Corona-Jahresrückblick (2) Die schwere zweite Welle und eine große Hoffnung

Kaum ist die erste Welle der Pandemie überstanden, folgt die nächste mit mehr Kranken und Toten. Und doch zeichnet sich für 2021 ein Ende des Spuks ab. Wir blicken im zweiten Teil unseres Jahresrückblicks auf die wichtigsten Entwicklungen in der Corona-Krise zurück - von Juli bis Dezember.

Mann beim Corona-Test
Ein Mann beim Corona-Test. Bild © picture-alliance/dpa
  • Link kopiert!

Wie haben die Hessen die Corona-Krise bislang gemeistert? Im zweiten Teil unseres Corona-Jahresrückblicks schauen wir auf Sommer, Herbst und Winter. (Den ersten Teil des Corona-Jahresrückblicks finden Sie hier.)

Da sich bei warmen Temperaturen vieles draußen abspielt, verbreitet sich das Coronavirus nur langsam. Im Herbst ändert sich das schnell. Die Städte und Kreise ergreifen entsprechende Maßnahmen: von einer Sperrstunde über ein Alkoholverbot an öffentlichen Plätzen bis hin zu einer Maskenpflicht im Freien. Kurz vor Weihnachten kommt dann der Shutdown - und kurz danach beginnen die ersten Impfungen.

Juli

4. Juli: Sondervermögen wird beschlossen. Der hessische Landtag entscheidet wegen der Corona-Krise über ein Finanzpaket von historischen Ausmaßen: In einer Sondersitzung beschließt das Parlament, zwölf Milliarden Euro Kredit aufzunehmen, um für mögliche Steuerausfälle gerüstet zu sein und die Wirtschaft anzukurbeln. Um das Sondervermögen hatte es heftigen Streit gegeben. Um es zu ermöglichen, musste die Landesregierung die Schuldenbremse lockern.

6. Juli: Beginn der Sommerferien in Hessen. Durch den coronabedingten Stress der vergangenen Monate sind viele Hessen urlaubsreif. Ein Urlaub im Ausland gestaltet sich während der Pandemie allerdings schwierig: Neben Sonnencreme und Badeanzug ist die Maske ein Pflichtaccessoire. Viele Hessen verbringen ihren Urlaub dann doch lieber in heimischen Gefilden.

6. Juli: Nach vier Monaten Corona-Pause dürfen alle Kinder in die Kitas zurück. Der Normalbetrieb startet wieder, der "eingeschränkte Regelbetrieb" endet. Es gelten jedoch strenge Hygiene-Regelungen. Und Einschränkungen gibt es im neuen Regelbetrieb weiterhin, was für Kritik sorgt.

18. /19. Juli: Freiluftpartys und Randale auf dem Frankfurter Opernplatz. Da die Clubs geschlossen sind, feiern hunderte Menschen auf öffentlichen Plätzen und missachten die Corona-Regelungen. Zudem hinterlassen sie ordentlich Müll. In Hessen sind besonders Frankfurt und Kassel betroffen. In Frankfurt eskaliert wegen Randalierern schließlich die Situation auf dem Opernplatz: Als Polizisten bei einer Schlägerei eingreifen wollen, werden sie selbst zum Ziel von Angriffen. Es folgen ein Betretungsverbot ab Mitternacht und ein Aufenthaltsverbot ab 1 Uhr.

Freiluftpartys an der Alten Oper in Frankfurt
Am Frankfurter Opernplatz eskalierte die Lage. Bild © Jakob Schaumann (hr)

22. Juli: Hessen greift erstmals zurück auf das umstrittene kreditfinanzierte Sondervermögen über 12 Milliarden Euro. Finanzminister Boddenberg (CDU) kündigt ein erstes Hilfspaket an. Größter Empfänger sind die Kommunen, die als Ausgleich für ihre Steuerverluste mehr als eine halbe Milliarde Euro erhalten sollen.

August

1. August: Mannschafts- und Schulsport ohne Einschränkungen. In Hessen soll der Schul- und Mannschaftssport wieder uneingeschränkt möglich sein. Sportfachverbände, Vereine und Schulen sollen gemeinsam entsprechende Hygienekonzepte erarbeiten.

