55 Messstellen unter Vorjahresniveau Defizit im hessischen Grundwasser bleibt trotz nassem März
Obwohl es im März so viel wie lange nicht geregnet hat, hilft das dem Grundwasser in Hessen nur bedingt: Zwar steigen die Pegel wieder, eine nachhaltige Regeneration halten Experten vor dem Sommer aber nicht mehr für möglich.
Die Grundwasserstände in Hessen sind für die Jahreszeit immer noch auf einem zu niedrigen Niveau. Zwar habe sich die Situation seit dem trockenen Sommer wieder entspannt, doch an vielen Messstellen würden die für die Jahreszeit üblichen Grundwasserstände weiter deutlich unterschritten, teilte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) mit.
"Es besteht nach wie vor ein beträchtliches Defizit im Grundwasser", erklärte die Behörde in einem neuen Bericht. Die Anteile der Messstellen mit unterdurchschnittlichen und sehr niedrigen Grundwasserständen seien seit September 2022 aber kontinuierlich gesunken. Gleichzeitig habe die Anzahl von Messstellen mit durchschnittlichen Grundwasserständen zugenommen.
55 Prozent der Messpunkte niedriger als vor einem Jahr
Im März habe ein Viertel der Messstellen Grundwasserstände auf einem sehr niedrigen Niveau aufgewiesen, rund 20 Prozent unterdurchschnittliche Werte. Durchschnittliche Stände wurden laut HLNUG an 44 Prozent der Messstellen beobachtet, überdurchschnittliche oder sehr hohe nur an fünf beziehungsweise vier Prozent der Messstellen. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Werte im März an 55 Prozent der Messpunkte auf einem niedrigeren Niveau als vor einem Jahr.
Die Auswirkungen des vielen Regens im März deuten sich demnach aktuell erst an und würden sich im Verlauf des Aprils oder später bemerkbar machen. Zum Monatswechsel wurden laut HLNUG an rund 80 Prozent der Messstellen bereits teils deutlich steigende Grundwasserstände registriert. "Es ist davon auszugehen, dass sich die Anstiege im April weiter fortsetzten und für eine weitere Entspannung im Grundwasser sorgen werden", so das HLNUG.
Einige Wochen Regen reichen nicht
Um das Defizit der zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre im Grundwasser auszugleichen, reichten jedoch nicht die Niederschläge einiger Wochen oder Monate. "Es sind ergiebige Niederschläge über einen deutlich längeren Zeitraum von Nöten", so das HLNUG. Ende April gehe üblicherweise die Regenerationsphase für das Grundwasser zu Ende. Erst in der kommenden Regenerationsphase im nächsten Winter könne mit einer nachhaltigen Erholung der Grundwasserverhältnisse gerechnet werden.
Mit zunehmendem Klimawandel werde der Niederschlag häufiger in Form von kurzzeitigen Starkregenereignissen und seltener in Form des sogenannten Landregens fallen. "Dies bedingt dann auch längere Trockenperioden, besonders im Sommer". Gleichzeitig verlängere sich durch den Klimawandel die Vegetationsperiode, in der Pflanzen dem Boden Wasser entziehen.
BUND: Wasserpolitik von Jahr zu Jahr wichtiger
"Die massiven Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt in Hessen sind seit dem Dürresommer 2018 unübersehbar", sagte auch der Naturschutzreferent und stellvertretende Geschäftsführer des hessischen Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen), Thomas Norgall. Wasserpolitik werde damit von Jahr zu Jahr wichtiger und in der nächsten Legislaturperiode müssten endlich nötige Entscheidungen zur Trinkwasserversorgung und Rettung der Wälder erfolgen.
In Hessen ist das Grundwasser die wichtigste Ressource für die Trinkwasserversorgung von Bevölkerung und Wirtschaft. Laut dem Umweltministerium in Wiesbaden werden 95 Prozent des Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen. Im vergangenen Sommer hatten mehrere Gemeinden einen Trinkwassernotstand ausgerufen - unter anderem, weil die Grundwasserstände nach langen Trockenphasen stark gesunken waren.
Sendung: hr-iNFO, 12.04.2023, 7 Uhr
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