Mehrere Demos in Frankfurt und Kassel Hunderte fordern Freilassung des Istanbuler Bürgermeisters

In Hessen sind hunderte Menschen mit verschiedenen Anliegen auf die Straßen gegangen. In Frankfurt forderten rund 400 Teilnehmer die Freilassung des Istanbuler Bürgermeisters İmamoğlu. In Kassel wollten die Organisatoren an die "Querdenken"-Proteste erinnern.

Demonstranten tanzen und schwenken Fahnen an der Frankfurter Hauptwache.
An der Frankfurter Hauptwache forderten zahlreiche Unterstützer des Istanbuler Oberbürgermeisters Imamoglu dessen Freilassung. Bild © hr
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İmamoğlu-Unterstützer protestieren in Frankfurt

Demonstration von Imamoglu-Unterstützern in Frankfurt
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Hunderte Menschen haben am Samstagnachmittag an Demonstrationen in Frankfurt und Kassel teilgenommen. In den Städten kam es zu Beeinträchtigungen im Verkehr.

In Frankfurt versammelten sich zahlreiche Unterstützer des Bürgermeisters von Istanbul, Ekrem İmamoğlu. Etwa 400 Demonstranten waren nach Polizeiangaben vor das türkische Volkshaus im Stadtteil Bockenheim gezogen. Später fand auch an der Hauptwache ein Protest statt.

Mit Plakaten, Fahnen und Lautsprechern forderten die Teilnehmer die Freilassung des Oppositionsführers und den Rücktritt des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. İmamoğlu gilt als größter politischer Konkurrent Erdogans.

Opposition: "Staatsstreich"

Er war am Mittwoch festgenommen worden, ein Istanbuler Gericht verhängte am Sonntagmorgen Untersuchungshaft gegen ihn. Später am Sonntag wurde der 53-Jährige als Istanbuler Bürgermeister laut dem türkischen Innenministerium "vorübergehend" abgesetzt.

Gegen İmamoğlu wird wegen Terror- und Korruptionsvorwürfen ermittelt. Die Untersuchungshaft steht in Zusammenhang mit Korruptionsermittlungen. Oppositionsvertreter sprachen von einem "Staatsstreich". İmamoğlu ließ über seine Anwälte ausrichten, es handele sich um eine "Hinrichtung ohne Gerichtsverfahren".

Protestmarsch in Frankfurt

Außerdem zogen in Frankfurt laut Polizei rund 500 Menschen unter dem Motto "Gemeinsam für Deutschland" von der Messe zum Römerberg. Sie forderten unter anderem flächendeckende Grenzkontrollen und wandten sich gegen weitere Militärhilfen für die Ukraine.

Rund 300 Demonstranten werden bei ihrem Protestmarsch in Frankfurt von der Polizei begleitet.
Die Demonstranten forderten in Frankfurt unter anderem flächendeckende Grenzkontrollen und den Stopp der Militärhilfen für die Ukraine. Bild © picture-alliance/dpa | Lando Hass

An einer von Fridays for Future angemeldeten Gegendemo mit dem Motto "Solidarität statt rechter Hetze" nahmen etwa 150 Menschen teil. Polizisten trennten beide Kundgebungen voneinander, damit sie nicht aneinandergerieten, wie ein Polizeisprecher sagte. "Die Gegendemonstranten sind mitgelaufen und haben protestiert." Gewalt habe es nach ersten Angaben nicht gegeben.

Während des Protestmarschs mussten vereinzelt Straßen gesperrt werden. Einige Straßenbahnen wurden kurzzeitig umgeleitet.

Auch in anderen Städten gab es Demonstrationen und Protest unter dem Motto "Gemeinsam für Deutschland", zum Beispiel in Mainz, München, Hannover und Düsseldorf.

Erinnerung an "Querdenken"-Proteste in Kassel

Rund vier Jahre nach der großen "Querdenken"-Demo in Kassel mit rund 20.000 Teilnehmern hatten die Organisatoren wieder zu einer Veranstaltung in der documenta-Stadt aufgerufen.

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Hunderte bei Demos in Frankfurt und Kassel

Querdenker-Demo
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Laut Polizei lag die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Samstagnachmittag im niedrigen bis mittleren dreistelligen Bereich. Die Initiatoren hatten zu ihrem sogenannten "Fest der Demokratie" mit etwa 2.000 Menschen gerechnet. Für den ganzen Tag waren Kundgebungen und Demos in der Innenstadt angekündigt. Auch eine Gegendemo vor dem Rathaus war geplant.

Demonstranten stehen auf Friedrichsplatz in Kassel.
Die Demonstranten versammelten sich unter anderem auf dem Friedrichsplatz in Kassel. Bild © hr

Die "Querdenken"-Bewegung hatte sich während der Corona-Pandemie gegründet. Im Fokus der Proteste standen die politischen Maßnahmen zur Bekämpfung von Covid-19.

Der Demokratieforscher Wolfgang Schroeder von der Universität Kassel bezeichnete die Veranstaltung am Samstag in der hessenschau als den Versuch, an das Vergangene anzuknüpfen. Man sehen schon an den aktuellen Teilnehmerzahlen, dass die Bewegung kein Faktor mehr sei.

Redaktion: Tanja Stehning

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de/Gaby Beck; dpa/lhe/AFP/Reuters