3. August: Corona-Hotspot Offenbach. In der Stadt Offenbach steigen die Fallzahlen, vor allem verursacht durch Urlaubsrückkehrer, rapide an. Die Stadt zieht Konsequenzen und schränkt das öffentliche Leben vorübergehend wieder ein. So wird zum Beispiel öffentliches Grillen und Picknicken verboten. Indes warnen Politiker und Mediziner bereits vor einer zweiten Infektionswelle in Deutschland.

Menschen mit Mundschutz in einer Straßenbahn.
Menschen mit Mundschutz in einer Straßenbahn. (Archivfoto) Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

8. August: Corona-Testpflicht für Reiserückkehrer. Am Flughafen Frankfurt und in den hessischen Arztpraxen richtet man sich auf vermehrte Tests für Reisrückkehrer aus Risikogebieten ein.

17. August: Schulstart mit Corona. Die Sommerferien sind zu Ende, in Hessen beginnt das neue Schuljahr. Landesweit gilt, dass Schüler außerhalb der Klassenzimmer Masken tragen müssen. An vielen Schulen herrscht allerdings Unklarheit darüber, welche Maßnahmen noch einzuhalten sind - das stellt Lehrer und Schüler vor Herausforderungen. Und die Bussen sind arg voll.

Schüler eines Gymnasiums mit Mund-Nasen-Schutz
Schülerinnen und Schüler müssen Maske tragen. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

20. August: Hohe Zahlen wegen privater Feiern. In mehreren hessischen Städten und Kreisen steigen die Infektionszahlen stark an. In Offenbach, Hanau, Frankfurt, Wiesbaden, Kassel und Groß-Gerau erreichen die Infektionszahlen den kritischen Wert. Oft sind private Feiern der Auslöser, nach einer Hochzeit in Groß-Gerau müssen 160 Gäste in Quarantäne. Manche Städte, wie Frankfurt oder Offenbach, verschärfen die Maskenpflicht. Maskenverweigerern in Bussen und Bahnen droht landesweit ein Bußgeld.

31. August: Absage von Karnevalsveranstaltungen und Weihnachtsmärkten. Angesichts der steigenden Infektionszahlen sagen immer mehr Städte und Gemeinden Veranstaltungen zu Karneval und Weihnachtsmärkte ab, weil sie die Abstands- und Hygieneregelungen nicht einhalten können. Fulda ist eine der ersten Städte, die ihren Fastnachts-Umzug absagen. Man wolle nicht, dass Fulda zu einem neuen Corona-Hotspot werde, heißt es aus dem Rathaus.

September

Anfang September: Vorbereitung auf den Winter und die Grippewelle. In Hessen bereitet sich das Gesundheitssystem auf die kommende kalte Jahreszeit und steigende Infektionszahlen vor. Es herrscht auch Besorgnis wegeneiner parallel verlaufenden Grippewelle.

Schnupfen Taschentuch Erkältung
Bild © picture-alliance/dpa

14. September: Steuerausfälle in Hessen sind höher als erwartet. Finanzminister Michael Boddenberg (CDU) veröffentlicht die Steuerschätzung für Hessen. Diese zeigt, dass das Steuerloch noch größer wird, als zunächst erwartet. Er beziffert die Ausfälle bis zum Jahr 2024 auf mehr als 7,8 Milliarden Euro im Vergleich zu früheren Prognosen.

15. September: Fußball-Fans dürfen wieder ins Stadion. Die Bundesländer beschließen gemeinsam, Zuschauer in Stadien und Sporthallen wieder zuzulassen. Allerdings müssen strenge Hygienekonzepte eingehalten werden.

Fans von Eintracht Frankfurt gegen Bielefeld
Die Eintracht-Fans sind zurück - mit Abstand. Bild © Imago Images

18. September: Wieder Besuche in Alten- und Pflegeheimen möglich. Hessen hebt die wegen der Corona-Pandemie verhängten allgemeinen Besuchsbeschränkungen für Alten- und Pflegeheime auf. Damit entfallen verbindliche Vorgaben zur Dauer und Anzahl der Besuche. In den Einrichtungen muss es Schutzkonzepte und Hygienepläne geben.

20. September: Erstes Bundesliga-Heimspiel der Eintracht vor Fans. Erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie verfolgen wieder Fans ein Heimspiel von Eintracht Frankfurt im Stadion. Die Regeln sind streng, die Atmosphäre gegen Bielefeld aber besser als erwartet.

