Militär-Übung in Badehose Wie Soldaten mit Sturmgewehr-Attrappen in Kassel für Aufregung sorgten
Badende Soldaten haben mit blauen Sturmgewehr-Attrappen in einem Kasseler Schwimmbad für Aufsehen gesorgt. Laut Bundeswehr war das Schwimmbad-Manöver eine notwendige Übung. Man könne die Soldaten aus Fritzlar nicht zum Training in die kalte Eder schicken.
Aufregung im Auebad in Kassel: Dort sind am Dienstagmorgen mehrere Menschen mit einem Sturmgewehr aus blauem Plastik im Becken geschwommen. Wie die HNA berichtete, hatte der Vorfall zu Unruhe unter den Badegästen geführt.
So sollen sich mehrere Schwimmer bei Mitarbeitern des Freibads beschwert haben. Eine Frau hatte die drei Männer und eine Frau in Bundeswehruniform bereits an der Kasse wahrgenommen. Kurz darauf wurde die Truppe dabei beobachtet, wie sie ihre Waffen beim Schwimmen vor Nässe schützten.
Bundeswehr-Soldaten unangemeldet im Schwimmbad
Ingo Pijanka, Sprecher der Städtischen Werke, bestätigte dem hr am Mittwoch den Vorfall in Kassel. Die Vermutung der Schwimmerin, dass es sich um Soldaten der Bundeswehr handelte, habe sich als richtig herausgestellt. Die Gruppe sei unangemeldet im Schwimmbad erschienen.
Die Soldaten waren am Dienstag aus Fritzlar (Schwalm-Eder) angereist, bestätigte am Donnerstag ein Presseoffizier des dort stationierten Kampfhubschrauberregiments 36 dem hr.
Schwimmbad statt kalter Fluss
Die Bundeswehr trainiert regelmäßig in den Bädern der Städtischen Werke, auch im laufenden Betrieb und in der Regel mit Vorankündigung. Ein Badbesuch "mit Plastikgegenständen in Waffenform" sei aber die Ausnahme, erklärte Pijanka von den Städtischen Werken.
Der Leiter des Bades habe im Nachgang mit den Verantwortlichen gesprochen und deutlich gemacht, dass sich Badegäste an der Übung mit Plastik-Gewehren gestört hätten. Konsequenzen drohten nach dem Vorfall am Dienstag nicht. Bei der nächsten Übung soll dann ein Aushang im Eingangsbereich auf das Training der Bundeswehr hinweisen.
Der Presseoffizier aus Fritzlar kann die Aufregung über die Schwimmbad-Übung in Kassel nicht verstehen. Die Soldaten müssten das Überqueren von Gewässern nun mal irgendwo trainieren. Bei den aktuellen Temperaturen könne dafür niemand in der Eder schwimmen gehen, sagte er.
G36-Attrappen: Ausmaße und Gewicht wie die Originalwaffe
Bei den verwendeten blauen Sturmgewehren handelt es sich um G36-Attrappen, die von der Bundeswehr bei Übungen eingesetzt werden. Diese entsprechen in den Ausmaßen und dem Gewicht den Originalwaffen.
Die Attrappen würden "dann ausgegeben, wenn der nach der Ausbildung zu erwartende Säuberungs- und Pflegeaufwand zu unverhältnismäßig wäre (wie z. B. auch bei der Schwimmausbildung", heißt es in einem erläuternden Schreiben der Bundeswehr.
Erinnerungen an Vorfall in Bad Karlshafen
Die Szene aus Kassel erinnert an einen Vorfall in Bad Karlshafen. Erst im Dezember letzten Jahres hatte dort eine Übung für einen Schockmoment bei der Bevölkerung gesorgt. Dort waren vermummte und bewaffnete Personen in Tarnkleidung in der Nähe zweier benachbarter Schulen gesehen worden.
Erst später hatte sich herausgestellt, dass es sich um Bundeswehr-Soldaten handelte. Nach dem Vorfall mussten mehr als 50 Kinder psychologisch betreut werden.
Extra Trainingszeiten im Rhein-Main-Gebiet
Im Rhein-Main-Gebiet sind Übungen der Bundeswehr in öffentlichen Schwimmbädern üblich. Dort sei es normal, dass Soldatinnen und Soldaten zu festen Zeiten und an bestimmten Tagen trainierten, berichtete der Sprecher. Dafür würden Bahnen extra abgesperrt. In Kassel sollen Trainingseinheiten mit Attrappen in Waffenform künftig außerhalb der regulären Öffnungszeiten stattfinden.
Für die betroffenen Badegäste ist das vermutlich eine gute Nachricht. Denn bis auf die blauen Waffenattrappen waren die Soldaten – einmal im Wasser – von den übrigen Schwimmerinnen und Schwimmern nicht mehr zu unterscheiden: Sie trainierten in Badehose.
Sendung: hr4, 13.09.2023, 14.15 Uhr
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