Chronologie Fünf Jahre Corona - Hessen im Griff der Pandemie

Impfstatus, Quarantäne, Maskenpflicht: In den vergangenen fünf Jahren hat Corona das Leben der Hessen stark beeinflusst. Wir haben die wichtigsten Ereignisse der Pandemie chronologisch zusammengestellt.

Collage aus einer Ärztin mit Schutzkleidung, einem großen Coronavirus (mikroskopische Aufnahme) und einem kleinen Fläschen mit der Aufschrift "Covid-Vaccine".
Wie vor fünf Jahren ein Virus das Leben in Hessen veränderte. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv), picture-alliance/dpa (Archiv), picture-alliance/dpa (Archiv), Collage: hessenschau.de

Fast fünf Jahre ist es her, dass das Corona-Virus erstmals in Deutschland nachgewiesen worden ist. Das Virus breitete sich aus. Überfüllte Krankenhäuser, steigende Todesfallzahlen und zahlreiche Vorgaben von der Abstandspflicht über die "3G-Regel" bis hin zur Ausgangssperre waren die Folge. Wir werfen einen Blick zurück auf die entscheidenden Corona-Momente in Hessen und die Auswirkungen auf das private und öffentliche Leben.

Der Beginn der Pandemie im Hessen

27. Februar 2020: Der erste Corona-Fall in Hessen wird bestätigt. Es handelt sich um einen 31-jährigen Mann aus Wetzlar, der von einer Reise aus der Lombardei in Norditalien zurückgekehrt ist. Um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, befragt das Gesundheitsamt des Lahn-Dill-Kreises alle Kontaktpersonen und prüft in jedem Einzelfall, welche Maßnahmen zu ergreifen sind.

Videobeitrag

Fünf Jahre Corona (1) – erster Patient in Hessen

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Bild © hessenschau.de
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Dennoch lässt sich die Ausbreitung des Virus nicht aufhalten. Schon am nächsten Tag werden zwei weitere Fälle festgestellt – im Hochtaunuskreis und in Gießen. Die Corona-Pandemie bricht auch in Hessen aus. Die Zahl der Erkrankten steigt rasant an. Drei Wochen nach dem Auftreten des ersten Corona-Falls in Hessen gibt es in Wiesbaden den ersten Toten.

Corona-Pressekonferenz: Der damalige Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne), Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Wirtschaftsminister Al-Wazir (Grüne) informierten während der Pandemie über die neuen Corona-Maßnahmen.
Corona-Pressekonferenz: Der damalige Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne), Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Wirtschaftsminister Al-Wazir (Grüne) informierten während der Pandemie über die neuen Corona-Maßnahmen. Bild © picture-alliance/dpa

Bildung: Home-Schooling und technische Probleme

März 2020: Schulen und Kitas schließen. Nach der Rückkehr einer Schülergruppe aus dem Urlaub in Südtirol am 6. März wird ein Schüler der Martin-Luther-Schule in Rimbach (Bergstraße) positiv auf Corona getestet. Infolgedessen müssen 99 Mitschüler und zehn Betreuer in Quarantäne.

Daraufhin schließen alle Schulen und Kitas in Hessen bis zu den Osterferien. Der Unterricht wird auf Home-Schooling umgestellt. Dennoch legen rund 23.000 Abiturienten in Hessen ihre Prüfungen ab.

Schülerinnen der Klasse 5c des Matthias-Grünewald-Gymnasiums in Würzburg machen einen Corona-Test: Sie halten Teststäbchen in der Hand.
Schüler mussten sich vor dem Unterricht auf Corona testen. Bild © picture-alliance/dpa

Mai 2020: Schulen öffnen wieder. Schüler kehren schrittweise unter strengen Hygieneregeln in die Schulen zurück. Dazu gehören unter anderem eine strikte Trennung von Präsenzgruppen, Corona-Tests, Maskenpflicht und Abstandsregeln. Auch der Regelbetrieb in den Kitas wird bald darauf eingeschränkt wieder aufgenommen.