21. September: Klage gegen das Sondervermögen kommt. Die Oppositionsfraktionen SPD und FDP wollen beim Verfassungsgericht Klage gegen das von der schwarz-grünen Landesregierung beschlossene, milliardenschwere Schuldenpaket für das Corona-Sondervermögen einlegen. Zuvor gab es heftigen Streit um die Corona-Schulden-Politik des Landes.

Oktober

Anfang Oktober: Die zweite Corona-Welle kommt. Wie in ganz Deutschland steigen auch in Hessen die Infektionszahlen rasant an. Die Kontaktverfolgung wird zunehmend schwerer. In den Krankenhäusern müssen wieder mehr Patienten behandelt werden.

Feiernde und Polizei am Friedberger Markt in Frankfurt
Die Polizei kontrolliert Corona-Regeln am Friedberger Platz in Frankfurt. Bild © picture-alliance/dpa

6. Oktober: Frankfurt und Offenbach führen strengere Corona-Regeln ein. In Frankfurt wird die Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen überschritten. Die Stadt beschließt deshalb strengere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, wie eine Sperrstunde ab 22 Uhr und ein Alkoholverbot auf Plätzen und in Parks. Kurz darauf rudert die Stadt zurück und verschiebt die Sperrstunde auf 23 Uhr. Inhaber von Restaurants und Kneipen sind dennoch entsetzt und kämpfen gegen die Einschränkungen.

Die Karte zeigt die Bereiche, wo Alkoholverbot und Maskenpflichtab 9.10.2020 gelten.
Alkoholverbot und Maskenpflicht im Freien in Frankfurt. Bild © OpenStreetMap-Mitwirkende

8. Oktober: Corona-Ausbruch in Hübenthal - ein Dorf muss in Quarantäne. In Hübenthal, einem Ortsteil von Witzenhausen (Werra-Meißner) verbreitet sich das Coronavirus rasant. Der Grund: In einem spirituellen Seminarhaus, das sich am Mystiker Osho orientiert, hat zuvor eine Feier stattgefunden. Die 89 Einwohner des Dorfes müssen alle in Quarantäne.

11. Oktober: Städte rufen Bundeswehr zur Hilfe. Frankfurt und Offenbach fordern die Bundeswehr an, um bei der Kontaktverfolgung bei Corona-Infektion zu helfen.

Menschen laufen mit und ohne Maske über die Zeil.
Menschen tummeln sich auf der Frankfurter Zeil - ein Kontaktverfolgung im Falle einer Infektion ist schwierig. Bild © Imago Images

14. bis 18. Oktober: Buchmesse findet nur digital statt. Aufgrund der Corona-Pandemie muss die Buchmesse in Frankfurt virtuell stattfinden. Die persönliche Begegnungen in den Messehallen fehlen natürlich sehr: Mal ganz abgesehen von den wirtschaftlichen Folgen empfinden Autoren, Macher und Redner die Buchmesse als surreal. Da fallen Worte wie "gespenstisch oder traurig". hessenschau.de ist in der Festhalle vor Ort und berichtet über alles, was dort passiert und nicht passiert.

Eine Tasche mit Aufschrift Frankfurter Buchmesse steht auf einem roten Teppich.
Bild © Johannes Gregor/hr

16. Oktober: Verschärfte Maßnahmen in Hessen. Wegen steigender Infektionszahlen verschärft die Landesregierung die Corona-Beschränkungen im ganzen Bundesland. Private Feiern in öffentlichen Räumen werden auf 50 Personen begrenzt, die Kontaktdaten-Nachverfolgung wird verstärkt und die Maskenpflicht ausgeweitet. Aber auch Lockerungen für Geschäfte, Märkte, Gaststätten und Veranstaltungen werden umgesetzt.

24. Oktober: Frankfurt sagt Weihnachtsmarkt ab. In Frankfurt lag die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen zuletzt bei 176,1. Deswegen wird in der gesamten Innenstadt eine Maskenpflicht verhängt, auch die Kontaktbeschränkungen werden verschärft. Zudem wird der Weihnachtsmarkt abgesagt. Diesem Beispiel folgen auch andere Städte - für die Schausteller eine Katastrophe.

