Nahaufnahme einer Raupe auf einem Blatt

Ob als Hecke, Topfpflanze oder Grabumrandung: Der Buchsbaum ist hierzulande weit verbreitet. Doch damit könnte bald Schluss sein: Ein aus Ostasien stammender Schädling richtet derzeit vor allem in Nordhessen große Schäden an. Experten fürchten ein Aussterben der Pflanze.

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Buchsbaumzünsler frisst sich durch Melsungen

Ein abgestorbener Buchsbaum: alle Blätter sind vertrocknet und grau.
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Weiß gefärbte Flügel mit einem braunen Band an der Seite: Als ausgewachsener Falter sieht der Buchsbaumzünsler hübsch aus - und doch ist er ein gefräßiger Schädling. Seine Raupen haben es ausschließlich auf Buchsbäume abgesehen. In Nordhessen werden sie zunehmend zum Problem, auch weil die aus Ostasien eingewanderte Art erst mal keine natürlichen Feinde hat.

Bereits im Frühjahr fressen sich die Raupen aus der Mitte des Buchsbaums nach außen. So bleiben sie häufig lange unentdeckt. Gartenbesitzer bemerken den Schädling oft erst, wenn es zu spät und der Baum nahezu kahlgefressen ist. Dabei nimmt die Raupe in der Pflanze enthaltene Gifte auf und wird somit selbst für mögliche Fressfeinde giftig oder ungenießbar.

Fachgerechte Entsorgung verhindert Ausbreitung

In Melsungen (Schwalm-Eder) hat die Stadt betroffenen Bürgern bereits seit Anfang Mai ein zusätzliches Entsorgungsangebot gemacht und eine Grünschnittdeponie eingerichtet.

Denn wer befallene Pflanzenteile in der Biotonne oder im Kompost entsorgt, verhindert nicht, dass sich der gefräßige Schädling weiter ausbreitet. In der Bartenwetzer-Stadt seien derzeit auch die Buchsbäume im Stadtpark betroffen, sagte ein Sprecher.

Zentrale Entsorgungsstelle im Schwalm-Eder-Kreis

Auch die zwanzig Kilometer entfernte Gemeinde Edermünde erhält nach eigenen Angaben verstärkt Anfragen zur Entsorgung befallener Pflanzenteile und verweist auf eine zentrale Entsorgungsmöglichkeit in Homberg (Efze).

Der Falter des Buchsbaumzünslers: weiße Flügel mit braunem Rand.

Der Zweckverband Abfallwirtschaft Schwalm-Eder-Kreis bittet darum, einzelne kleinere Grünabfallplätze nicht mehr anzusteuern. Bei zentralen Sammelstellen habe man die Möglichkeit, befallene Buchsbäume schnell und effektiv zu vernichten. Dazu benötige man bestimmte Temperaturen, um eine Ausbreitung zu verhindern.

Auf der Webseite der Stadt Melsungen wird den Bürgerinnen und Bürgern zudem empfohlen, Buchsbäume in Garten und auf der Terrasse regelmäßig zu kontrollieren. Nur so könne ein Befall frühzeitig festgestellt werden. Sollten Pflanzen betroffen sein, empfiehlt die Stadt, die Larven mit biologischen Präparaten oder Niemöl zu bekämpfen.

Buchsbaum wird aussterben

Michael Fischbach vom Pflanzenschutzdienst Gießen hält das fast schon für vergebene Liebesmüh. Seit der Schädling vor Jahren auf einem Friedhof in Südhessen erstmals aufgetaucht sei, bewege er sich jährlich zehn bis zwölf Kilometer nach Norden. Fischbach arbeitet für die Schadenserregerüberwachung, er hat den Buchbaumzünsler schon ewig im Visier.

Drei Populationen des Schädlings vernichten pro Jahr alles, was ihnen an Buchsbäumen unter die Füße beziehungsweise Fühler kommt. Dabei nimmt jede Population um das 30-fache zu, die stärkste steht in diesem Jahr noch bevor.