August 2020: Neues Schuljahr mit steigenden Infektionszahlen. Wegen der unsicheren Pandemie-Lage und steigenden Infektionszahlen beginnt das neue Schuljahr nach den Ferien unter chaotischen Bedingungen. An vielen Schulen ist unklar, welche Maßnahmen gelten, Lehrer sind mit der Organisation überfordert.

November 2020: Der zweite Lockdown beginnt. Auch die Schulen gehen nun wieder zurück zum Home-Schooling. 

Der Schüler Teo sitzt mit seiner Mutter am Küchentisch und gemeinsam arbeiten sie an seinen Aufgaben. Sie blicken auf ein vor ihnen liegendes Heft.
Eine Mutter mit ihrem Sohn beim Home-Schooling. Bild © hr

Februar 2021: In Hessen wird ein Wechselmodell zwischen Präsenzunterricht und Home-Schooling eingeführt. Das Home-Schooling scheitert vor allem an technischen Problemen: Lernportale sind überlastet und der Unterricht lässt sich oft schwierig organisieren.

Juni 2021: Es gibt wieder durchgehend Präsenzunterricht. Der Schulbetrieb normalisiert sich weitgehend wieder, ab September 2021 ist das Tragen von Masken in den Schulen nur noch in Ausnahmefällen erforderlich. Trotz steigender Infektionszahlen und der Omikron-Variante starten die hessischen Schulen nach den Weihnachtsferien ins Jahr 2022 mit Präsenzunterricht. 

Gesundheit: Impfkampagne und Impfpflicht

Februar/März 2020: Die Covid-19-Pandemie stellt die Kliniken vor große Herausforderungen. Die Uniklinik Marburg forscht nach einem Impfstoff und Medikamenten. Hessen nimmt 14 schwerkranke Covid-19-Patienten aus Italien und Frankreich auf.

Ein Eingangsbereich eines Gebäudes, dort hält ein Mann die Hände unter ein Desinfektionsgerät, daneben ein Schild mit Hinweis auf das Corona-Virus.
Das Desinfizieren der Hände wurde zum Pflichtprogramm Bild © picture-alliance/dpa

Zu den allgemeinen Maßnahmen gegen Corona, die im Jahr 2020 eingeführt werden, gehören die Maskenpflicht und eine Testpflicht für Reiserückkehrer. Es werden Testzentren eröffnet. Besuche in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen werden eingeschränkt beziehungsweise verboten. Biontech baut in Marburg eine Impfstoffproduktion auf und das Land bereitet sich auf die Impfung der Bevölkerung vor.  

Blick ins Innere einer U-Bahn, in der ein Mensch mit medizinischer Kleidung steht. Im Bildvordergrund ist ein Plakat an der Wand der U-Bahn zu sehen, auf dem in mehreren Sprachen "Corona-Impfung hier" steht.
Nicht nur beim Hausarzt wird geimpft - sondern auch in umfunktionierten U-Bahnen, Flugzeugen und Festhallen. Bild © picture-alliance/dpa

Winter 2020/2021: Ansturm auf Impftermine. Zum Jahreswechsel beginnt die Impfkampagne, ältere Menschen und Gesundheitspersonal werden als erstes geimpft. Drei Wochen später erhalten 63 Pflegekräfte sowie Bewohner in Alten- und Pflegeheimen ihre zweite Impfdosis. Die Terminvergabe über Hotlines und Webseiten verläuft jedoch nicht immer fehlerfrei. Im Januar 2021 wird in Hessen die erste Erkrankung mit der Beta-Variante nachgewiesen. 

März 2022: In Krankenhäusern und Pflegeheimen soll eine einrichtungsbezogene Impfpflicht eingeführt werden. Mitarbeiter, die nicht geimpft sind, sollen dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Dieses soll mit dem Arbeitgeber darüber entscheiden, ob die Person dort weiter arbeiten darf. Das stößt auch in Hessen auf Kritik.

Bis zum Ende der Pandemie im April 2023 sterben in Hessen nach Angaben des Landesamts für Statistik 13.100 Menschen an Covid-19.  