Menschenmasse beim Frankfurter Weihnachtsmarkt auf dem Römer 2019
Das waren noch Zeiten: Weihnachtsmarkt auf dem Römer in Frankfurt 2019 Bild © hessenschau.de/Arne Bartram

31. Oktober: Masken-Zoff im Landtag: AfD tritt oben ohne an. Eigentlich sollte es bei der Sondersitzung des Landtags um die Corona-Krise gehen. Doch vorher gab es Masken-Zoff, denn die AfD-Fraktion trat in der Sitzung demonstrativ ohne Mund-Nasen-Schutz auf. Landtagspräsident Boris Rhein (CDU) appellierte an den Anstand, die Kollegialität und das Verantwortungsgefühl der Abgeordneten. Die AfD sieht Hessen hingegen wegen der Corona-Regeln "in Richtung eines totalitären Staates" ziehen.

AfD-Chef Lambrou zeigt Maske im Landtag - und zieht sie dann auch auf
AfD-Chef Lambrou zeigt Maske im Landtag. Bild © picture-alliance/dpa

November

2. November: Hessen im zweiten Teil-Lockdown. Der Teil-Lockdown tritt in ganz Deutschland in Kraft. Weil sich die Infektionslage weiter zuspitzt, wird auch das öffentliche Leben in Hessen erneut stark eingeschränkt. Freizeiteinrichtungen müssen dicht machen, Kontakte in der Öffentlichkeit werden minimiert. Schulen und Kitas bleiben aber - anders als im Frühjahr - geöffnet, ebenso wie Geschäfte. Restaurants, Bars, Clubs, Diskotheken und Kneipen trifft es erneut hart: Sie müssen schließen.

Stühle und Tische abgesperrt
Bild © picture-alliance/dpa


9. November: Biontech und Pfizer entwickeln ersten wirkungsvollen Impfstoff. Die Mainzer Pharmafirma Biontech und ihr US-Partner Pfizer melden einen Durchbruch bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs. Der Impfstoff bietet laut Testergebnis einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19. Er soll zu einem großen Teil auch in Marburg produziert werden.

Drei Fläschchen Corona-Impfstoff der Firma Biontech stehen auf einem Tisch, davor liegt eine Nadel.
Der Corona-Impfstoff ist quasi angerichtet. Bild © Imago Images

10. November: Klage gegen Sondervermögen. Die oppositionellen Landtagsfraktionen von SPD und FDP reichen eine Klage gegen das Corona-Sondervermögen vor dem hessischen Staatsgerichtshof ein. Ihrer Ansicht nach wurde der Landtag nicht ausreichend an dem Vorhaben beteiligt.

14. November: "Querdenken"-Demonstration in Frankfurt. Bei einer Demonstration der Initiative "Querdenken" gegen die Corona-Maßnahmen werden die Hygiene-Regeln nicht eingehalten. Die Polizei greift zu harten Maßnahmen: Sie setzt Wasserwerfer gegen Corona-Leugner und Gegendemonstranten ein, um die Versammlungen aufzulösen.

15. November: Maskenpflicht in Wiesbadener Fußgängerzone. Auch Wiesbaden verschärft die Corona-Regeln, so dürfen Passanten die Fußgängerzone nur noch mit Mund-Nasen-Schutz betreten. Gleiches gilt für weitere Bereiche in der Innenstadt, für den Bahnhofsvorplatz und auch für die Straßen rund um die Berufsschulen.

20. November: Hessen bereitet Massenimpfung vor. Das Land Hessen bereitet sich auf die großangelegte Impfung von rund 3,8 Millionen Menschen vor. Die grobe Rechnung lautet: An rund 30 Impfstellen im ganzen Bundesland werden jeweils 1.000 Menschen täglich geimpft – und das an allen sieben Tagen in der Woche. Liefe bei diesem Kraftakt alles wie gedacht, wäre die größte konzertierte Impfaktion Hessens in etwa neun Monaten vollendet.

Auch Transport und Lagerung werden in Wiesbaden durchdacht: Denn der Impfstoff muss bei minus 70 Grad gelagert werden, fünf Tage hält er laut Unternehmen dann bis zur Impfung auch im Kühlschrank. Hier finden Sie Fragen und Antworten zur Corona-Massenimpfung in Hessen.

