Protest gegen Abrisspläne Demonstranten besetzen erneut ehemalige Dondorf-Druckerei in Frankfurt
Aktivisten haben zum zweiten Mal in diesem Jahr das Gebäude der ehemaligen Dondorf-Druckerei in Frankfurt besetzt. Die Polizei geht von etwa 100 Besetzern aus. Es gibt Gespräche über eine mögliche Räumung.
"Die Dondorf Druckerei hat ihre Tore wieder geöffnet", heißt es in einer am Samstag veröffentlichten Mitteilung der Initiative "Die Druckerei". Man habe erneut das Gelände im Frankfurter Stadtteil Bockenheim besetzt, um es "als nicht-kommerzielles und selbstverwaltetes Kultur- und Bildungszentrum der Stadtgesellschaft und ihren Besucher*innen zugänglich zu machen", teilten die Aktivisten mit.
"Wir sind vor Ort und beobachten die Situation und sind im Austausch mit dem Hausrechtsinhaber", sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Unklar sei, wie viele Personen sich genau auf dem Gelände befinden. In der Nacht und am Morgen sei es zu keinen weiteren Störungen gekommen, so die Polizei. Über soziale Netzwerke kündigten die Aktivisten für den Nachmittag und Abend verschiedene Veranstaltungen in dem Gebäude an.
Am Samstagnachmittag war die Lage vor Ort angespannter: Die Polizei war mit rund 50 Beamten vor Ort, diese standen laut Polizeiangaben zunächst etwa 30, später bis zu 100 Besetzern entgegen.
Polizei spricht mit Uni über mögliche Räumung
Das Gelände gehört der Goethe-Universität. Ob eine eventuelle Räumung anstehe, sei Gegenstand der Gespräche mit dem Eigentümer, sagte ein Sprecher am Samstag dem hr.
Wie bereits bei einer Besetzung im Sommer soll mit der Besetzung gegen den geplanten Abriss des historischen Gebäudes in Frankfurter Stadtteil Bockenheim sowie gegen die "Gentrifizierungspolitik" in der gesamten Stadt protestiert werden, hieß es. Fridays for Future Frankfurt teilte auf X (früher Twitter) ein Foto mit einem Transparent mit der Aufschrift "Die Druckerei lebt".
Man rechne mit etwa 100 Menschen, die sich an der Kundgebung am Samstag beteiligt hätten, sagte der Polizeisprecher. Es habe zudem eine Art Solidaritätskundgebung im Einfahrtsbereich gegeben - seitens der Sophienstraße.
Verletzte bei Räumung im Sommer
Das 150 Jahre alte Backsteingebäude soll einem Neubau für das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik weichen. Im Juli hatte die Polizei das damals besetzte Gebäude geräumt und eine Demonstration gegen die Räumung aufgelöst.
Dabei gab es zahlreiche Verletzte: Die Demonstranten warfen der der Polizei unnötige Eskalation vor. Die Polizei teilte damals mit, Demonstranten hätten versucht, Beamte abzudrängen. Man habe dies mit Gegenwehr verhindert.
Die Druckerei gehörte ursprünglich der jüdischen Familie Dondorf, deren Mitglieder in der NS-Zeit verfolgt wurden. Die Familie verkaufte die Druckerei, zeitweise wurde hier später das nationalsozialistische Volksblatt gedruckt.
Max-Planck-Institut will historischer Verantwortung gerecht werden
Das Gebäude sei somit auch ein "Mahnmal der NS-Geschichte", erklärten die Hausbesetzer im Sommer. "Bei dem Erhalt dieses Gebäudes geht es auch um das Gedenken an die Verfolgung der jüdischen Familie Dondorf durch die Nazis." Die Stadt Frankfurt und das Land Hessen stünden in der Verantwortung, "eine Erinnerungskultur in der Praxis zu ermöglichen".
Auf dem Gelände soll künftig in einem Neubau das Institut für empirische Ästhetik des Max-Planck-Instituts entstehen. "Schweren Herzens", wie das Institut betonte - und in Absprache mit der Stadt und dem Denkmalschutz. Die Fassade des Neubaus werde sich stark an das historische Vorbild anlehnen, versicherte das Max-Planck-Institut.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 9.12.2023, 19.30 Uhr
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