Jean-Milo hat es eilig "Der Kopf ist da": Sturzgeburt im Saukopftunnel

Da hatte einer keine Zeit mehr: Mitten im Saukopftunnel hat der kleine Jean-Milo auf der Fahrt zur Klinik das Licht der Welt erblickt. Stellt sich die Frage: Ist er nun Hesse oder Baden-Württemberger?

Aus dem Saukopftunnel fährt ein Linienbus heraus
Der Saukopftunnel auf der Seite von Baden-Württemberg - Jean-Milo war da schon auf der Welt. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)
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Sturzgeburt im Saukopftunnel

hessenschau vom 13.03.2023
Bild © hr
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Eigentlich sollte Jean-Milo erst Ende März zur Welt kommen, doch wie das mit errechneten Geburtsterminen so ist, man kann sich nicht darauf verlassen. Jennifer Spohn aus Wald-Michelbach (Bergstraße) ist an diesem Montagmorgen vor einer Woche auch ziemlich entspannt, als sich ihr Babybauch "irgendwie anders anfühlt" als noch in den Tagen zuvor.

Um sicher zu gehen, dass mit dem Baby alles in Ordnung ist, lässt sich die 17-Jährige von ihrem Vater ins Krankenhaus nach Weinheim (Baden-Württemberg) fahren - das war zumindest der Plan. "Ich hatte keine Schmerzen, aber kaum waren wir im Tunnel drin, habe ich zu meinem Papa gesagt: Der Kopf ist da."

Opa und Enkel machen Tempo

Auch der werdende Großvater am Steuer bleibt erstaunlich gelassen. "Der hat mir das nicht geglaubt und meinte, ich solle ganz ruhig weiteratmen", erzählt Jennifer Spohn in hr3. Der Opa in spe tritt derweil aufs Gaspedal und rauscht weiter durch den 2.715 Meter langen Saukopftunnel. Zuerst hatte "Echo Online" über die rasante Geburt berichtet.

Den väterlichen Rat, ruhig zu atmen, kontert die 17-Jährige wenig später mit einem "Papa, zu spät!". Mit einer weiteren Presswehe ist Jean-Milo in den Armen seiner Mama gelandet. Und offenbar hat der Kleine die Coolness seiner Familie geerbt: "Er hat einmal kurz gequakt, ruhig geatmet und meinen Finger festgehalten - so als wäre ihm das alles egal."

Auch für Klinikteam etwas Besonderes

Noch aus dem Auto heraus informiert Spohns Vater seine Frau zu Hause in Wald-Michelbach, und die alarmiert die Klinik in Weinheim. Als Opa, Mama und Neugeborenes dort ankommen, werden sie schon von einem Geburtsteam empfangen und versorgt.

Die Ärzte schneiden dann auch die Nabelschnur durch. Für das Geburtsteam ist dieser Fall auch besonders. Eine von 1.500 Geburten sei eine Sturzgeburt, erklärt Lelia Bauer, Chefärztin Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der GRN-Klinik Weinheim. Und dass ein Geburtsteam eine Frau versorgen muss, die im Auto entbunden hat, ist in Weinheim zumindest in den vergangenen drei Jahren nicht passiert.

Hesse oder Baden-Württemberger?

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Aber ist Jean-Milo nun Hesse oder Baden-Württemberger? Eigentlich müsste der tatsächliche Ort der Geburt vermerkt werden, erklärt das Standesamt Weinheim. Der ist allerdings nicht exakt zu bestimmen, denn Enkel und Opa haben gleichzeitig mächtig Tempo gemacht. Die Grenze zwischen Baden-Württemberg und Hessen liegt fast genau in der Mitte des Saukopftunnels.

In einem solchen Spezialfall zählt der Ort, den das Fahrzeug zum ersten Mal nach der Geburt verlassen wird. Und das ist Weinheim.

Mittlerweile hat die junge Familie sich vom Trubel rund um die Blitzgeburt erholt, und Jean-Milo hat die ersten Nächte in seiner hessischen Heimat entspannt hinter sich gebracht. Die Ruhe scheint er weg zu haben - liegt wohl in den Genen.

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 13.03.2023, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Caroline Wornath, Anna Vogel