Impfung
Bald geht es los mit der Massenimpfung. Bild © picture-alliance/dpa

25. November: Verlängerung des Teil-Lockdowns. Private Treffen, Shopping, Silvester-Feuerwerk: Der Teil-Lockdown geht nach einem Beschluss des Corona-Kabinetts bis zum 20. Dezember in die Verlängerung und wird verschärft. Eine Ausnahme bilden die Schulen. Die neuen Einschränkungen betreffen neben privaten Kontakten vor allem das Einkaufen in größeren Geschäften und Shopping-Centern. Hessen wolle so "schneller und stärker das Infektionsgeschehen zurückzudrängen", sagte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).

27. November: Start-ups in Hessen rufen Millionen Corona-Hilfen ab. Hessische Start-ups und kleine Mittelständler haben in der Corona-Krise Millionenhilfen des Landes abgerufen. Allein von Juli bis Ende November hat die Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen Liquiditätsbeteiligungen von 5,2 Millionen Euro zugesagt. Weitere rund vier Millionen Euro wurden zudem beantragt, wie die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen mitteilte. Die Beteiligungshöhe liege im Schnitt bei 400.000 Euro pro Unternehmen.

Das Wort des Jahres 2020 ist "Corona-Pandemie"
Das Wort des Jahres 2020 ist "Corona-Pandemie" Bild © picture-alliance/dpa

30. November: "Corona-Pandemie" ist Wort des Jahres. An dem alles beherrschenden Thema 2020 kommt auch die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) nicht vorbei: Sie hat Corona-Pandemie zum Wort des Jahres gekürt. Auf dem zweiten Platz landete das Wort Lockdown, auf dem dritten Verschwörungserzählung.

Dezember

4. Dezember: Mehr Covid-19-Tote in Heimen als je zuvor. In Hessens Alten- und Pflegeheimen sind zuletzt so viele Menschen an oder mit Covid-19 gestorben wie noch nie im Verlauf der Pandemie. Das geht aus einer Statistik des Regierungspräsidiums Gießen hervor. Demnach sind innerhalb einer Woche 137 positiv getestete Heimbewohner gestorben. Derzeit sind rund 220 von 800 Einrichtungen betroffen, also etwa jede vierte. Insgesamt leben in Hessen rund 60.000 Menschen in Einrichtungen der Altenhilfe.

Altenheimbewohnerin in ihrem Zimmer
Bild © picture-alliance/dpa

6. Dezember: Lufthansa streicht 29.000 Jobs bis Jahresende. Die Corona-Krise kostet bei der Lufthansa zehntausende Mitarbeiter den Job. Bereits bis Jahresende sollen knapp 30.000 Stellen gestrichen sein. Die bevorstehenden Feiertage machen zugleich Hoffnung bei der Lufthansa: Die Nachfrage nach Flügen über Weihnachten und Silvester ist laut einer Sprecherin gestiegen. Es geht nicht nur den Airlines schlecht, auch andere Branchen trifft es hart. So macht etwa auch die Frankfurter Messe Millionenverluste.

8. Dezember: Hessen führt neue Eskalationsstufe "Schwarz" ein. Die Corona-Zahlen steigen dermaßen, dass das hessische Corona-Kabinett das bestehende Eskalationskonzept um eine weitere Stufe erweitert - mit Ausgangssperre und Alkoholverbot. Die neue Stufe "Schwarz" greift bei einem "diffusen Infektionsgeschehen" in einem Corona-Hotspot. Das ist laut Land gegeben, wenn eine Stadt oder ein Kreis an drei aufeinanderfolgenden Tagen 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb der letzten sieben Tage meldet.

Das erweiterte Eskalationskonzept beinhaltet ein gestuftes Vorgehen zur Bekämpfung der Pandemie.
Das erweiterte Eskalationskonzept beinhaltet ein gestuftes Vorgehen zur Bekämpfung der Pandemie. Bild © Hessisches Ministerium für Soziales und Integration

9. Dezember: Nächtliche Ausgangssperre für Offenbach. Mit einer Inzidenz von weit über 200 führt die Stadt Offenbach die Liste der hessischen Corona-Hotspots an. Als erste Kommune führt sie nun die soeben beschlossenen strengeren Regeln ein. Sprich: Es wird dort eine nächtliche Ausgangssperre und ein ganztägiges Alkoholverbot im öffentlichen Raum geben. Aus triftigen Gründen dürfen Bürger ihr Zuhause aber zwischen 21 und 5 Uhr verlassen.

