Das müssen Sie zur Grippewelle in Hessen wissen
Seit Jahresbeginn rollt die Grippewelle durch Hessen. Hausärzte und Behörden berichten von vollen Praxen und hohen Fallzahlen. Ob sich eine Impfung noch lohnt - und was zu tun ist, wenn es Sie doch erwischt hat, erfahren Sie hier.
Kopfschmerzen, Husten, Halsweh und Fieber: Viele Menschen in Hessen sind derzeit an der Grippe erkrankt. Seit Anfang Januar ist die Zahl der Grippefälle rapide angestiegen. Das Gesundheitsministerium meldete Ende Januar für die ersten vier Wochen des Jahres bereits mehr als 3.000 laborbestätigte Grippefälle.
Wir beantworten hier die wichtigsten Fragen zur Grippewelle 2025 in Hessen.
- Was ist der Unterschied zwischen Erkältung, grippalem Infekt und Grippe?
- Welche Symptome sind typisch für die Grippe?
- Wie gefährlich ist die Grippe?
- Wie wird Influenza übertragen?
- Wie heftig wird die aktuelle Grippewelle?
- Sind die Arztpraxen deswegen überlastet?
- Lohnt es sich jetzt noch, sich impfen zu lassen?
- Wer sollte sich gegen sie saisonale Influenza impfen lassen?
- Gibt es genug Grippe-Impfstoff?
- Wer übernimmt die Kosten für die Impfung?
- Wie kann man sich sonst noch vor der Grippe schützen?
- Was tun, wenn es einen doch erwischt hat?
Was ist der Unterschied zwischen Erkältung, grippalem Infekt und Grippe?
Die Begriffe Erkältung und grippaler Infekt bezeichnen die selbe Erkrankung. Sie stehen für eine akute, unkomplizierte Atemwegsinfektion mit typischen Symptomen wie Schnupfen, Halsschmerzen, Husten und leichtem Fieber. Sie werden durch viele verschiedene Viren verursacht, während die Grippe von Influenza-Viren ausgelöst wird und meist heftiger verläuft. Gegen Influenza kann geimpft werden, gegen grippale Infekte nicht.
Welche Symptome sind typisch für die Grippe?
Die Grippe beginnt plötzlich und heftig. Die häufigsten Symptome sind Fieber, Husten, Halsschmerzen sowie Muskel- und Kopfschmerzen, aber auch Schwäche, Schweißausbrüche, Schnupfen sowie gelegentlich Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall sind möglich.
Nicht alle Infizierten zeigen jedoch die typischen Symptome – etwa ein Drittel der Fälle verläuft asymptomatisch. Die Krankheitsdauer beträgt in der Regel fünf bis sieben Tage, kann sich aber bei Komplikationen verlängern.
Wie gefährlich ist die Grippe?
Bei jungen und gesunden Menschen gibt es meist keine Komplikationen. Gefährlich werden kann Influenza insbesondere für ältere Menschen, chronisch Kranke und Schwangere. Hier sind schwere Verläufe bis hin zu lebensbedrohlichen Komplikationen möglich. Jedes Jahr sterben in Deutschland mehrere Hundert bis über 20.000 Menschen in Zusammenhang mit Influenza, wie das Robert Koch-Institut (RKI) erklärt.
Wie wird Influenza übertragen?
Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion oder Kontakt mit kontaminierten Oberflächen. Eine rechtzeitige Impfung kann das Risiko eines schweren Verlaufs erheblich reduzieren.
Wie heftig wird die aktuelle Grippewelle?
Die Grippewelle hat gerade erst begonnen und aktuell steigt die Zahl der Arztbesuche rasant, sagt Christian Sommerbrodt, Hausarzt und erster Vorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Hessen e. V.
"Wie heftig die aktuelle Welle werden wird und wie lange sie dauern wird, lässt sich nur schwer vorhersagen", erklärt er. "In der Regel dauert eine Grippewelle bis mindestens Anfang März, manchmal auch länger."
Sind die Arztpraxen deswegen überlastet?
Ja, sagt Hausarzt Christian Sommerbrodt. "Wir hatten im Herbst bis kurz vor Weihnachten eine sehr hohe Infektwelle mit Atemwegserkrankungen, die fast nahtlos in die aktuelle Grippewelle übergeht."
In den Praxen seien viele Patienten mit wiederholten Infekten. "Die Herbst-Infektwellen sind in den vergangenen drei Jahren seit Ende der Corona-Pandemie ungewöhnlich hoch gewesen und sorgen für eine massive Belastung der hausärztlichen Praxen."
Lohnt es sich jetzt noch, sich impfen zu lassen?
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt, sich bereits vor der Grippewelle impfen zu lassen. Die beginnt in Deutschland meist um die Jahreswende. Um rechtzeitig geschützt zu sein, wird daher eine Impfung im Herbst empfohlen. Dennoch lohne sich eine Impfung zum jetzigen Zeitpunkt "auf jeden Fall noch", so Sommerbrodt.
Wer sollte sich gegen sie saisonale Influenza impfen lassen?
Die Stiko empfiehlt die Impfung vor allem für alle Menschen ab 60 Jahren, Schwangere ab der 14. Schwangerschaftswoche, chronisch Erkrankte sowie Menschen, die engen Kontakt zu jemandem aus den Risikogruppen haben. Beschäftigte im medizinischen Bereich sollten sich ebenfalls impfen lassen.
Bei gesunden Kindern und Erwachsenen bis 60 Jahren verläuft eine Grippe in der Regel ohne größere Komplikationen. Obwohl die Stiko für sie keine Empfehlung ausspricht, bedeutet das nicht, dass sie für sie von der Impfung abrät, erklärt das Robert Koch-Institut (RKI).
Gibt es genug Grippe-Impfstoff?
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gibt an, Ende 2024 knapp 20 Millionen Dosen Influenza-Impfstoff für die Saison 2024/2025 freigegeben zu haben. Somit stünden rechtzeitig ausreichend Impfstoffe zur Verfügung, um die Nachfrage nach Influenza-Impfungen zu decken.
Wer übernimmt die Kosten für die Impfung?
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten der Grippeimpfung für alle Risikogruppen. Viele Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitenden ebenfalls kostenlose Impfungen an, um Krankheitsausfälle zu reduzieren.
Für alle anderen liegen die Kosten in der Regel bei etwa 25 Euro. Es empfiehlt sich, die Kostenübernahme direkt mit der Krankenkasse abzuklären, teilt der Hausärzteverband mit.
Wie kann man sich sonst noch vor der Grippe schützen?
Das RKI empfiehlt zur Vorbeugung von Influenza-Infektionen neben der Impfung auch Hygienemaßnahmen wie gründliches Händewaschen, das Husten oder Niesen in die Armbeuge sowie regelmäßiges Lüften von Räumen. Diese Empfehlungen sind in einem Ratgeber des RKI zur saisonalen Influenza zu finden.
Zudem betont das Bundesministerium für Gesundheit, dass ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und ausreichend Schlaf das Immunsystem stärkt und somit das Risiko für Infektionen senken kann.
Was tun, wenn es einen doch erwischt hat?
Bei einer Grippeerkrankung ist es wichtig, dem Körper ausreichend Ruhe zu gönnen und ausreichend zu trinken. Bei hohem Fieber, schwerem Krankheitsgefühl oder wenn sich die Beschwerden nicht innerhalb weniger Tage bessern oder sogar verschlechtern, sollte eine Arztpraxis kontaktiert werden. Personen mit Risikofaktoren sollten sich schon frühzeitig mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt in Verbindung setzen.