Mindestens ein Verletzter Aktivisten auf Dach der besetzten Dondorf-Druckerei festgenommen
Die Polizei hat das Dach der besetzten Dondorf-Druckerei in Frankfurt geräumt. Acht verbliebene Aktivisten wurden festgenommen. Es gab mindestens einen Verletzten.
Der Einsatz fand am frühen Dienstagmorgen gegen 5.30 Uhr statt. Ein Aktivist wurde laut Polizei bei der Räumung der besetzten Dondorf-Druckerei im Frankfurter Stadtteil Bockenheim im Gesicht verletzt. Die Person habe Widerstand geleistet. Die auf dem Dach verbliebenen acht Aktivisten seien wie von der Polizei geplant von einem Spezialeinsatzkommando schlafend angetroffen und festgenommen worden.
In einem Video auf der Plattform X sagte eine Aktivistin, die Polizei habe Schmerzgriffe eingesetzt. Eine Person sei so schwer verletzt, dass sie blute.
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Räumung wegen Gesundheitsgefahren
Laut Polizei sollen die Aktivisten zuvor alle Angebote ausgeschlagen haben, das Dach freiwillig zu verlassen. Wie ein Sprecher sagte, sollen nun die Personalien und der Gesundheitszustand der Besetzer festgestellt werden, danach würden sie voraussichtlich wieder entlassen.
Der weitere Aufenthalt auf dem Dach bei Kälte sei ein Risiko für die Aktivisten gewesen. Unter "Prüfung der Verhältnismäßigkeit" habe die Polizei sich zur Räumung entschieden, hieß es. Zuvor hatte sie eine Räumung gegen Widerstände aus Sicherheitsgründen noch ausgeschlossen. Einen Aufruf der Goethe-Universität zu einer freiwilligen Räumung hatten die Aktivisten abgelehnt.
Beihilfe zum Hausfriedensbruch?
In der Nacht sind zudem zwei Menschen festgenommen worden, die Rucksäcke mit Lebensmitteln an einen Seilzug zum Dach gehängt haben sollen. Laut Polizeisprecher handle es sich dabei um Beihilfe zum Hausfriedensbruch. Die Aktivisten hatten zuvor kritisiert, dass die Polizei ihnen den Zugang zu Essen und Trinken verwehre. Diese hatte dagegen erklärt, dass die Aktivisten sicher ins Innere geleitet werden könnten, wo sie Essen und Trinken bekommen würden.
Der Frankfurter Polizeipräsident Stefan Müller dankte den Einsatzkräften. "Die gesundheitlichen Rahmenbedingungen für die Besetzerinnen und Besetzern verschlechterten sich von Tag zu Tag, so dass der Zugriff durch ein Spezialeinsatzkommando als letzte Option unvermeidbar war."
Zweite Druckerei-Besetzung in diesem Jahr
Die Aktivisten hatten die Druckerei Anfang des Monats zum zweiten Mal in diesem Jahr besetzt. Man wolle damit gegen den geplanten Abriss des historischen Gebäudes sowie gegen die "Gentrifizierungspolitik" in der gesamten Stadt protestieren, hieß es.
Die Besetzerinnen und Besetzer wollen in dem Gebäude ein "selbstverwaltetes Kulturzentrum" einrichten. Außerdem kritisieren sie die ökologischen Kosten für Abriss und Neubau und betonen die historischen Bedeutung der Druckerei, die einer jüdischen Familie gehörte.
Die Goethe-Universität hatte das Gebäude zuletzt genutzt und hat Hausrecht - Eigentümerin ist jedoch das Land Hessen. Bislang verhandelte die Goethe-Uni mit den Besetzern.
Verletzte bei Räumung im Sommer
Das 150 Jahre alte Backsteingebäude soll einem Neubau für das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik weichen. Im Juli hatte die Polizei das damals besetzte Gebäude geräumt und eine Demonstration gegen die Räumung aufgelöst.
Dabei gab es zahlreiche Verletzte. Die Demonstranten warfen der Polizei unnötige Eskalation vor. Die Polizei teilte damals mit, Demonstranten hätten versucht, Beamte abzudrängen. Man habe dies mit Gegenwehr verhindert.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 19.12.2023, 16:45 Uhr
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