Keine Chance für den Buchsbaum, davon ist Fischbach überzeugt: "Der Buchsbaum wird über kurz oder lang aussterben." Für viele Menschen habe das auch ein emotionales Potenzial, weiß Fischbach. Buchsbäume habe man über Jahrzehnte hinweg als Grabumrandung eingesetzt, jetzt gehe das alles ein.

Das Tier sei schwer zu bekämpfen. Vom Spritzen von Pflanzenschutzmitteln hält er nichts, zumal die Pflanze schnell so stark geschädigt sei, dass man kaum etwas retten könne.

Nabu Hessen: Geringe Chance, das Pflanzensterben aufzuhalten

Auch der Naturschutzbund (Nabu) Hessen sieht die Bekämpfung durch Mittel wie diese oder gar die Chemiekeule kritisch. Die Chance, das Sterben der Pflanze aufzuhalten, sei gering, sagt Nabu-Sprecher Berthold Langenhorst , "die Raupen fressen so schnell, da hat der Buchsbaum keine Chance."

Man könne versuchen, befallene Pflanzenteile schnell zu entfernen und in einer Tüte im Hausmüll zu entsorgen, meist helfe jedoch nur die Radikalkur, indem man die ganze Pflanze entsorge - auch, weil der Buchsbaum sich nicht wehren könne, erklärt Langenhorst. Denn anders als andere Pflanzen enthalte dieser keine Bitterstoffe, die Schädlinge abhalten.

Mehrere Landkreise betroffen

Mittlerweile sind in Nordhessen bereits mehrere Landkreise betroffen. So mussten laut Berichten in der HNA auch in Meinhard-Grebendorf (Werra-Meißner) und im Landkreis Hersfeld-Rotenburg abgestorbene Buchsbaumhecken entfernt werden.

Auf der Naturgucker-Karte des Naturschutzbundes sind in Hessen weitere Regionen ausgewiesen, in denen der Buchsbaumzünsler gemeldet wurde. Darunter sind auch Orte im Rhein-Main-Gebiet und Südhessen. Allerdings wurde die Population dort laut Nabu nur "mäßig häufig" beobachtet und in der Karte entsprechend selten aktualisiert.

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Der Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis)

Der Buchsbaumzünsler stammt ursprünglich aus Ostasien und befällt - wie der Name schon sagt - ausschließlich Buchsbäume. Seit 2006 breitet er sich auch in Hessen aus. Von Anfang April bis in den Oktober ist er aktiv. Die Raupen schlüpfen recht schnell aus den Eiern und verpuppen sich nach etwa vier Wochen zu einem weißen Gespinst, aus dem die Falter schlüpfen. Sie leben dann zirka acht Tage.

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Widerstandsfähige Heckenpflanzen als Alternative

Um nach einem Kahlschlag fehlende Hecken und Sichtschutze wieder anzupflanzen, empfiehlt Langenhorst heimische Heckenpflanzen wie Weißdorn, Schlehe, Duftschneeball oder Hartriegel.

Ein Mann stutzt mit einer Gartenschere einen Buchsbaum in seinem Vorgarten.

Diese Pflanzen würden nicht vom Buchsbaumzünsler befallen und hätten den Vorteil, dass sie im Gegensatz zum Buchsbaum nach einem möglichen Schädlingsbefall ein zweites Mal austreiben könnten. Der Buchsbaum sei das ganze Jahr über grün und bilde nach und nach neue Blätter. Das mache ihn so anfällig. Dazu böten heimische Heckenpflanzen weitere Vorteile: Beeren und Blüten dienten als Nahrung für Vogel- und Insektenarten.

Planzenschutz-Experte Fischbach sieht den Weißdorn als Alternative hingegen kritisch, da dieser für die Pflanzenkrankheit Feuerbrand anfällig sei.

Insekten und Vögel: auf den Geschmack gekommen?

Auch wenn der Buchsbaumzünsler jahrelang ungehindert fressen konnte: Es ist Unterstützung in Sicht. Laut Nabu kommen mittlerweile heimische Vogelarten wie Spatzen oder Kohlmeisen, aber auch Wespen auf den Geschmack.

Ob das den Buchsbaum retten wird, wird sich künftig zeigen.

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