Diebstahl, Raub, Überfall Juwelierläden zunehmend im Fokus von Kriminellen

Uhren, Gold, Schmuck: Juweliergeschäfte geraten zunehmend ins Visier von Kriminellen. Dabei gehen sie immer aggressiver vor - sogar vor Körperverletzung schrecken sie nicht zurück. Drei Städte in Hessen sind besonders betroffen.

 Eine Axt ist hinter den Schaufensterauslagen in einem Juweliergeschäft zu sehen.
Scheibe einschlagen, Beute raffen, abhauen: so laufen die meisten Einbrüche ab. Bild © picture alliance / Jochen Reichwein

Die Täter kommen in der Nacht, sie hebeln die Eingangstür zu einem Vellmarer Einkaufszentrum im Landkreis Kassel auf und werfen einen Gullydeckel in die Scheibe eines Juweliergeschäft.

Der Schaden an Tür und Schaufenster liegt im niedrigen vierstelligen Bereich, über Menge und Wert der entwendeten Schmuckstücke will die Polizei bisher keine Angaben machen.

Dieser Fall von Ende Februar ist bereits die zweite Tat allein in Kassel. Kurz zuvor richteten Unbekannte bei einem Einbruch hohen Schaden an. Sie stemmen eine Wand auf, um an den hochwertigen Schmuck zu gelangen.

Ein dritter Raub kommt noch dazu: Hier hatten Kriminelle sogar den Juwelier und seine Familie zu Hause in ihre Gewalt gebracht, den Schlüssel zum Laden erpresst und mit dem Fahrzeug des Besitzers das Geschäft unweit der Kasseler Innenstadt ausgeraubt. Sie konnten knapp einen Monat später gefasst werden.

LKA verzeichnet Anstieg der Delikte

In der Polizeilichen Kriminalstatistik des Landes Hessen wurden seit 2020 insgesamt 185 Straftaten erfasst, die im Zusammenhang mit Juweliergeschäften oder Uhrenläden stehen.

Bei den Taten handelt es sich neben verschiedenen Formen des Diebstahls auch um sogenannte Rohheitsdeliekte, die Raubstrafttaten umfassen, teilte ein Sprecher des Hessischen Landeskriminalamtes (LKA) auf hr-Anfrage mit.

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Die Statistik zeigt nach einer geringeren Anzahl der Taten in den Jahren 2021 und 2022 einen Anstieg von nahezu 50 Prozent im Jahr 2023. Die Fallzahlen für das vergangene Jahr liegen nicht vor. Laut LKA sind diese in 2024 jedoch erneut leicht angestiegen.

Die Tatorte liegen dabei selten im ländlichen Raum, auch Klein- oder Mittelstädte bleiben verschont. Vor allem Großstädte sind im Visier der Kriminellen. Einen Schwerpunkt verzeichnet das LKA demnach in Frankfurt, Wiesbaden und Kassel.

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Schwankende Schadenssummen

Die Schadenssummen schwanken dabei deutlich. Während 2020 knapp 1,3 Million Euro Schaden entstand, lag die Summe nur ein Jahr später gut bei der Hälfte. In 2022 erreichte sie wieder einen Stand von über einer Million Euro, ein Jahr später lag sie wieder knapp über 600.000 Euro.

Wie hoch die Beute ausfällt, ist also unterschiedlich. Im November 2023 hatten Räuber im Frankfurter Bahnhofsviertel Schmuck im Wert von einer halben Million erbeutet. Auch sie konnten kurz darauf festgenommen werden.

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Täter mit "hoher krimineller Energie und hoher Gewaltbereitschaft"

Die Aufklärungsquote bei den Delikten liegt immerhin zwischen 38 und knapp 45 Prozent. Die Einbrüche und Raube werden sowohl durch Einzeltäter als auch von Banden begangen, heißt es aus dem LKA.

Dabei ist mit den Kriminellen nicht zu spaßen. "Die Täter haben eine hohe kriminelle Energie sowie eine hohe Gewaltbereitschaft", so der LKA-Sprecher.

Wiederverkauf in Auktionshäusern und im Darknet

Doch warum lohnt sich für die Täter das Risiko, entdeckt zu werden? Die Behörde verweist auf den hohen Wiederverkaufswert von Schmuck, Gold und Edelsteinen. Die gestohlene Ware werde unter anderem in Auktionshäusern, bei Zwischen- oder Unterhändlern und auf öffentlich zugänglichen Verkaufsplattformen angeboten.

Dazu habe sich das Darknet zu einem Umschlagplatz für die geklauten Stücke entwickelt. Es biete den Vorteil, dass die Täter dort anonym agieren könnten.

Gelegenheitskriminelle haben es schwer

Der Verkauf von Diebesgut über seriöse Kanäle habe "wenig Aussicht auf Erfolg", erklärte Joachim Dünkelmann, Geschäftsführer des Bundesverbands der Juweliere (BVJ) dem hr.

Vor allem bei Uhren sei die Herkunft anhand der Seriennummer nachvollziehbar, bei größeren Mengen an Schmuck schöpften Fachleute schnell Verdacht.

Zudem würden die persönlichen Daten des Verkäufers erhoben. "Die Warnsysteme innerhalb der Branche funktionieren gut", so Dünkelmann. Das mache es vor allem für Gelegenheitskriminelle schwer, die Beute zu "versilbern". Organisierte Täter hingegen verfügten über "das erforderliche illegale Netzwerk zur Veräußerung der gestohlenen Ware".

Wie ein Hochsicherheitstrakt - Handlungsempfehlungen für Juweliere

Ein guter Schutz des Ladens kann es ungebetenen Gästen schwer machen. Die Empfehlungen für Juweliere, die ihre Läden sichern wollen, klingen nach Hochsicherheitstrakt.

So sollten die Geschäfte möglichst über Eingangsschleusen verfügen, damit Kunden nur einzeln eintreten können. Außerdem habe sich der Einsatz von Videosystem und Gegensprechanlagen bewährt.

Im Notfall kann über Alarmknöpfe an strategischen Stellen im Verkaufsraum Hilfe alarmiert werden. Außerdem empfiehlt das LKA, den Laden immer zu zweit zu öffnen oder zu schließen und hierbei Zeiten und Abläufe zu variieren, um es den Tätern schwer zu machen.

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Quelle: hessenschau.de