Zwei Ärzte stehen um ein Krankenbett einer Intensivstation, darin liegt ein Mensch an Schläuchen.
Pflegekräfte bei der Versorgung eines Covid-19-Patienten auf einer Intensivstation. Bild © picture-alliance/dpa

Wirtschaft: Hamsterkäufe und Gastronomen in Not

Mit dem Anstieg der Infektionen kommt es zu Hamsterkäufen: Nudeln, Toilettenpapier und Desinfektionsmittel sind schnell ausverkauft. Viele Regale bleiben leer.  

Klopapier war während Corona oft Mangelware. Ein leeres Regal im Bereich der Hygieneartikel ist in einem Supermarkt zu sehen.
Klopapier war während Corona oft Mangelware - Grund waren sogenannte "Hamsterkäufe". Bild © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Robert Michael

März 2020: Kneipen und Geschäfte müssen schließen. Nur Supermärkte bleiben geöffnet. Bald darauf schließen auch die Friseure. Die Einschränkungen stoßen bei Einzelhändlern und Gastronomen auf scharfe Kritik.  

April 2020: Geschäfte mit bis zu 800 Quadratmeter Verkaufsfläche dürfen wieder öffnen. Einen Monat später öffnen auch die Friseure wieder.

Ende 2020: Es folgt der zweite Lockdown. Viele Geschäfte müssen erneut schließen - für Monate. Erst im März 2021 dürfen Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartenmärkte wieder öffnen.  

Februar 2022: Die 2G-Regel (geimpft, genesen) wird aufgehoben. Nun können auch Ungeimpfte wieder die Geschäfte betreten – was eine ersehnte Erleichterung für den Einzelhandel darstellt. 

Viele Gaststätten überleben nicht bis zum Ende der Pandemie, Beschäftigte wandern ab – das hat Auswirkungen bis heute. 

Eine geschlossene Gaststätte in Rüdesheim am Rhein. Auf einem Schild in der Fensterscheibe steht: "Lockdown. Unser Traditionsgasthaus ist auf Grund behördlicher Anweisung geschlossen."
Besonders die Gaststätten (hier in Rüdesheim) litten unter dem Lockdown. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

Kultur und Sport: Verbot von Großveranstaltungen und fast leere Kinohallen

März 2020: Das hessische Gesundheitsministerium empfiehlt, Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern abzusagen. Die Bundesligaspiele sind auch betroffen. Kinos, Theater und Konzertbranche leiden stark unter den wirtschaftlichen Verlusten. Das Förderprogramm "Weiterführung der Vereins- und Kulturarbeit" wird beschlossen, um sie zu entlasten. Es folgt ein Verbot für Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern sowie die Schließung der Landesmuseen und Staatstheater. 

Juni 2020: Die hessischen Schwimmbäder dürfen zunächst nur für den Trainingsbetrieb wieder öffnen. Zu einem späteren Zeitpunkt ist die Öffnung auch für andere Besucher möglich. 

Kinositze mit freien Sitzen und wenigen Menschen, die Maske tragen und Abstand halten.
Bei Kulturveranstaltungen galt zwischenzeiltich Maskenpflicht, Abstand und ein Negativnachweis. Bild © Imago Images

Angesichts der vielen Einschränkungen finden sich Jugendliche nun öfter zum Feiern im Freien zusammen. Dabei kommt es aber auch zu Randalen und Zusammenstößen mit der Polizei.

Juli 2021: Ab jetzt dürfen wieder mehr Fans in die Stadien. Auch in der Kulturbranche werden Lockerungen eingeführt. Das Feiern in Clubs ist nun für Geimpfte, Getestete und Genesene (3G-Regel) wieder möglich. 

Januar 2022: Die Bund-Länder-Konferenz beschließt umfangreiche Lockerungen in verschiedenen Bereichen. Darunter auch für Sportveranstaltungen. 

Fans von Eintracht Frankfurt gegen Bielefeld auf den Rängen - zwischen jedem Menschen sind mehrere Plätze frei, um den Abstand einzuhalten.
Die Eintracht-Fans sind bei einem Spiel gegen Bielefeld zurück - mit Abstand. Bild © Imago Images

Politik: Kontaktbeschränkungen und Proteste

März 2020: Die Regierung will handeln. Wie groß die Verunsicherung angesichts der Verbreitung des Virus ist, zeigt sich in der damaligen Regierungserklärung des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU). "Die Lage ist sehr, sehr ernst", betont er. Das sehen zunächst auch alle anderen Parteien so und rufen zu Maßnahmen gegen die Pandemie auf. Hessen erhöht das Bürgschaftsvolumen auf 5 Milliarden Euro, um die heimische Wirtschaft zu unterstützen, und führt strikte Kontaktbeschränkungen ein.

