislang nicht gestiegen. Es ist aber damit zu rechnen, dass sich die Krankheit ausbreitet, wie ein Ministeriumssprecher sagte. Die Tiere in Alsfeld wurden isoliert und behandelt, so dass keine Übertragung mehr stattfinden kann, wie die Veterinärbehörde im Vogelsberg erklärte.

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Afrikanische Schweinepest

Nicht nur die Blauzungenkrankheit bereitet den Bauern in Hessen derzeit Sorgen. Auch die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich aus. Infiziert wurden bisher Wildschweine und ein Hausschwein im Kreis Groß-Gerau.

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Die Folgen sind durchaus erheblich - in Form von Exportbeschränkungen: Es dürfen keine lebenden Tiere mehr aus Hessen in seuchenfreie Regionen innerhalb der EU transportiert werden, auch nicht in angrenzende Bundesländer.

Die Blauzungenkrankheit wurde zuerst in Südafrika entdeckt und ist dort seit langem bekannt. Mittlerweile tritt sie weltweit auf. In Zentraleuropa erstmals nachgewiesen wurde die Krankheit 2006 in den Niederlanden. 2007 und 2008 gab es etliche Fälle in Deutschland. Danach galt Deutschland dank Impfungen jahrelang offiziell als seuchenfrei.

Anfang September 2023 wurden seit Jahren wieder Fälle der Krankheit in den Niederlanden festgestellt. Es handelt sich um einen Typ des Virus, der bisher vorwiegend auf italienischen Inseln sowie in Tunesien und Israel nachgewiesen wurde. Die ersten betroffenen Betriebe befanden sich zwischen Amsterdam und Utrecht. Auch in Belgien wurde die Krankheit nachgewiesen.

Das Friedrich-Loeffler-Institut bestätigte Mitte Oktober 2023 den ersten Ausbruch in Deutschland in einer Schafhaltung im Landkreis Kleve (Nordrehin-Westfalen). Wenig später gab es weitere Ausbrüche in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bremen und Rheinland-Pfalz. Am 5. Juli wurde der Fall in Alsfeld gemeldet. Es handelte sich um ein Rind aus Niedersachsen, das laut Landwirtschaftsministerium vor dem Transport negativ getestet worden war. Nach Angaben des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit gibt es derzeit deutschlandweit rund 80 Fälle.

Wiederkäuer können gegen die Blauzungenkrankheit geimpft werden. Das schützt laut Ministerium gegen schwere Verläufe, aber nicht gegen eine Infektion. Bis alle Tiere geimpft sind, kann es lange dauern. In Hessen werden rund 400.000 Rinder und 165.000 Schafe gehalten. Die Impfquote liegt laut Landwirtschaftsministerium im einstelligen Prozentbereich. 

Für den Aufbau eines wirksamen Impfschutzes sind bei Rindern zwei Impfdosen im Abstand von rund drei Wochen erforderlich. Für Schafe und Ziegen reicht eine Impfung. Ein wirksamer Impfschutz liegt nach drei Wochen vor, wie das Landwirtschaftsministerium informiert. Es hat angekündigt, finanzielle Zuschüsse zur Impfung zu gewähren, nachdem es im Juni Impfungen zugelassen hatte.

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Sendung: hr4, 10.07.2024, 14.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de