Offenbach macht nur den Anfang. Wenig später verhängen Hotspots wie die Kreise Groß-Gerau, Limburg-Weilburg oder Fulda ebenfalls Ausgangssperren.

Corona-Schild Offenbach
Anti-Corona-Banner in Offenbach. Bild © picture-alliance/dpa

11. Dezember: Viele Impfzentren startklar. Insgesamt sollen etwa vier Millionen Menschen in Hessen geimpft werden. Die Städte und Gemeinden haben Hallen, Zelte und sogar alte Baumärkte dafür gefunden und bereiten sich auf den Ansturm vor.

12. Dezember: So viele Neuinfektionen wie nie. In Hessen sind binnen 24 Stunden 3.116 weitere Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt worden. Das teilte das Robert-Koch-Institut mit. Das ist der höchste Wert, den es in Hessen bisher gab. Im selben Zeitraum starben laut RKI 57 Menschen an oder mit Covid-19. Damit wurden seit Beginn der Pandemie 1.716 Todesfälle gemeldet.

13. Dezember: Länder einigen sich auf Lockdown. Wegen der anhaltend hohen Corona-Infektionszahlen wird das öffentliche Leben in Hessen und den anderen Bundesländern ab dem 15. Dezember drastisch heruntergefahren. Das kündigte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) an. In den Innenstädten sorgt diese Ankündigung für regen Andrang, denn viele wollen noch Weihnachtsgeschenke kaufen. Auch bei den Friseuren klingelt das Telefon ununterbrochen.

 Ein Fön hängt in einem Friseursalson in einer Halterung.
Dem Friseurhandwerk wird am Dienstagabend der Stecker gezogen: Bis einschließlich 10. Januar müssen die Salons wegen des Lockdowns schließen. Bild © Jörn Perske (hr)

15. Dezember: Hessen ist im Lockdown bis zum 10. Januar. Mitten im Weihnachtsgeschäft müssen die Geschäfte in Hessen dicht machen. Auch an Weihnachten und Silvester wird es Einschränkungen geben. Die Präsenzpflicht in Schulen ist aufgehoben.

Dass die Schulen und Kitas grundsätzlich offen bleiben, hat im Vorfeld für Kritik gesorgt. Dies sei eine halbgare Lösung, kritisiert etwa die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Die Verantwortung werde damit auf die Eltern abgeschoben.

Wie leergefegt: der Frankfurter Römerberg
Wie leergefegt: der Frankfurter Römerberg Bild © picture-alliance/dpa

24. - 26. Dezember: Weihnachten nur im engen Familienkreis. Über Weihnachten gibt es während des Lockdowns Lockerungen, es werden mehr Kontakte möglich. Neben dem eigenen Hausstand dürfen sich vier weitere Menschen aus dem engsten Familienkreis treffen. Gottesdienste sind erlaubt, allerdings darf nicht gesungen werden. Die nächtlichen Ausgangssperren in Hotspots werden gelockert.

Mehrere Einwegmasken hängen an einem beleuchteten Weihnachtsbaum
Bild © Imago Images

27. Dezember: Endlich ist es soweit: Die Impfaktion startet. Auch in Hessen haben die Impfungen gegen das Coronavirus begonnen. Zu den ersten Geimpften gehört eine Frankfurter Intensiv-Krankenschwester. In Alten- und Pflegeheimen waren mobile Teams unterwegs. In Hessen stehen zunächst knapp 10.000 Impfdosen zur Verfügung. Die Hälfte der Einheiten soll direkt genutzt werden, die übrigen 5.000 Dosen sind für die zweite Impfung bestimmt. Am zweiten Weihnachtsfeiertag war die erste Lieferung von Impfdosen der Mainzer Firma Biontech wie geplant in Hessen angekommen.

Zeynep Kallmayer (l.), Pflegerin am Frankfurter Uniklinikum, erhält am Sonntagmorgen eine der ersten Corona-Impfungen in Hessen.
Zeynep Kallmayer (l.), Pflegerin am Frankfurter Uniklinikum, erhält am Sonntagmorgen eine der ersten Corona-Impfungen in Hessen. Bild © picture-alliance/dpa

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe