Drei Geschwister in Löschteich ertrunken Ein ganzes Dorf im Schockzustand
Drei Geschwisterkinder sind in einem Feuerlöschteich im nordhessischen Neukirchen ertrunken. Die Polizei geht von einem tragischen Unfall aus. Familie und Anwohner stehen unter Schock.
In Neukirchen (Schwalm-Eder) herrscht Fassungslosigkeit und Trauer. Drei Geschwisterkinder im Alter von fünf, acht und neun Jahren haben ihr Leben am Samstag (18.06.2016) in einem Feuerlöschteich im Ortsteil Seigertshausen verloren.
Der elf Jahre alter Bruder hatte am Samstagabend auf der Suche nach seinen Geschwistern den bewusstlosen Fünfjährigen in dem frei zugänglichen, nicht eingezäunten Teich entdeckt. Anwohner zogen das Kind heraus, Reanimierungsversuche schlugen aber fehl. Der Junge starb am späten Samstagabend noch an der Unglücksstelle.
Ermittler schließen Fremdverschulden aus
Als die Retter eintrafen, offenbarte sich eine noch größere Tragödie: Taucher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) konnten das achtjährige Mädchen und ihren neun Jahre alten Bruder gegen 23 Uhr nur noch tot aus dem Teich bergen.
Die Ermittler sprachen von einem Unglück und schlossen ein Fremdverschulden aus. Beamte der Kriminaltechnik suchten auch am Sonntag rund um den Löschteich nach Spuren. Die Leichen der drei Kinder sollen laut Polizei am Montag obduziert werden.
"Alle waren in heller Aufregung"
In Seigertshausen leben knapp 700 Menschen. Nach Angaben einer Augenzeugin half "das halbe Dorf" bei der Suche nach den Kindern mit. "Alle waren in heller Aufregung", sagte die Anwohnerin, die die Kinder persönlich kannte. "Das ganze Dorf steht unter Schock, die Stimmung ist eine Katastrophe."
Neukirchens Bürgermeister Klemens Olbrich sagte, im Ort herrsche "große Betroffenheit". Noch nie sei so etwas an dem Teich passiert. Die Familie ist laut Olbrich vor einem Jahr aus Saarbrücken nach Nordhessen gezogen und hat einen syrisch-kurdisch-türkischen Hintergrund. Die Kinder sind der Polizei zufolge alle in Deutschland geboren. Um die betroffene Familie kümmerte sich ein Mitglied einer muslimischen Gemeinde aus der Gegend.
Unfall könnte sich beim Spielen ereignet haben
Olbrich kündigte an, das tödliche Drama am Dorfteich aufarbeiten zu wollen. "Drei Punkte sind zu klären: eine mögliche Verletzung der Aufsichtspflicht, die Frage nach dem Schwimmunterricht und was nun mit dem Teich, der Brandschutzzwecken dient, geschieht."
Auch den Pfarrer der evangelischen Kirche in Seigertshausen macht das Unglück tief betroffen. "Unmögliches Leid" habe sich auf das Dorf gelegt, sagt Reinhard Keller in seiner Sonntagspredigt.
Wie die Kinder in den etwa 40 Meter breiten Teich gerieten, ist noch unklar. Das Ufer ist mit Steinen befestigt, steil und nach dem vielen Regen der vergangenen Wochen rutschig. Auf einem Schild steht: "Teichanlage. Betreten auf eigene Gefahr. Eltern haften für ihre Kinder."
Der Unfall könnte sich beim Spielen ereignet haben. Die Kinder seien dort häufiger beobachtet worden. Um herauszufinden, was genau passiert ist, werden Zeugen gesucht, die das Unglück selbst oder die Kinder kurz vorher gesehen haben.