ICE-Strecke Kassel-Fulda Bahn will pünktlich sein: Bauarbeiten im Zeitplan
Dass große Baumaßnahmen wie geplant verlaufen, ist in Zeiten von Facharbeiter- und Baustoffmangel kein Selbstläufer. Die Bahn will es bei der Sanierung der wichtigen Strecke Kassel-Fulda dennoch schaffen und ist derzeit zuversichtlich.
Bahn-Reisende werden bereits seit zwei Monaten auf der Schnellfahrstrecke zwischen Fulda und Kassel auf eine Geduldsprobe gestellt. Wegen Bauarbeiten kommt es zu Behinderungen und Umleitungen des Bahnverkehrs, deutlich längeren Fahrzeiten und ausfallenden Stopps.
Der etwa 90 Kilometer lange Abschnitt Kassel-Fulda ist Teil der Sanierung zwischen Hannover (Niedersachsen) und Würzburg (Bayern), die seit Anfang April läuft und sich noch bis zum 9. Dezember hinziehen soll - laut ersten Planungen.
Verzögerungen? Fehlanzeige!
Bei einer Baustellen-Begehung bekräftigte nun ein Sprecher des Bauprojekts, dass es dabei bleiben soll. Verzögerungen? Bislang Fehlanzeige! "Wir sind absolut im Plan, was unseren Bau-Ablauf angeht", sagte Gesamtprojektleiter Sven Schaaf.
Bei ihrer persönlichen Planung müssen Bahn-Reisende dagegen noch bis zum Winter berücksichtigen, dass mit der Bahn auf dieser Strecke alles etwas länger dauert als gewohnt. Die Fahrzeiten verlängern sich zwischen Fulda und Kassel je nach Zug und Verbindung zwischen 60 und 90 Minuten. Welche Verbindungen im Fern- und Nahverkehr betroffen sind, finden Sie hier.
250 Millionen Euro Investitionen
Zu einer großen Beschwerde-Welle von Fahrgästen sei es trotz der acht Monate langen, baubedingten Verkehrsbehinderungen nicht gekommen, versicherte Schaaf. "Es wurde lange im Vorfeld alles kommuniziert. Jeder Reisende weiß, worauf er sich einlässt und wie lange die Fahrtzeiten betragen."
Für die Bahn ist es auf der stark genutzten, mittlerweile 30 Jahre alten Schnellfahrstrecke zwischen Nord- und Osthessen eine große Baumaßnahme. 250 Millionen Euro werden investiert. Verlegt werden 163 Kilometer neue Gleise, 70 Weichen und rund 196.000 Schwellen. Zudem würden 150.000 Tonnen Schotter ausgetauscht, um die Infrastruktur rundum zu erneuern.
Pro Stunde bis zu 200 Meter Fortschritt
Wie diese Sanierung vorangeht, zeigte die Bahn in dieser Woche auf einer Baustelle in Schlitz (Vogelsberg). Die Bahn setzt dort nach eigenen Angaben einen der modernsten Bauzüge (RUS 1000 S) der Welt ein. Er ist 600 Meter lang und arbeitet sich pro Stunde bis zu 200 Meter voran. Der Clou: Wo früher mehrere Baumaschinen auf Schienen gebraucht wurden, gibt es nun eine All-in-One-Lösung.
Denn mit Hilfe des Zuges werden die Schottersteine mit einem Förderband aus dem Gleisbett aufgenommen, gereinigt und wieder verteilt. Parallel dazu werden die Schwellen und 120 Meter lange Schienenstücke verlegt, die zu einem Strang verschweißt werden.
Harter Job trotz moderner Technik
Damit die Arbeiten auf der dafür gesperrten Strecke reibungslos laufen, ist eine Besatzung von mehr als zwei Dutzend Gleisbau-Arbeitern nötig. Sie bedienen die Maschinen und lockern etwa die Befestigungen der Betonschwellen. Für die Arbeiter ein harter Job trotz moderner Technik.
Die Anstrengung steht ihnen bei sommerlichen Temperaturen ins Gesicht geschrieben. Zudem ist es laut und staubig am Gleisbauzug. Bei den Arbeiten im knapp 800 Meter langen Tunnel Witzelshöhe muss auch auf die Belüftung geachtet werden. Zwischen Fulda und Kassel geht es insgesamt durch 27 Tunnel und über 18 Brücken.
Logistik als größte Herausforderung
Die größte Schwierigkeit bei den Bauarbeiten ist die Logistik, wie Gesamtprojektleiter Schaaf sagte. "Wir haben wenig Fläche zur Anlieferung und Lagerung von Material und müssen schauen, wo und wie wir an die Gleise herankommen - das ist die große Herausforderung." Der Großteil der Anlieferungen des Baumaterials erfolge auf dem Schienenweg von Fulda oder Kassel.
Wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind, sollen die Fahrgäste und auch das Unternehmern erstmal für ein paar Jahre Ruhe haben. "Es besteht der Anspruch, dass für fünf Jahre keine größeren Baumaßnahmen nötig sind. Instandhaltungsarbeiten wird es aber auch zwischendurch mal geben müssen", erklärte Schaaf.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 30.05.2023, 16.45 Uhr
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