"Gottfried-Schwab-Denkmal" Darmstädter Kulturschatz aus Bronze gestohlen - zwei Tatverdächtige in Haft

Nichts ist offenbar mehr vor Metalldieben sicher. Sie haben Grabkreuze, Zäune oder Baustellen im Visier - und jetzt auch immer öfter Kulturdenkmäler. Zwei Tatverdächtige sind der Polizei in Südhessen nun ins Netz gegangen.

Leerer Sockel auf einem Platz, dahinter eine Hecke, Bäume und rechts ein Gebäude mit teils goldenem Dach.
Hier sollte das Gottfried-Schwab-Denkmal stehen. Bild © Julian Moering (hr)
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Es sind Denkmäler von unschätzbarem kulturellen Wert - und ihr Rohstoff ist begehrt: Diebe scheinen es immer öfter auf Kulturdenkmäler aus Bronze abgesehen zu haben. Vor rund einer Woche verschwand in Waldernbach, einem Ortsteil von Mengerskirchen (Limburg-Weilburg), die Bronzefigur des Besenbinder-Denkmals samt Bronzegans. Täter: unbekannt.

Auf das lebensgroße Denkmal des Dichters Gottfried Schwab (1851-1903) auf der Darmstädter Mathildenhöhe hatten es Diebe ebenfalls abgesehen, doch hier konnten die Ermittler nun einen Erfolg vermelden. Wie die Staatsanwaltschaft Darmstadt und das Polizeipräsidium Südhessen am Dienstag mitteilten, nahm die Polizei am Sonntag zwei Tatverdächtige fest.

Zwei Verdächtige in Untersuchungshaft

Den Angaben zufolge hatten Spaziergänger in Mörfelden-Walldorf (Groß-Gerau) zwei Personen gemeldet, die sich verdächtig verhalten würden. Eine Streife stieß im Wagen der Verdächtigen auf eine Statue aus Kupfer, die "offenbar nicht zu deren Inventar gehörte". Weitere Recherchen ergaben demnach, dass es sich dabei um das zuvor gestohlene "Gottfried-Schwab-Denkmal" handelte, das 100 Jahre alt ist.

Die Beamten nahmen einen 38 Jahre alten Tatverdächtigen und seine 39-jährige mutmaßliche Mittäterin fest. Für beide wurde Untersuchungshaft angeordnet. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft ist nicht ausgeschlossen, dass das Duo auch für weitere, ähnliche Straftaten, verantwortlich ist.

Kupfer-Diebstahl richtet auf Baustellen Millionenschäden an

Kupfer ist ein begehrter Rohstoff - zum Beispiel für Stromleitungen oder E-Autos, so dass sein Diebstahl seit einigen Jahren deutschlandweit Probleme macht. Organisierte Banden, aber auch Einzeltäter haben etwa Zäune, Dachrinnen, Grabkreuze, vor allem aber Baustellen im Visier. Spektakulär war beispielsweise der Diebstahl von hunderten Metern Kabel von einer Baustelle der Deutschen Bahn zwischen Mannheim und Lampertheim im Frühjahr dieses Jahres.

So war die wichtige Verbindung von Frankfurt nach Stuttgart für viele Stunden lahmgelegt. Die Bahn ließ damals wissen, dass allein im Jahr 2023 durch den Diebstahl von Buntmetall ein materieller Schaden von bundesweit rund sieben Millionen Euro entstanden sei. Die Bahn versucht inzwischen, sich mit unsichtbaren Codes auf dem Material zu wehren.

Dritter Diebstahl eines Kunstschatzes allein in Darmstadt

In Darmstadt war es der dritte Diebstahl eines bedeutenden Kunstwerkes in den vergangenen Jahren. 2017 brachen Unbekannte tonnenschwere Bronzefiguren aus der Gedenkstätte für Kriegsopfer auf dem Waldfriedhof. Und 2020 verschwand der Kopf der Schriftstellerin Luise Büchner, ein Teil eines im Jahr 2017 errichteten Denkmals.

Philipp Gutbrod, der Leiter des Instituts Mathildenhöhe, ist froh, dass die Gottfried-Schwab-Figur nun wieder aufgetaucht ist. Die Polizei habe glücklicherweise keine großen Beschädigungen festgestellt, sagte er dem hr. Gutbrod geht aber davon aus, dass das Denkmal durchaus Kratzer abbekommen hat, da es die Diebe lediglich aufs Metall abgesehen hätten. Die Statue werde nun wohl restauriert und dann mit einer besseren Sicherung - möglicherweise mit Videoüberwachung - wieder aufgestellt.

Redaktion: Sonja Fouraté

Sendung: hr4,

Quelle: hessenschau.de, mit Material von Julian Moering (hr)