Ende des Monats nimmt sich der hessische Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) das Leben. Hintergründe bleiben zunächst unklar. Ministerpräsident Bouffier deutet später in einem Statement an, dass der Finanzminister sehr unter der Corona-Krise litt.

April 2020: Verstöße gegen Corona-Maßnahmen werden mit Bußgeldern bestraft. Die Maskenpflicht tritt in Kraft.

Juni 2020: Hessen stellt ein Sondervermögen zur Verfügung. Die 12 Milliarden Euro sollen zur Krisenbewältigung eingesetzt werden. Unternehmen erhalten Corona-Hilfen - die viele von ihnen aber später zurückzahlen müssen.

August 2020: Die Infektionszahlen steigen in mehreren Städten auf kritische Werte. Der Lockdown wird bis Ende Januar 2021 verlängert.

Im März 2021 protestieren bei einer der größten Kundgebungen in Deutschland seit Jahresbeginn in Kassel 20.000 Menschen gegen die Corona-Maßnahmen, was zu Auseinandersetzungen mit der Polizei führt. Diese setzt Wasserwerfer ein, es kommt zu Festnahmen. Ab Ende April 2021wird die sogenannte "Querdenker"-Bewegung vom Verfassungsschutz beobachtet.

Im Sommer 2021 sinkt die Impfbereitschaft, während das Land mit Kampagnen dagegensteuert. Die Kasseler Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des Millionenbetrugs gegen Verantwortliche eines Corona-Testzenrums, die Tests schlampig oder gar nicht durchgeführt haben sollen.

Im Herbst 2021 folgt die vierte Welle und Hessen verschärft die Regeln mit 2G- und 3G-Maßnahmen. Ab November gelten auch am Arbeitsplatz schärfere Regeln. Nur noch Geimpfte, Genesene oder negativ Getestete sollen Zugang zu einem Betrieb bekommen. Gleichzeitig erhöht die Politik damit den Druck auf Ungeimpfte.

Ende Januar 2022 entscheidet Hessen, den Vertrag zur Luca-App nicht zu verlängern. Mit Hilfe der App konnten Gastronomen, Kulturveranstalter und Einzelhändler die Kontaktdaten ihrer Kunden und Gäste digitial erfassen.

Im Oktober 2022 wird das Corona-Sondervermögen für verfassungswidrig erklärt und abgebaut. 

Das Startsymbol einer Luca-App ist neben den Symbolen von Corona-Warn-App und CovPass App auf einem Bildschirm eines Smartphones dargestellt.  (dpa)
Viel genutzte Apps während der Pandemie: Luca-App, Corona-Warn-App und CovPass App. Bild © dpa

Das lang ersehnte Ende der Pandemie

8. April 2023: Ende aller Corona-Maßnahmen in Hessen, nachdem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am 5. April die Pandemie für beendet erklärt. Die Zahl der Todesfälle durch Corona-Erkrankungen war in den vergangenen Monaten immer weiter gesunken. Der Gesetzgeber setzt nun auf die Eigenverantwortung der Menschen.

Mit der Aufarbeitung der Pandemie sind Politiker bis heute beschäftigt. Im Sommer 2024 wurde ein umstrittener Corona-Ausschuss gebildet. Parallel dazu hat der Landtag erst kürzlich beschlossen, dass die staatlichen Maßnahmen aufgearbeitet werden, um für künftige Fälle gut aufgestellt zu sein.

Zunächst werden mindestens 50 repräsentativ ausgewählte Bürger nach ihren Erfahrungen befragt. Dann sollen Wissenschaftler in einer Expertenanhörung zu Wort kommen. Am Ende wird von der Landesregierung ein Maßnahmenpaket erwartet.

Redaktion: Anikke Fischer

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de mit Informationen von Sarina Haase und Gaby Beck (hr)